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Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
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können nicht bleiben«, sagte Horniss. »Meister Kit will unbedingt die Tragödie der Vier Winde bereit zum Aufführen haben, ehe die Handelsschiffe aus Narineiland kommen.«
    »Wirst du dort investieren?«, fragte Cary.
    »In ein Schiff oder eine Tragödie?«, entgegnete Cithrin trocken.
    »Beides.«
    »Weder noch«, sagte sie.
    In Wahrheit gingen Cithrin die Handelsschiffe aus Narineiland neuerdings immer wieder durch den Kopf.
    Der große Reichtum der Welt lag in den Mustern des Handels. Die Keshet und Pût hatten vielleicht genug Olivenbäume und Wein für jede Stadt der Welt, aber keine der Minen dort brachte Gold hervor, und das Eisen befand sich in einem rauen, straßenlosen Gebiet und war schwer zu erreichen. Lyoneia hatte wunderbare Hölzer und Gewürze, musste aber kämpfen, um genug Getreide für sein Volk anzubauen. Fern-Syramis mit seinen Seidenstoffen und Farben, Magie und Tabak verhieß die seltensten Güter der Welt, aber der Überseehandel, mit dem man es erreichte, war so unsicher, dass bei den Reisen dorthin mehr Vermögen verloren als gewonnen wurde. Überall gab es ein Ungleichgewicht, und der sicherste Weg zum Gewinn war es, zwischen etwas Wertvollem und jemandem zu stehen, der es wertschätzte.
    An Land bedeutete das die Herrschaft über die Drachenstraßen. Keine lediglich menschliche Verbindung aus Stein und Mörtel konnte die Dauerhaftigkeit von Drachenjade erreichen. All die großen Städte bildeten sich genau an den entsprechenden Orten heraus, weil dort Wege verliefen, die geschaffen worden waren, als die Menschheit eine einzige Rasse gewesen war und die Meister der Welt auf großen, schuppigen Schwingen geflogen waren. Drachen selbst hatten sich selten, wenn überhaupt, dazu herabgelassen, auf den Straßen zu reisen. Sie stellten die Dienerschaftstreppen des gefallenen Imperiums dar, und sie bestimmten den Fluss des Geldes für allen Handel über Land.
    Die pfadlose See jedoch konnte umgestaltet werden.
    Jeden Herbst wurden die Schiffe im Süden mit Weizen und Öl, Wein, Pfeffer und Zucker beladen und machten sich, bezahlt vom Gold der Abenteurer oder Verzweifelten, auf die Reise nach Norden. Nordstade, Hallskar, Asterilreich und selbst die Nordküste von Antea würden die Güter abnehmen, häufig für weniger Geld als dieselben Waren, wenn sie über Land transportiert wurden. Die Handelsschiffe nahmen in diesen Häfen vielleicht Fracht auf – Salzhering aus Hallskar, Eisen und Stahl aus Asterilreich oder Nordstade –, aber die meisten nahmen ihr Geld und eilten zu den offenen Häfen von Narineiland, um auf den Überseehandel aus Fern-Syramis zu warten. Das war ein großes Glücksspiel.
    Zufällige Besonderheiten von Wind und Strömung ließen den Inselstaat von Narineiland zum einfachsten Zielhafen für Schiffe aus Fern-Syramis werden, und wenn ein Handelsschiff seine Fracht und sein Geld gegen eine Ladung eintauschen konnte, die frisch aus jenen fernen Landen gekommen war, konnte man das Geld, das man investiert hatte, verdreifachen. Wenn nicht, riskierte man, dass die Schiffe von Narineiland zurückkehrten und nur das dabeihatten, was auf den örtlichen Märkten gekauft werden konnte, was einen sehr viel kleineren Gewinn bedeutete. Oder das Schiff konnte Piraten zum Opfer fallen, oder es konnte sinken, und dann war alles entweder verloren oder konnte gegen Lösegeld zu überzogenen Preisen und langsam wie ein Gletscher von den Versunkenen zurückgewonnen werden.
    Und sobald die Schiffe in ihre südlichen Häfen zurückkehrten und das Vermögen jener mehrten oder minderten, die sie ausgerüstet hatten, wurde die Trägerschaft jener Gold- und Gewürzflotte, die gemeinsam segelte, ohne ein Bündnis zu haben oder einer einzelnen Flagge zu gehorchen, neu vergeben. Ein Haus, das auf nur ein Schiff gesetzt hatte und gut gefahren war, konnte genug verdienen, um im nächsten Jahr ein halbes Dutzend auszustatten. Jemand, dessen Schiff verloren gegangen war, würde darum kämpfen müssen, Wege zu finden, im Rahmen der neuen, weniger großzügigen Umstände zu überleben. Wenn man klug gewesen war und seine Investition versichert hatte, konnte man genug zurückerhalten, um es wieder zu versuchen, indem man sich an jemanden wie Cithrin wandte.
    Die Schiffe mussten Narineiland inzwischen bereits verlassen haben. Bald würden die sieben, die im Jahr zuvor von Porte Oliva ausgelaufen waren, zurückkehren, und nicht lange danach würde jemand zu ihr kommen und die Bank um eine Versicherung bitten,

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