Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)
blanke Klinge in der Hand. Sein Gesicht war gerötet und beinahe purpurn vor Wut. Zwei weitere Männer standen hinter ihm, ohne eintreten zu können. Wenn er diese Tür schließt , dachte Clara, sind wir in der Falle. Und wenn wir in der Falle sind, sind wir tot.
»Nein, Feldin«, sagte Phelia und trat vor. »Es ist das Richtige. Es ist das, was wir tun müssen. Lord Palliako hat Gnade versprochen. Er wusste ohnehin alles.«
»Du hast sie hergebracht ? Du hast mich verraten ?«
»Ich …«
Das Schwert von Maas zuckte schnell und plötzlich wie ein Blitz vor. Clara, die hinter ihrer Kusine stand, sah nicht, wie das Schwert traf, aber sie hörte es. Sie sah das schreckliche Spiel auf Feldin Maas’ Gesicht: Überraschung, Entsetzen, Kummer, Zorn. Noch bevor das Blut kam, wusste Clara, dass die Frau tot war.
Vincen Coe stürmte brüllend an ihr vorbei und schwang sein gestohlenes Schwert wie eine Sense auf der Wiese. Durch die schier tierische Wucht des Angriffs fiel Maas zurück in den Gang. Einen Moment lang war die Tür frei. Geder Palliako stand über der gefallenen Frau, sein Mund hing herunter, und sein Gesicht war blass. Clara schob ihn weiter, in Richtung Tür.
»Geht!«, rief sie. »Ehe sie uns einschließen!«
Geder und der Priester eilten hinaus. Der Klang von Stahl auf Stahl ließ Clara beinahe anhalten. Ich ergebe mich , dachte sie. Sie würden einer Frau nichts antun. Es war ein törichter Gedanke. Ein Reflex. Gegen allen Instinkt rannte sie hinaus auf die Kämpfer zu.
Wenn der Gang breiter gewesen wäre, hätten Feldin und seine beiden Wachen Vincen schon eingekreist und ihn niedergemacht. Stattdessen schwang der Jäger sein Schwert schnell und hart, seine Klinge nahm den gesamten Raum ein, und er hielt sie auf Abstand. Schweiß rann ihm übers Gesicht, und sein Atem ging schnell. Feldin wartete mit dem Blick eines Duellanten ab, suchte nach einer Gelegenheit.
»Lauft!«, rief Vincen. »Ich hole so viel Zeit für Euch heraus, wie ich kann!«
Geder Palliako brauchte keine weitere Aufforderung. Er wandte sich um, rannte durch den Gang zur Treppe und zur Doppeltür. Sie erhaschte einen Blick auf die Holzkiste, die noch in seiner Hand war. Sie ging ihm vier Schritte nach, dann wandte sie sich wieder um. Der Priester kam gleich hinter ihr, zog sich von dem Kampf zurück, floh aber nicht. Vincens Schultern mühten sich ab, als wäre er ein Arbeiter.
»Oh«, hörte sie sich selbst sagen. »Oh, nicht das. Nicht das …«
Feldins Klinge kam hart von hoch oben herab, schlug Vincens Hieb beiseite. Der Wächter links von Feldin stieß an ihm vorbei, und Vincen knurrte und sprang zurück. Auf der Klinge des Wächters war Blut. Vincens Blut, das sich auf den Boden ergoss.
»Ihr könnt nicht gewinnen«, sagte der Priester, seine Stimme laut und pochend. Clara blickte zu ihm auf, Tränen in den Augen, aber er lächelte und schüttelte den großen Kopf. »Lord Maas, hört auf meine Stimme. Hört mir zu. Ihr könnt nicht gewinnen.«
»Ich werde mir Eure Eingeweide anschauen«, rief Maas.
»Das werdet Ihr nicht. Alles, was Ihr liebt, ist bereits fort. Alles, worauf Ihr gehofft habt, ist bereits verloren. Ihr könnt nicht gewinnen. Der Kampf ist vorbei. Ihr habt bereits alles verloren. Ihr habt keinen Grund zu kämpfen.«
Feldin stürmte vor, aber Clara konnte die Veränderung in seiner Haltung erkennen. Sein Hieb war zögerlicher, sein Gewicht auf dem hinteren Bein, als wäre er unschlüssig, ob er sich auf den Kampf einlassen sollte, den er schon fast gewonnen hatte. Vincen zog sich zurück, er hinkte schwer. Seine Lederrüstung war rot und nass. Feldin trat nicht vor.
»Ihr habt sie sterben sehen, Lord Maas«, sagte der Priester. »Ihr habt sie fallen sehen. Sie ist fort, und Ihr könnt sie nicht zurückholen. Hört auf meine Stimme. Hört auf mich. Der Kampf ist verloren. Nichts, was Ihr hier tun könnt, spielt eine Rolle. Ihr könnt es spüren. Diese Enge in Eurer Kehle. Ihr spürt es. Ihr wisst, was es bedeutet. Ihr könnt nicht gewinnen. Ihr könnt nicht gewinnen. Ihr könnt nicht gewinnen.«
Einer der Wächter trat vor, sein Schwert ausgestreckt, aber sein Blick zuckte immer wieder zurück zu Feldin. Feldin, dessen Augen auf nichts gerichtet waren. Vincen fing an, sich dem Mann zu nähern, aber Clara rannte vor, legte ihm eine Hand auf den Arm und zog ihn zurück.
»Ihr könnt die Verzweiflung in Eurem Inneren spüren, oder nicht? Ihr fühlt sie«, sagte der Priester. Seine Stimme war kummervoll,
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