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Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
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waren schmal. Er hätte irgendwer sein können. Er hätte niemand sein können. Sein Schreibbuch lag offen auf dem Tisch, darauf eine Feder aus Stahl, aber er schrieb nichts auf. Nicht einmal etwas Verschlüsseltes. Er stellte seine Fragen sanft, lächelte, wenn sie sprach. Sein Akzent aus Nordstade hatte weiche Ecken und Kanten. Wo die Worte anderer zischten, säuselten die seinen.
    »Magister Imaniel war also nicht an alldem beteiligt?«
    »Nein, gar nicht«, sagte Cithrin. »Seine Absicht war nur, dass wir den Besitz der Bank nach Carse bringen sollten. Soweit Magister Imaniel Bescheid wusste, taten wir genau das. Wenn die Schneefälle am Pass bei Bellin nicht so früh gekommen wären, hätten wir diesen Plan weiterverfolgt.«
    »Und die Entscheidung, nach Süden abzubiegen?«
    »Die kam von Hauptmann Wester.«
    »Erzählt mir mehr darüber.«
    Keine Stimmen drangen von unten herauf. Hauptmann Wester und die Wachen waren fort, Clark hatte sie aus dem Haus geschickt. Ein Dutzend Schwert- und Bogenkämpfer, die er mitgebracht hatte, hatten ihren Platz eingenommen. Die Stille wirkte falsch. Unheimlich. Der Regen trommelte an die Fenster wie tausend Finger, die nach ihr stocherten, und der Donner murmelte unheilverkündend in der Ferne. Cithrin berichtete alles, was sie wusste, in allen Einzelheiten, die sie zustande brachte. Wie sie von den Streitkräften aus Antea aufgehalten worden waren, wie sie den Karren nach Porte Oliva geschmuggelt und wie sie sich im Salzviertel versteckt hatten.
    »Und nur Hauptmann Wester und sein Tralgu haben zu diesem Zeitpunkt als Wachen gedient?«
    »Ich weiß nicht, ob ich Yardem ›seinen Tralgu‹ nennen würde.«
    »Sie waren die einzigen beiden Wachen?«
    »Ja«, sagte Cithrin.
    »Danke.«
    Sie erzählte von dem Angriff durch Opal, von Marcus’ Bedenken, die Stadt zu verlassen, und seinen Bedenken hierzubleiben. Als sie beschrieb, wie die Dokumente gefälscht worden waren, war sie darauf bedacht, ihren Ton ruhig und sachlich zu halten. Magister Imaniel hatte stets gesagt, dass man, wenn man sich schuldig gab, immer den Eindruck erweckte, dass es einen Grund für die Schuld geben musste. Als sie gestand, die falschen Papiere beim Statthalter von Porte Oliva hinterlegt zu haben, gab der Auditor keinen Kommentar ab und verzog nicht einmal die Miene. Sobald sie mit der Geschichte fertig war, wie sie den falschen Ableger der Bank gegründet hatte, und anfing, ihre Investitionen, Darlehen und Kommissionen darzulegen, spürte sie, wie sie sich langsam entspannen konnte.
    Sie redete den größten Teil des Abends über. Ihre Stimme wurde heiser, und ihr Rücken begann zu schmerzen, weil sie zu lange an Ort und Stelle saß. Wenn Paerin Ähnliches erlitt, zeigte er es nicht.
    »Wie sehr hat Hauptmann Wester Euch bei diesen Strategien beraten?«
    »Gar nicht«, sagte Cithrin. »Er hat es nicht versucht, und ich habe ihn nicht darum gebeten.«
    »Weshalb nicht?«
    »Er ist kein Bankier. Ich habe ihm die Mittel zur Verfügung gestellt, die ich für angemessen hielt, um den Schutz des Goldes zu gewährleisten, das wir hier aufbewahrt haben, und für die Beförderung jeglicher materieller Güter durch die Stadt, aber das ist alles.«
    »Ich verstehe. Nun. Danke, Fräulein bel Sarcour. Das war die interessanteste Geschichte, die ich seit einiger Zeit gehört habe. Ich nehme an, alle Bücher und Aufzeichnungen sind hier?«
    »Ja«, sagte sie. »Ich habe auch einen Raum in einem Kaffeehaus am Großmarkt gemietet, aber all jene Berichte sind hergebracht worden.«
    »Hervorragend.«
    »Ich würde außerdem gerne einen Vorschlag machen. Wenn ich darf.«
    Paerin Clark hob die Augenbrauen.
    Cithrin holte tief Luft. »Aufgrund der Umstände«, sagte sie, »identifiziert man mich stark mit der Bank hier in der Stadt. Da der Ableger erst vor kurzem eingerichtet wurde, glaube ich nicht, dass es in irgendjemandes Interesse liegen könnte, das zu ändern. Sobald Ihr Eure Prüfung beendet habt, hoffe ich, dass Ihr in Erwägung zieht, mich als öffentliches Gesicht des Ablegers zu behalten.«
    Clark nahm seine Feder zur Hand und schloss das immer noch unbeschriebene Notizbuch. »Ich glaube, Ihr habt die Lage missverstanden«, sagte er. »Dieser … nennen wir es einen Unglücksfall … hat die Medean-Bank im Allgemeinen und Komme Medean im Besonderen blamiert. Verhandlungen in Herez und Nordstade wurden dadurch unterbrochen und Mittel, mich eingeschlossen, aus einigen sehr wichtigen Situationen abgezogen. Nach

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