Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)
etwas davon mitzubekommen. Diese Bastarde und ihre Hofspielchen. Ich könnte leben, bis die Drachen zurückkehren, und ich würde ihnen immer noch nicht vergeben, was sie dir in Vanai angetan haben.«
Bei dem Wort verkrampfte sich Geders Magen. Die Falten an Lerers Mundwinkeln bestanden aus Sorge und Angst, die sich in die Haut geätzt hatten. Geder hatte den unwirklichen Drang, den Daumen auszustrecken und sie wieder zu glätten.
»Nichts Schlimmes ist in Vanai geschehen«, sagte Geder. »Ich meine, ja, es ist niedergebrannt. Das war nicht gut. Aber wie es dann ausgegangen ist, war nicht so schlecht. Es war in Ordnung, meine ich. Letzten Endes.«
Lerers Blick wanderte von einem Auge Geders zum anderen, während er forschend hineinstarrte. Geder schluckte. Er konnte keinen Grund finden, weshalb sein Herz schneller schlagen sollte.
»Letzten Endes. Wie du sagst«, murmelte Lerer. Er klopfte Geder mit der Hand auf die Schulter. »Es ist gut, dass du wieder da bist.«
Mit einem leisen Husten, um sich anzukündigen, trat der Hausverwalter in den Gang. »Vergebt mir, meine Lords, aber Jorey Kalliam ist eingetroffen, um sich nach Sir Geder zu erkundigen.«
»Oh!«, sagte Geder. »Er hat Basrahip noch nicht kennengelernt. Wo ist er? Ihr habt ihn doch nicht im Hof stehen lassen?«
Lerers Hand fiel von Geders Schulter. Geder hatte das Gefühl, dass er auf irgendeine Weise das Falsche gesagt hatte.
»Seine Lordschaft ist im vorderen Zimmer«, erklärte der Verwalter.
Jorey erhob sich aus dem Sessel am Fenster, als er eintrat. Die Monate in der Stadt hatten das Gesicht des Mannes wieder ein bisschen fülliger gemacht. Geder lächelte, und die beiden standen sich gegenüber und blickten sich an. In Joreys Miene erkannte Geder seine eigene Unsicherheit – sollten sie sich die Hand geben? Umarmen? Es bei einer formellen Begrüßung belassen? Als Geder lachte, tat es ihm Jorey mit einem dümmlichen Grinsen nach.
»Ich sehe, Ihr seid aus der Wildnis zurück«, sagte Jorey. »Die Reise hat Euch gutgetan.«
»Wirklich? Ich glaube, ich war kurz davor zu weinen, als ich wieder in einem richtigen Bett schlafen konnte. Ein Feldzug ist vielleicht eine einzige Reihung von unbequemen und unwürdigen Augenblicken, aber ich habe mir zumindest niemals Sorgen gemacht, von Räubern umgebracht zu werden.«
»Es gibt Schlimmeres als einen guten, ehrlichen Räuber. Ihr habt hier gefehlt«, sagte Jorey. »Habt Ihr gehört, was passiert ist?«
»Exil allerorten«, antwortete Geder und bemühte sich um einen abgeklärten Tonfall. »Mir ist nicht bewusst, wie ich hätte helfen können. Ich war daran kaum beteiligt, außer als wir verhindert haben, dass die Tore geschlossen wurden.«
»Das war die beste Rolle, die man in dem ganzen Schlamassel haben konnte«, sagte Jorey.
»Vermutlich.«
»Nun.«
Die Stille war unbehaglich. Jorey setzte sich wieder, und Geder ging vorwärts. Das vordere Zimmer war klein, wie alle Räume der Palliako in Camnipol. Die Sessel waren aus Leder, das steif und brüchig geworden war, und Staubgeruch hing stets in der Luft. Der Lärm der Hufe auf Stein und der Fahrer, die sich beschimpften, drang von der Straße herein.
Jorey biss sich auf die Lippen. »Ich bin hier, um Euch um einen Gefallen zu bitten«, sagte er, und es klang wie ein Geständnis.
»Wir haben Vanai zusammen eingenommen. Wir haben es zusammen niedergebrannt. Wir haben Camnipol gerettet«, erwiderte Geder. »Ihr müsst keine Gefallen von mir erbitten. Sagt mir einfach, was ich für Euch tun soll.«
»Das soll es mir leichter machen, oder? Na gut. Mein Vater glaubt, dass er eine Verschwörung gegen Prinz Aster aufgedeckt hat.«
Geder verschränkte die Arme. »Weiß der König davon?«
»Der König entschließt sich, nichts zu wissen. Und hier kommt Ihr ins Spiel. Ich glaube, dass wir Beweise finden können. Briefe. Aber ich habe die Befürchtung, wenn ich sie König Simeon überbringe, wird er glauben, dass sie eine Fälschung sind. Ich brauche jemand anderen. Jemanden, dem er vertraut oder dem er zumindest nicht misstraut.«
»Natürlich«, sagte Geder. »Selbstverständlich. Wer ist der Verräter?«
»Der Baron von Ebbinwinkel«, antwortete Jorey. »Feldin Maas.«
»Alan Klins Verbündeter?«
»Und der von Curtin Issandrian, was das betrifft, ja. Die Frau von Maas ist die Kusine meiner Mutter, was Gott weiß nicht nach einem großartigen Ansatzpunkt klingt, aber damit müssen wir eben arbeiten. Sie – die Frau, meine ich, nicht meine
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