Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)
Yardem Hane, in eine Wolltunika und Beinlinge gekleidet, mit einem blau gefärbten Umhang, der Schutz vor der Frühlingskälte bot, und einer bronzenen Amtskette. Seine Züge waren größtenteils die eines Erstgeborenen, aber er war schmal und blass genug, dass man auf einen Großvater von den Cinnae spekulieren konnte.
»Verzeiht mir«, sagte er, seine Stimme penibel höflich. »Spreche ich mit Cithrin bel Sarcour?«
»Ja«, sagte Cithrin.
»Statthalter Siden hat mich geschickt«, erklärte der Mann.
Angst nahm ihr den Atem wie ein Faustschlag. Sie hatten die Fälschung entlarvt. Sie schickten die Garde. Sie räusperte sich und lächelte.
»Gibt es Schwierigkeiten?«, fragte sie.
»Ganz und gar nicht«, erwiderte der Bote und zog einen kleinen Brief heraus, dessen glattes Papier ordentlich gefaltet und an den Seiten vernäht und versiegelt war. »Aber er hat nahegelegt, dass ich warten soll, falls Ihr eine Antwort geben möchtet.«
Cithrin hielt das Papier fest, wusste aber nicht, wohin sie blicken sollte – auf den Brief, den Mann oder Wester. Nach einer Pause, die viel zu lange schien, schüttelte sie sich.
»Wenn Ihr Maestro Asanpur wissen lasst, dass Ihr geschäftlich mit mir zu tun habt, wird er sich um Euch kümmern.«
»Ihr seid sehr freundlich, Magistra.«
Cithrin wartete, bis der Mann im Kaffeehaus verschwunden war, ehe sie den Faden herauszog. Er schnitt mit einem Knistern durch das Papier. Leicht zitternd drückte sie die geöffnete Seite auf den Tisch. Die Schrift war schön geschwungen, die Arbeit eines Berufsschreibers. An Magistra Cithrin bel Sarcour, Stimme und Agentin der Medean-Bank in Porte Oliva, schreibe ich, Idderrigo Bellind Siden, Erster Statthalter von Porte Oliva durch besondere Beauftragung Ihrer königlichen Majestät und so weiter und so weiter. Ihre Fingerspitzen glitten über die Seite. Ich erbitte Eure private Aufmerksamkeit als eine Stimme des Handels und eine Bürgerin von Porte Oliva für gewisse Angelegenheiten, die für das Wohlergehen und die Stärke der Stadt von größter Bedeutung und so weiter und so weiter. Und dann, fast am Ende der ersten Seite, hielt sie inne.
Das Anwerben und die Einrichtung einer vereinten städtischen Schutzmaßnahme für die sichere Durchführung des maritimen Handels im kommenden Jahr …
»Guter Gott«, sagte sie.
»Was ist es?«, fragte Hauptmann Wester. Seine Stimme war leise und ruhig. Er schien darauf vorbereitet zu sein, dass sie sagte, sie müssten den Boten töten und aus der Stadt fliehen. Cithrin schluckte, um ihre Kehle zu lockern.
»Wenn ich das richtig lese«, erklärte sie, »bittet uns der Statthalter darum, ein gemeinsames Vorhaben mit der Stadt anzuberaumen, um die Handelsschiffe nach Narineiland zu begleiten.«
»Aha«, sagte Wester. Und dann: »Dir ist klar, dass ich nicht verstehe, was du gerade gesagt hast, oder?«
»Er stellt eine Flotte auf. Kampfschiffe, um die Händler sicher hin- und zurückzubringen. Und er sucht nach jemandem mit den Mitteln, das zu finanzieren.«
»Damit meint er uns?«
»Nein«, sagte sie, während ihr Verstand mit einer unheimlichen und kühlen Präzision die Auswirkungen durchging. »Er wird wollen, dass mehrere Parteien Vorschläge machen, aber er lädt uns ein, an dem Kampf teilzunehmen. Er bittet die Medean-Bank um ein Angebot dafür, das Risiko für die Flotte einer einzelnen Stadt zu übernehmen.«
Der Hauptmann brummte, als hätte er es verstanden. Cithrin war ihm bereits Meilen voraus und rannte schnell. Wenn es Porte Oliva gelang, zu einem attraktiveren Hafen als die Freistädte zu werden, würden mehr Schiffe von hier aus unter Vertrag gehen. Die Versicherungsraten würden fallen, da der Handel weniger risikobehaftet schien. Das würde jeden treffen, der nur mit Versicherungen handelte. Und Maccia würde es hassen, und Cabral würde es schwer verwinden, wenn die Eskorte bis dorthin mitfuhr. Sie fragte sich, wie groß das Risiko war, dass es zu einem unmittelbaren Gegenschlag gegen die Geleitschiffe kam.
»Ist das die Art von Geschäft, die wir in Erwägung ziehen?«, fragte Wester aus einem anderen Teil der Welt.
»Wenn wir den Auftrag annehmen und es gut machen, hätten wir Verbindungen im ganzen Süden und einen Finger auf dem Innenmeer. Wir hätten etwas, das wir der Dachgesellschaft geben könnten, wertvoller als eine Wagenladung Gold«, sagte Cithrin. »Sie könnten gar nichts gegen das einwenden, was wir getan haben.«
»Also ist es etwas, das wir vielleicht
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