Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)
mit dem gleichen breiten Grinsen, das er für jeden vorausgehenden Trupp übrig gehabt hatte und auch für jeden noch kommenden übrig haben würde.
»Issandrian ist ein grausamer Bastard«, sagte Dawson. »Wenn man gekommen ist, um dem Jungen seinen Platz zu stehlen, sollte man die Würde besitzen, ihn nicht mit Geschenkbändern zu verschnüren.«
»Um Gottes willen, Kalliam, sagt solche Dinge doch nicht, wo Euch Leute hören könnten«, brummte Odderd Faskellan. Hinter ihnen lachte Canl Daskellin leise.
Auf der Straße trampelten fünf Yemmu heran. Die Hauer in ihren Kiefern waren unnatürlich grün und blau gefärbt, und sie ragten über der Zuschauermenge aus Erstgeborenen auf. Sie schienen keine Rüstungen oder Waffen außer der ungeheuren Größe ihrer Rasse zu besitzen. Die fünf hielten vor dem König an und entboten ihren Gruß. Prinz Aster erwiderte ihn, und einer der Yemmu erhob die Stimme zu einem rollenden, barbarischen Ruf. Die anderen schlossen sich an, eine Stimme legte sich über die andere, bis die Klänge ineinander verflochten schienen. Eine leichte Brise zupfte an Dawsons Umhang, und die Bäume, die die Straße säumten, erbebten. Die Luft kam aus allen Richtungen heran. Die Stimmen wurden tiefer, und der Yemmu in der Mitte des Rudels hob eine riesige, fleischige Faust. Um sie herum peitschte ein winziger Wirbelsturm.
Kundige also. Dawson machte sich eine Notiz.
»Denkt Ihr, der Schlag wird kommen, ehe die Spiele beginnen?«, fragte Daskellin.
»Es muss doch nicht zwingend dazu kommen, oder?«, fragte Odderd.
»Eher währenddessen«, antwortete Dawson. »Aber alles ist möglich.«
»Denkt noch einmal über Paerin Clarks Angebot nach«, sagte Daskellin.
»Das werde ich nicht tun«, entgegnete Dawson.
»Wir müssen. Oder seht Ihr nicht dieselbe Parade wie ich? Wenn wir gegen all das bestehen wollen, brauchen wir Verbündete. Und offen gesagt, Gold. Habt Ihr eine Möglichkeit, an diese Dinge zu kommen? Denn wie der Zufall es will, ich habe eine.«
Ein Trupp Schwertkämpfer marschierte vorbei. Fünfzig, alle in der leuchtend brünierten Rüstung von Elassae und gleichmäßig aufgeteilt in schwarz geschuppte Timzinae und großäugige Südlinge. Schaben und Nachtkatzen. Rassen, die zur Sklaverei geschaffen waren, damit sie ihren Drachenmeistern dienten, marschierten ins Zentrum der Macht der Erstgeborenen.
»Wenn wir nicht als Anteaner gewinnen können, verdienen wir es zu verlieren«, sagte Dawson.
Die entsetzte Stille hinter ihm ließ vermuten, dass er zu weit gegangen war. Er notierte sich die Schwertkämpfer.
»Ich habe dies angefangen, weil ich geglaubt habe, dass Ihr im Recht seid, alter Freund«, erklärte Daskellin. »Ich habe nicht gesagt, dass ich in Euer Grab kriechen würde.«
»Etwas …«, begann Odderd, aber Dawson hörte nicht auf ihn.
»Wenn wir hier gewinnen, indem wir uns verschulden, dann sind wir nicht besser als Maas oder Issandrian oder Klin. Daher, ja, Canl, werde ich für Antea ins Grab gehen. Und meine Loyalität wird nur einem gehören. Nicht zu so vielen Hundertsteln dem Thron und zu so vielen einem grünen Tisch in Nordstade.«
Daskellins Gesicht wurde so reglos wie Kohle. »Ihr sprecht aus Furcht«, sagte er, »und deshalb werde ich Euch nachsehen …«
»Still jetzt!«, blaffte Odderd. »Da tut sich etwas.«
Dawson folgte dem Blick des Mannes. Auf dem königlichen Podium beugte eine ältere Frau in den Farben der Königshöhe vor König Simeon das Knie. Ein junger Mann war an ihrer Seite, in Lederrüstung und noch staubig von der Straße. Prinz Aster blickte zu seinem Vater, die Parade war vergessen. König Simeons Mund bewegte sich, und sogar aus dieser Entfernung sah Dawson das Entsetzen auf seinem Gesicht.
»Wer ist der Junge?«, fragte Canl Daskellin leise. »Von wem stammt die Nachricht?«
Schritte kamen die hölzernen Stufen hinter ihnen herauf, und Vincen Coe erschien. Der Jäger verbeugte sich vor den beiden anderen, aber sein Blick lag auf Dawson.
»Eure edle Gemahlin schickt mich, mein Lord. Ihr werdet zu Hause gebraucht.«
»Was ist geschehen?«, fragte Dawson.
»Euer Sohn ist zurückgekehrt«, sagte Coe. »Es gibt Neuigkeiten aus Vanai.«
»Er hat was ?«, fragte Dawson.
»Er hat es verbrannt«, sagte Jorey, beugte sich vor und kraulte einen Hund zwischen den Ohren. »Hat Öl in den Straßen ausgegossen, die Tore verschlossen und es niedergebrannt.«
Das Jahr, das vergangen war, seit Dawson seinen jüngsten Sohn zuletzt gesehen
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