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Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
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kam, um Neuigkeiten von einer Geburt zu bringen. Dawson hörte auf, hin und her zu gehen, als sie eintrat. Geder und Jorey blickten von einem Kartenspiel auf, bei dem sie nur mit halbem Herzen waren. Nur der stille Priester schien nicht betroffen, aber sie nahm an, dass die unnatürliche Gelassenheit Teil seiner Stellung war. Selbst Vincen Coe war da, brütete in den Schatten wie so oft. Die Luft war stickig und heiß, als wäre jeder Hauch davon schon einmal geatmet worden.
    »Sie hat zugestimmt, Lord Palliako zu den Briefen zu bringen«, sagte Clara, »aber nur, wenn er schwört, dass Simeon Feldin nicht hinrichten lässt, und wenn ich mit ihr gehe.«
    »Auf gar keinen Fall«, erklärte Dawson.
    »Sie wird die Nerven verlieren, Gemahl«, sagte Clara. »Du kennst sie doch. Ich werde Vincen mitnehmen, und alles ist gut. Wir vier …«
    »Fünf«, unterbrach Geder, »mit Basrahip.«
    »Ich gehe auch«, sagte Jorey.
    »Das machst du natürlich nicht, mein Lieber«, erwiderte Clara. »Feldin lässt mich nur ein, weil ich eine Frau bin und er mich für schwach und liebreizend hält. Vincen ist ein Diener. Lord Palliako und …«
    »Basrahip«, sagte der Priester.
    »Ja, genau. Phelia war wegen der Stickarbeit hier und hat ein Muster, das sie mir zeigen wollte, also bin ich mit ihr nach Hause gekommen. Unterwegs sind wir auf Lord Palliako und seinen Freund gestoßen, und Phelia hat sie eingeladen, uns zu begleiten, damit wir uns die Geschichten seiner sommerlichen Reisen anhören können. Vollkommen unschuldig.«
    »Ich verstehe nicht, weshalb ich dabei nicht auftreten kann«, sagte Jorey. »Oder Barriath.«
    »Weil ihr die Söhne Eures Vaters seid … und ich nur seine Frau. Ihr müsst noch eine Menge über die Stellung der Frauen lernen. Nun schlage ich vor, dass wir ans Werk gehen, ehe Phelia es sich noch einmal anders überlegt, das arme Ding.«
    Als sie zur Kutsche hinausgingen, war Clara stolz auf Phelia. Auf die Art, wie sie sich hielt. Auf das höfliche Nicken, das sie für Dawson übrig hatte, als sie losfuhren. Die Herbstsonne war schon dicht über dem Horizont, und Flammen schienen auf den Dächern zu tanzen, während sich der Fahrer einen Weg durch die Straßen suchte. Die Stadt schien klarer als sonst, der Lärm der Räder und Stimmen schärfer und echter, als sie es gewohnt war. Die Steinmauern der Gebäude, an denen sie vorüberfuhren, zeigten deutliche Strukturen. Sie kamen an einem jungen Tralgu vorbei, der einen Karren schob, auf dem sich Trauben türmten, und Clara fühlte sich, als hätte sie jede einzelne Frucht zählen können. Sie fühlte sich, als wäre sie zweimal aufgewacht, ohne dazwischen geschlafen zu haben. Sie fragte sich, ob sich so Soldaten am Morgen der Schlacht fühlten. Ihr schien es naheliegend.
    Geder Palliako lächelte alles an. Sie hatte ihn noch immer als blassen, dicklichen Jungen im Kopf, der gemeinsam mit ihrem Sohn in den Krieg geritten war. In Wahrheit war er durch seine Reisen schlanker geworden, und die Sonne hatte ihn gebräunt. Und darüber hinaus hatten sich seine Augen verändert. Selbst als er aus der Stadt zurückgekommen war, die er vernichtet hatte, war ihm eine gewisse Scheu zu eigen gewesen. Sie war nicht mehr da, und Clara war der Ansicht, dass er weniger hübsch wirkte, seit er sie verloren hatte. Sie fragte sich plötzlich, was er wirklich in all den Wochen getan hatte, in denen er vorgab, in der Keshet gewesen zu sein. Als der Priester sie beim Gaffen erwischte, lächelte er. Sie wandte sich ab.
    Der Privathof war nicht mehr halb ausgestorben. In den Fenstern von Curtin Issandrians Anwesen glühten genauso viele Laternen und Kerzen wie in denen von Feldin Maas. Die Kutsche kam ruckartig zum Halten, und ein Diener rannte mit einer Leiter für sie heraus. Phelia als Erste, dann sie. Dann Geder Palliako, der einzige Mann von edlem Blut. Vincen Coe und der Priester hielten inne, einen Moment lang verunsichert, dann lächelte der Priester und winkte den Jäger nach vorn.
    Der Türsklave war neu, ein Erstgeborener diesmal, aber so dick mit Muskeln bepackt, dass er ein Zwilling des Priesters hätte sein können. Vincen und Geder gaben ihre Schwerter und Dolche ab. Der Priester hatte keine Waffen.
    »Der Baron wollte Euch sehen, wenn Ihr zurückkommt«, sagte der Türsklave. »Er ist im hinteren Saal.«
    Keine Ehrerbietung, kein »meine Herrin«. Er hätte mit irgendwem sprechen können. Clara fragte sich, welche Art Männer Maas in seine Dienste genommen hatte, und

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