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Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
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Geruch nach Rauch und bratendem Fisch erwachte Cithrins Magen plötzlich und schmerzhaft zum Leben. Sie schloss sich den Fuhrleuten an, die lachend und redend in einer Schlange für das Essen anstanden. Sie hielt den Blick gesenkt. Wenn jemand sie zu einer Unterhaltung anstacheln wollte, knurrte sie oder sprach nur einsilbig. Die Köchin der Karawane war eine kleine Timzinae, die so fett war, dass ihre Chitinschuppen aussahen, als würden sie jeden Augenblick von ihren wurstförmigen Armen abplatzen. Als Cithrin an der Spitze der Schlange anlangte, reichte die Köchin ihr einen Blechteller mit einem dünnen Streifen blassem Forellenfleisch, einem gehäuften Löffel Bohnen und einem Stück Brot. Cithrin gab ein dankbares Nicken zum Besten und ging weiter, um sich ans Feuer zu setzen. Die Feuchte kroch durch ihre Strümpfe und ihre Jacke, aber sie wagte es nicht, näher an die Wärme zu gehen. Es war besser, sich im Hintergrund zu halten.
    Während sie aßen, zog der Karawanenmeister einen niedrigen Hocker aus seinem eigenen Karren und stellte sich darauf, um beim Feuerlicht aus einem heiligen Buch zu lesen. Cithrin hörte nur halbherzig zu. Auch Magister Imaniel war ein religiöser Mensch oder hielt es zumindest für klug, als solcher aufzutreten. Cithrin hatte die Schriften schon oft gehört, ohne Gott und die Engel jemals besonders bewegend gefunden zu haben.
    Leise stellte sie Teller und Messer ab und ging in Richtung Bach. Eine Furcht, die sie schon lange plagte, war die Frage, wie sie die Latrinen aufsuchen sollte, ohne sich zu verraten, und Magister Imaniels wegwerfende Ratschläge – Alle Männer hocken sich zum Scheißen hin – hatten sie nicht gerade beruhigt. Allein im Nebel und der Dunkelheit, mit den Hosen um die Fußknöchel und dem Stoffstück, das ihren Hosenbeutel ausstopfte, in der Hand, fühlte sie nicht nur körperliche Erleichterung. Einmal. Sie war einmal damit durchgekommen. Wenn sie nun diese Scharade nur noch die paar Wochen bis nach Carse aufrechterhalten konnte.
    Als sie zum Feuer zurückkam, sah sie einen Mann neben ihrem Teller sitzen. Einen der Wächter, aber zum Glück nicht den Hauptmann oder seinen Stellvertreter, den Tralgu. Cithrin nahm ihren Platz wieder ein, und der Wächter nickte ihr zu und lächelte. Sie hoffte, er würde nichts sagen.
    »Ganz schöner Schwätzer, unsere Karawanenmeister«, sagte der Wächter. »Er trägt es aber recht gut vor. Würde einen anständigen Schauspieler abgeben, nur dass es nicht viele gute Rollen für Timzinae gibt. Orman aus dem Feuerzyklus, aber das ist es auch schon.«
    Cithrin nickte und nahm einen Bissen von den kalten Bohnen.
    »Sandr«, sagte der Wächter. »Das bin ich. Mein Name ist Sandr.«
    »Tak«, sagte Cithrin, die hoffte, dass das Murmeln und ihr voller Mund sie männlich genug klingen ließen.
    »Schön, dich kennenzulernen, Tak«, sagte Sandr. Er bewegte sich in der Dunkelheit und zog einen Lederschlauch hervor. »Einen Schluck zu trinken?«
    Cithrin zuckte die Achseln auf eine Art, wie es ihrer Vorstellung nach ein Fuhrjunge machen würde, und Sandr grinste und zog den Stöpsel heraus. Cithrin hatte im Tempel und während Festmählern Wein getrunken, aber immer mit Wasser und niemals besonders viel. Die Flüssigkeit, die ihr nun in den Mund rann, war etwas ganz anderes. Sie drang beißend über die weichen Teile von Lippen und Zunge, glitt die Kehle hinab und ließ das Gefühl zurück, als wäre sie gesäubert worden. Die Wärme, die sich in ihrer Brust ausbreitete, war wie ein Erröten.
    »Gut, oder?«, fragte Sandr. »Ich habe ihn mir von Meister Kit geborgt. Es wird ihm nichts ausmachen.«
    Cithrin nahm noch einen Schluck und reichte den Weinschlauch mit Bedauern zurück. Sandr trank, während der Karawanenmeister seine Lesung beendete und ein halbes Dutzend Stimmen sich zum Abschlussritus erhoben. Zu Cithrins Überraschung löste der Wein die Krämpfe in ihrem Magen. Nicht vollständig, aber durchaus spürbar. Die Wärme aus ihrer Brust war inzwischen auch im Bauch angelangt. Sie fragte sich, wie viel von dem Schlauch sie trinken müsste, um dieses Gefühl auch in die Schultern und den Nacken zu bringen.
    Aber sie durfte nicht so dumm sein. Sie konnte sich nicht betrinken. Jemand rief nach Sandr, und der Wächter sprang auf. Er nahm den Weinschlauch nicht mit.
    »Hier drüben, Herr«, sagte Sandr und ging zum Feuer. Wester und sein Tralgu riefen ihre Soldaten zusammen. Cithrin blickte in die graue, wabernde Dunkelheit, dann

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