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Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
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und kraulte es hinter den Ohren. Der Hund winselte erneut und drückte Dawson den Kopf an die Hand. Einen Augenblick später erschien Clara im Eingang, die Arme verschränkt, ihr Blick so ängstlich wie der des Hundes.
    »Ist etwas schiefgegangen?«
    »Ein wenig, ja.«
    »Gerät Jorey deswegen in Gefahr?«, fragte sie.
    »Ich weiß es nicht.«
    »Geraten wir deswegen in Gefahr?«
    Dawson antwortete nicht, denn die Antwort lautete ja , und er brachte es nicht über sich zu lügen.

Geder
    Nebel lag über dem Tal, weiß in der Morgensonne. Die Banner der Häuser von Antea hingen schlaff und feucht herab, ihre Farben von der schweren Luft verdunkelt und ausgewaschen. Die Welt roch nach zertrampeltem Schlamm und Kälte. Geders Pferd schüttelte den Kopf und schnaubte. Er griff mit einer behandschuhten Hand nach vorn und klopfte dem Tier auf die Schulter.
    Seine Rüstung hatte einst seinem Vater gehört; der blitzende Stahl war inzwischen ein wenig trüb geworden, wo der Schmied das Metall zurechtgehämmert hatte, damit es etwas besser auf Geders Rücken passte. Die Eisenschnallen zwickten ihn sogar durch die Brigantine hindurch. Der Marsch war ein langer, ermüdender Vorgeschmack auf die Hölle gewesen. Von jenem ersten verkaterten Morgen an war er vier Tage lang geritten und marschiert, ohne mehr als zwei kurze Stunden am Stück zu rasten. Nachts legte er sich eine Decke um die Schultern und zitterte vor Kälte. Tagsüber schwitzte er. Die Armee zog die breite grüne Drachenstraße entlang, und das Trampeln der Füße auf der Jade war zunächst ein Ärgernis, dann Musik, dann eine seltsame Abart von Stille, ehe der Kreis sich schloss und es wieder zum Ärgernis wurde. Da er nur ein Pferd hatte, musste er jeden Tag auch ein paar Stunden zu Fuß bewältigen. Ein reicherer Mann hätte sich zwei oder drei, vielleicht sogar vier Pferde für den Feldzug gekauft. Und eine Plattenrüstung, die nicht bereits vor seiner Geburt jahrzehntelang in Gebrauch gewesen war. Und ein Zelt, das die Kälte abhielt. Und, nur vielleicht, ein wenig Respekt und Würde.
    Die anderen Adligen mit Grundbesitz ritten in Gruppen oder mit ihrem persönlichen Gefolge. Geder ritt mit ihnen an der Spitze der Kolonne, war aber eindeutig die Nachhut dieses Haufens. Gleich hinter ihm kamen die Vorratswagen, und dahinter die Fußsoldaten und der Begleittross, obwohl es dieser Tage nicht so viele Begleiter waren. Es sagte auch etwas aus, wenn ein Marsch zu viel Mühe machte, als dass er die Zeit einer Hure wert gewesen wäre.
    Der Befehl zum Halten war letzten Abend eine Stunde vor Sonnenuntergang ergangen. Geders Knappe hatte das kleine Zelt aufgebaut, einen Blechteller mit Linsen und Käse gebracht und sich gleich darauf vor Geders Zeltklappe zu einem kleinen Dartinae-Ball zusammengerollt. Geder war auf sein Feldbett gekrochen, hatte die Augen fest geschlossen und um Schlaf gebetet. In seinen Träumen war er stetig weitermarschiert. Mit dem ersten Licht der Morgendämmerung wurde ein neuer Befehl erteilt: vorbereiten.
    Seine ganze Jugend über hatte er sich diesen Tag ausgemalt. Seine erste richtige Schlacht. Er hatte sich den Gegenwind beim Vorpreschen vorgestellt, die Hitze und Geschwindigkeit des Pferdes unter sich, die wilden Schlachtrufe in seiner Kehle. Er hatte nicht an die betäubenden Stunden gedacht, die man im Sattel verbringen musste, während die Rüstung auf der Haut auskühlte und die Fußsoldaten sich formierten, die Formation verließen und sich neu formierten. Die edle Reihe von Rittern, Schwert und Lanze im Anschlag, war ein Haufen lachender Männer, die schmutzige Witze zum Besten gaben und sich beschwerten, dass das Essen entweder zu wenig oder verdorben war. Man hatte nicht das Gefühl, bei einer noblen Prüfung auf dem Schlachtfeld zu sein, sondern vielmehr beim neunten Tag einer achttägigen Jagd. Geders Rücken war ein einziger brennender Schmerz vom Hintern bis zum Schädelansatz. Seine Oberschenkel waren wund und aufgeplatzt, sein Kiefer knackte jedes Mal, wenn er gähnte, und der Geschmack in seinem Mund erinnerte an verdorbenen Käse. Sein Knappe stand an seiner Seite, mit Geders Schlachtlanze in den Händen, den Schild über den Rücken gehängt und einen erschöpften Ausdruck auf dem haarlosen Gesicht.
    »Palliako!«
    Geder regte sich. Sir Alan Klin ritt auf einem riesigen schwarzen Schlachtross, der Stahl seines Harnischs war rundum rot lackiert. Auf der Rüstung des Mannes glitzerten der Tau und das Silber, das in der Form

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