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Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
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langsamer, erklomm eine gemauerte Stufe nach der anderen.
    In den Palästen fiel das Sonnenlicht gedämpft durch große Wände aus Buntglas. Rot, grün und golden ergoss es sich über die Böden, die doppelten Treppenaufgänge. Es sprenkelte die Haut der Vorübergehenden, was Marcus das Gefühl gab, in einer verzauberten Grotte aus einem Kinderlied zu sein, in der alle Fische in niedere politische Beamte verwandelt worden waren. Cithrin holte lang und bebend Luft. Für einen Augenblick dachte er, sie würde gehen. Auf dem Absatz kehrtmachen, fliehen und die ganze, wahnsinnige Narretei hinter sich lassen. Stattdessen trat sie vor und legte eine Hand auf den Arm einer vorübereilenden Kurtadam.
    »Vergebt mir«, sagte Cithrin. »Wo kann ich den Handelspräfekten finden?«
    »Die Treppe hinauf, Madam«, sagte die Kurtadam mit einem weichen, südländischen Lispeln. »Es ist ein Cinnae wie Ihr auch. Grüner Filztisch, Madam.«
    »Ich danke Euch«, sagte Cithrin und wandte sich zu den Stufen um. Der Blick der Kurtadam blieb an Marcus hängen, und er nickte ihr zu, als sie vorbeigingen. Als Leibwächter fühlte er sich fehl am Platz. Hier gab es, verstreut über die Menge, ein paar Königinnengardisten, aber keine weiteren privaten Wächter waren zu sehen. Er fragte sich, ob die echte Medean-Bank ihn mitgenommen oder ihn draußen gelassen hätte.
    Am oberen Ende der Treppe hielt Cithrin inne, und er tat es ihr gleich. Die Präfekturen waren planlos über den Raum verteilt, als hätte ein riesiges Kind die Tische aufgehoben und sie verstreut. Es gab keine Gänge, keine Reihen. Jeder Tisch stand in einem anderen Winkel zu den umgebenden, und wenn in diesem Chaos ein System herrschte, konnte Marcus es nicht erkennen. Cithrin bedeutete ihm, dass er dicht bei ihr bleiben sollte, und stakste in den Schlamassel hinein. Nach einem Drittel des Weges durch den Raum kam sie an einen Tisch, der mit grünem Filz überzogen war, an dem ein Cinnae in einer braunen Tunika saß und durch Pergamentstapel blätterte. Eine kleine Waage stand neben ihm, dahinter eine Reihe von Gewichten wie Soldaten in Habachtstellung.
    »Ihr braucht Hilfe?«, fragte er.
    »Ich bin gekommen, um Gründungsbriefe einzureichen«, sagte Cithrin. Marcus spürte, wie sein Herzschlag sich beschleunigte wie in den Augenblicken vor einer Schlacht. Er verschränkte die Arme und machte ein finsteres Gesicht.
    »Welche Handelssparte, Madam?«
    »Bankwesen«, sagte Cithrin, als wäre es etwas vollkommen Gewöhnliches.
    Der Handelspräfekt blickte auf, als sähe er sie zum ersten Mal. »Wenn Ihr ein Spielhaus meint …«
    »Nein«, sagte Cithrin. »Eine Zweigniederlassung. Die Dachgesellschaft ist in Carse. Ich habe die Papiere, wenn Ihr sie möchtet.«
    Sie hielt sie ihm hin. Marcus war sicher, dass er einen Hauch von altem Urin riechen konnte, dass das Blatt an der Stelle drei Schattierungen dunkler wirkte, wo sie es durch Wachs geschützt hatten. Der Präfekt würde lachen, die Königinnengarde rufen und das Spiel hier beenden, ehe es begonnen hatte.
    Der Cinnae nahm das Pergament entgegen, als wäre es aus geblasenem Glas. Er runzelte die Stirn, sein Blick huschte über die Worte. Er hielt inne und sah zu Cithrin auf. Sein blasses Gesicht errötete.
    »Die … die Medean-Bank?«, sagte er. Marcus bemerkte, wie die Unterhaltungen um sie herum ins Stocken gerieten und endeten. Weitere Blicke wandten sich ihnen zu. Der Präfekt schluckte. »Wird das eine eingeschränkte Zulassung oder eine freie?«
    »Ich glaube, der Brief sagt frei«, antwortete Cithrin.
    »Das sagt er. Das sagt er. Ein vollwertiger und lastenfreier Ableger der Medean-Bank.«
    »Ist das ein Problem?«
    »Nein«, erwiderte der Mann und ließ den Finger über das Blatt wandern, um nach ihrem Namen zu suchen. »Nein, Fräulein bel Sarcour, nur hat man mich nicht unterrichtet, dass ich damit zu rechnen hätte. Wenn der Statthalter es gewusst hätte, wäre er hier gewesen.«
    »Nicht nötig«, sagte Cithrin. »Soll ich die Gebühren an Euch bezahlen?«
    »Ja«, antwortete der Präfekt. »Ja, das wäre wunderbar. Lasst mich nur …«
    Es fühlte sich wie ein Tag an und dauerte vermutlich weniger als eine halbe Stunde, während Cithrin mit dem Bürokraten rang. Die Bezahlung wurde von der Bank entrichtet, geprüft, angenommen, und Belege wurden erstellt. Der Mann kritzelte einen Vermerk auf ein Blatt aus rosarotem Florpostpapier, drückte einen in Tinte getauchten Stempel auf das Blatt, unterschrieb und ließ

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