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Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
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verhalten spricht. Niemand glaubt, dass es vorbei ist. Simeon hätte am Benennungstag von Prinz Aster seinen Vormund bekanntgeben sollen, aber er hat es inzwischen dreimal aufgeschoben.«
    »Weshalb sollte er das tun?«, fragte Clara.
    »Aus demselben Grund, weshalb er mich für Issandrians mehrmaligen Verrat ins Exil geschickt hat«, erklärte Dawson. »Er fürchtet, wenn er uns bevorzugt, werden sie zu den Waffen greifen. Wenn er sie bevorzugt, dann werden wir es tun. Und da Canl die erste Geige spielt, kann ich nicht behaupten, dass er sich darin irrt.«
    »Ich könnte gehen und Phelia fragen«, sagte Clara. »Ihr Gemahl ist doch in ungefähr die gleiche Position gerückt wie Canl, nicht? Und Phelia und ich haben uns seit Ewigkeiten nicht gesehen. Es wäre gut, wieder mit ihr zu sprechen.«
    »Auf gar keinen Fall. Dich allein nach Camnipol schicken? Zu Feldin Maas? Das wäre nicht sicher. Ich verbiete es.«
    »Ich wäre nicht allein. Jorey würde dort sein, und ich würde Vincen Coe mitnehmen, damit er mir Sicherheit gewährt.«
    »Nein.«
    »Dawson. Liebling«, sagte Clara, und ihre Stimme hatte eine Härte angenommen, die er selten bei ihr hörte. »Ich habe mich von dir aufhalten lassen, als ausländische Söldner auf den Straßen waren, aber das ist vorbei. Und wenn nicht jemand die Hand ausstreckt, wird dieser Bruch niemals heilen. Simeon kann es nicht tun, der arme Bär, weil es nichts ist, was man befehlen kann. Du und Feldin könnt es nicht, weil ihr Männer seid und nicht wisst, wie. Es ist doch so, dass ihr die Schwerter zieht, und wir unterhalten uns einfach darüber, wer das bezauberndste Kleid auf dem Ball getragen hat, bis ihr sie zurück in die Scheiden steckt. Nur weil ihr euch damit nicht wohlfühlt, heißt das noch nicht, dass es schwer ist.«
    »Darüber sind wir inzwischen hinaus«, sagte Dawson.
    Clara hob eine Augenbraue. Die Stille dauerte drei Herzschläge. Vier. »Du musst einfach deine Armee ausheben, was?«, fragte sie.
    »Es ist verboten. Das ist Bestandteil meiner Monate im Exil.«
    »Nun denn«, sagte Clara und nahm ihre Stickerei wieder auf. »Ich werde heute Abend an Phelia schreiben und sie wissen lassen, dass ich für eine Einladung offen bin.«
    »Clara …«
    »Du hast ganz recht. Ich würde mir nicht mal im Traum vorstellen, ohne Eskorte zu gehen. Würdest du mit Vincen Coe sprechen wollen, oder soll ich das tun?«
    Der Zorn, der in Dawson aufflammte, überraschte ihn. Er stand auf und warf die Blätter von Canl Daskellins Brief auf den Boden. Er wollte dringend irgendein Buch oder einen Stuhl nehmen und ihn aus dem Fenster der Wandelhalle und in den Hof werfen. Claras Blick lag auf ihrer Arbeit, dem dünnen Glitzern der Nadel, die in den Stoff eindrang und durchging, eindrang und durchging. Ihr Mund war unbewegt.
    »Simeon ist auch mein König«, sagte sie schließlich. »Dein Blut ist nicht das einzig edle in diesem Haus.«
    »Ich werde mit ihm sprechen«, murmelte Dawson und quetschte die Worte durch eine abgeschnürte Kehle.
    »Entschuldige, Liebling. Was hast du gesagt?«
    »Coe. Ich werde mit Coe sprechen. Aber wenn er dich nicht begleitet, gehst du nicht.«
    Clara lächelte. »Schick mir meine Dienerin, wenn du gehst, Liebling. Ich lasse mir von ihr meinen Federkiel holen.«
    Die Unterkünfte des Jägers lagen außerhalb der Granit- und Jademauern der Festung. Ein niedriges, langgezogenes Gebäude, dessen strohgedecktes Dach über lange Seile aus geflochtenem Leder mit dem Boden verbunden war und von den Schädeln und Knochen erlegter Beute beschwert wurde. Im Hof wuchs an den Seiten, wo die Männer es nicht niedertrampelten, Unkraut, und Strohbündel standen dort, mit denen die Bogenschützen Zielübungen machen konnten. Die Luft stank nach dem Hundekot aus den angeschlossenen Zwingern, und ein riesiger, schattenspendender Baum neigte sich neben der Seite des Gebäudes herab, von mittsommerlichen Blüten bedeckt wie Schnee.
    Stimmen führten Dawson zur Hinterseite des Gebäudes. Fünf seiner Jäger standen oder saßen um den Tisch aus einem uralten Baumstumpf, Hartkäse und frisches Brot lagen auf dem Holz. Es waren junge Männer, in der Hitze bis auf die Hosen entkleidet. Einen Moment lang war Dawson von tiefer Nostalgie ergriffen. Einst war er ihnen sehr ähnlich gewesen. Stark, sich seines Körpers sicher und fähig, sich in den Freuden eines warmen Tages zu verlieren. Und als er so gewesen war, hatte er Simeon an seiner Seite gehabt. Die Jahre hatten sie beide

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