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Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
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warten«, sagte der Priester.
    Geder nickte, aber der Mann hatte sich bereits abgewandt. Die Priester zogen den Karren durch die Lücke im Eisentor, und die Dorfmänner bekamen einen anderen zurück, der genauso aussah. Vor Geders Augen verschwanden die Priester im Tempel, und die anderen Männer, die ihm zuwinkten und lächelten, kehrten zurück auf den Pfad in ihre Heimat. Geder blieb, wo er war, gefangen zwischen dem Verlangen, den Tempel hinter der Mauer zu betrachten, und der Angst, allein gelassen zu werden und nicht mehr fähig zu sein, den Weg zurück durch die Berge zu finden. Die Zahnräder im Tor gingen mahlend zu. Der Karren mit den Seilen verschwand hinter den Steinen. Geder saß auf seinem Pferd und versuchte die fünf Diener nicht anzublicken, die er durch die bekannte Welt und in diese Leere geschleift hatte. In der Ferne kreischte ein Habicht.
    »Sollen wir das Lager aufschlagen, mein Lord?«, fragte sein Knappe.
    Die Nacht brach an. Geder saß in seinem Zelt, die Wände murmelten in der Brise vor sich hin. An seinem kleinen Schreibtisch, beim Licht einer einzelnen Kerze, las er die Bücher, die er schon über zehnmal gelesen hatte, und seine Augen erfassten die Wörter, aber nicht ihre Bedeutung.
    Das Gefühl der Enttäuschung, der Ablehnung, des Zorns baute sich langsam in seinem Bauch auf, gemeinsam mit der nagenden Sicherheit, dass sie nicht herauskommen würden. Er war wie ein Bettler auf der Schwelle sitzen gelassen worden, bis er den Fingerzeig annahm und forthumpelte. Zurück nach Camnipol, zurück nach Antea, zurück zu all den Dingen, vor denen er geflohen war.
    Er war am Ende seiner Reise. Er konnte nicht einmal einen Grund vorgeben, weiter vorzudringen. Er hatte zwei Länder durchquert, Berge, Wüsten, nur um am Ende vor den Kopf gestoßen zu werden. Er blätterte eine Seite um, ohne zu wissen, was er darauf gelesen hatte, und es kümmerte ihn nicht. Er stellte sich vor, wie er wieder zu Hause war und die Geschichte erzählte. Von der Jasuru-Seherin, den Drachenknochen, dem rätselhaften verborgenen Tempel. Und dann? , würden sie fragen. Was dann, Lord Palliako?
    Und er würde lügen. Er würde von den degenerierten Priestern und ihrem jämmerlichen Kult erzählen. Er würde Traktate schreiben, die jedwede Perversion ausmalten, die einem einfallen mochte, und sie alle diesem Tempel zuschreiben. Wenn er nicht gewesen wäre, Geder Palliako, wäre dieser Ort völlig in der Geschichte verschollen geblieben. Wenn sie es für angemessen hielten, ihn so zu behandeln, konnte er dafür sorgen, dass man sich ihrer auf eine Weise erinnerte, die er für angemessen hielt.
    Und die Priester würden es weder erfahren, noch würde es sie kümmern, wo also war da das Vergnügen? Der Morgen würde kommen, er würde das Zelt zusammenpacken lassen, und er würde die Reise nach Hause antreten. Vielleicht würde er in einer der Städte der Keshet einen Kaufmann finden, der einen Kreditbrief annahm, und ein paar ordentliche Vorräte kaufen. Oder in dem Dorf Halt machen und ihnen sagen, dass die Priester befohlen hatten, ihm ihre Ziegen zu geben. Das wäre es beinahe wert.
    »Mein Lord! Mein Lord Palliako!«
    Geder war schon vor dem Zelt, bevor er die Worte richtig gehört hatte. Sein Knappe deutete auf das dunkle Eisentor. Die kleine Seitenpforte war noch geschlossen, aber ein tieferer Schatten hatte sich zwischen den beiden massiven Flügeln gebildet, eine Linie aus Dunkelheit.
    Ein Mann kam heraus, ging auf sie zu. Dann noch zwei, auf deren Rücken Schwerter befestigt waren. Geder winkte, und seine Diener eilten, um Fackeln zu entzünden. Der erste Mann war riesig, hatte breite Hüften und Schultern. Sein Haar war fort, und die Schädelfläche glänzte im Mondlicht. Im Licht der Fackel wirkte seine Robe schwarz, obwohl sie in Wahrheit jede Farbe hätte haben können. Die Wachen hinter ihm trugen die gleichen Roben wie die Priester zuvor, aber aus feinerem Stoff, und Schwerter, deren Griffe und Scheiden von schillerndem Grün waren.
    »Seid Ihr Fürst Palliako, der gekommen ist, um etwas über Sinir Kushku zu erfahren?«, fragte der große Mann. Obwohl er leise sprach, war hinter seine Stimme das Gewicht von Donner. Geder spürte, wie sich bei dem Klang das Blut in seinen Adern regte.
    »Das bin ich.«
    »Was bietet Ihr im Gegenzug?«
    Ich habe nichts , dachte Geder. Einen Karren, ein paar Diener. Den Großteil meines Silbers habe ich auf dem Weg hierher ausgegeben, und was habt Ihr schon, was man sich hier

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