Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)
der Welt. Cithrin lachte und klatschte. Sie führte die Menge weniger, als ihren Fluss zu beschleunigen.
Als es zu Ende war und die Schauspieler sich inmitten eines mäßigen Schauers von Münzen verbeugten, war sie beinahe überrascht, als sie feststellte, dass sie wieder in ihr eigenes Leben zurückgekehrt war. Versteckt in Porte Oliva, in Erwartung des nächsten nächtlichen Überfalls.
Und Vanai war tot.
Sandr kam aus dem Karren hervor und rieb sich die Farbe mit einem feuchten Lappen vom Gesicht. Die Schmierer um Augen und Mund ließen ihn jünger aussehen, als er war.
»Gut gelaufen«, sagte er mit einem Grinsen.
»Ja«, stimmte Cithrin zu.
»Ich gebe dir jetzt ein Essen aus, wenn du magst«, sagte er. Über seiner Schulter erhaschte Cithrin einen Blick auf Cary, die finster vom Karren auf sie herabschaute, und versuchte zu sehen, was die Schauspielerin sah. Sandr, den Hauptdarsteller. Und Cithrin, das naive Mädchen zweiter Wahl. Oder vielleicht Sandr, das Mitglied der Truppe, und Cithrin, den Grund, weshalb Opal fort war. Die geschürzten Lippen und die gerunzelte Stirn könnten Missbilligung für sie oder Sandr ausdrücken. Oder für beide.
Finde es heraus , sagte Magister Imaniel in ihrer Erinnerung oder vielleicht auch aus seinem Grab.
Cithrin hob eine Hand auf Hüfthöhe; es war nicht einmal ein richtiges Winken. Cary erwiderte es, und dann deutete sie auf Sandr und neigte den Kopf zur Seite. Wirklich? Wenn sie wegen Opal wütend gewesen wäre, hätte sie wahrscheinlich gelächelt und gewunken. Von Erleichterung überrascht, zuckte Cithrin mit den Schultern. Cary verdrehte die Augen und ging zurück in den Karren.
»Was?«, fragte Sandr und blickte über die Schulter. »Habe ich etwas verpasst?«
»Nur Cary«, sagte Cithrin. »Du hast etwas von einem Essen gesagt?«
Der Schankraum, der ihrer Unterkunft am nächsten war, bot Gerichte mit Huhn und eingelegten Karotten an, von denen behauptet wurde, dass sie gut zu dem dunklen Bier passten. Sandr bezahlte fünf zusätzliche Münzen für das Privileg eines eigenen Tisches mit einer einzelnen Bank, vom Schankraum durch ein Tuch abgetrennt, das zu bescheiden war, um als Vorhang durchzugehen. Er glitt neben ihr auf die Bank, mit einem Krug Schwarzbier und einem breiten Kelch mit verstärktem Wein für sie. Sein Bein kam mühelos neben ihrem zum Liegen, als ob die Berührung vollkommen normal wäre. Cithrin zog in Erwägung wegzurutschen, um ein paar Fingerbreit Abstand zwischen sie zu bringen. Stattdessen trank sie einen großen Schluck Wein und genoss seine Schärfe. Sandr lächelte und nippte an seinem eigenen Bier.
Das hier war, wie sie erkannte, eine Verhandlung. Er wollte ein paar der Dinge ausführen, die er gerade noch in der schlüpfrigen Komödie nachgeäfft hatte, und war im Gegenzug willens, Essen und Alkohol, Aufmerksamkeit und Zuneigung anzubieten. Und, ob es ihm klar war oder nicht, Erfahrung. Stillschweigender Austausch war etwas, worüber Magister Imaniel etliche Male gesprochen hatte, und stets mit Verachtung. Ihm hatte die Präzision des Bemessens in Münzwerten gefallen. Hier, in der Wärme des Schankraums, mit dem Geschmack des gesalzenen Fleisches und des verstärkten Weins im Mund, der ihr das Blut wärmte, war Cithrin nicht sicher, ob sie seine Meinung teilte. Ungenauigkeit hatte gewiss ihren Platz.
»Es tut mir leid wegen Vanai«, sagte Sandr, indem er es mit demselben Einsatz versuchte wie vor der Aufführung.
Was sollten diese Worte bezwecken? Sie daran erinnern, wie sehr sie Bestätigung und das Gefühl der Verbundenheit nötig hatte, nahm sie an. Die Dinge, die er anbot, wertvoll erscheinen lassen. Dennoch hatte er diesen Punkt schon vorher deutlich gemacht. Ihn noch einmal anzuführen war ein Fehler. Vielleicht, wenn er ihn mit einer anderen Taktik verbunden hätte. Er hätte ihre Seite des Tauschhandels herabwürdigen können. Wenn er zum Beispiel ihr Kleid oder ihren Haarschnitt bemängelt hätte, um deutlich zu machen, dass es gar nicht so viel wert war, mit ihr ins Bett zu gehen. Dabei bestand die Gefahr, dass sie sich angegriffen fühlen und die Verhandlungen abbrechen würde. Oder vorgab, davon angegriffen zu sein, um ihn dazu zu zwingen, sein Angebot zu erhöhen.
»Cithrin?«, sagte er, und sie schüttelte sich.
»Es tut mir leid«, antwortete sie. »Ich war mit den Gedanken woanders.«
»Das Bier ist gut. Warst du hier schon einmal?«
»Ich wollte herkommen«, sagte sie. »Irgendwas ist immer
Weitere Kostenlose Bücher