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Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
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tief und grollend wie Donner. Der Wallach regte sich unerwartet, und Geder spürte, wie er anfing, aus dem Sattel zu rutschen. Die Hand, die ihn festhielt, gehörte Jorey Kalliam.
    »Wo seid Ihr hergekommen?«, fragte Geder.
    Kalliam antwortete nicht. Auf dem Gesicht des Mannes und auf seinem Schild waren Blutspritzer, aber er sah nicht verwundet aus. Sein Blick war auf die Schlacht gerichtet, oder auf etwas dahinter, und seine Züge waren wie aus Eis gemeißelt. Geder versuchte, seinen Schmerz zur Seite zu schieben, und folgte dem Blick des Jungen. Dort über dem Schlachtgetümmel tänzelten neue Banner im Wind. Die fünf blauen Kreise von Maccia.
    »Verdammt«, rief Geder, »wo sind die hergekommen?«
    »Könnt Ihr reiten?«
    Geder blickte nach unten. Die helle Flanke seines Wallachs war rot von Blut, und das Rinnsal aus der Bolzenwunde in seinem Bein sah breit wie ein Fluss aus. Er umklammerte fest seinen Sattel, als ihn Schwindel erfasste. Männer konnten an Beinwunden wie dieser sterben. Er war sicher, dass er schon gehört hatte, wie Männer an Beinwunden starben. Würde er also sterben?
    »Palliako!«
    Er blickte auf. Die Welt schien ein wenig zu verschwimmen. Jorey Kalliams Blick löste sich von der Schlachtlinie, die nun wieder auf sie zurollte, und er sah Geder in die Augen.
    »Ich bin verletzt«, sagte Geder.
    »Ihr seid ein Ritter des Imperiums«, rief Kalliam, und es war kein Zorn, der seine Stimme lauter werden ließ. »Könnt Ihr reiten?«
    Geder spürte, wie ein Teil der Stärke des anderen auf ihn überging. Die Welt verfestigte sich, und Geder verfestigte sich mit ihr.
    »Ich kann … ich kann reiten.«
    »Dann geht. Sucht Lord Ternigan. Sagt ihm, dass am westlichen Ende der Front die Banner von Maccia wehen. Sagt ihm, dass wir Unterstützung brauchen.«
    »Das werde ich«, erwiderte Geder und griff nach den Zügeln. Kalliams Pferd wandte sich schnaubend dem Kampf zu, aber der junge Ritter hielt inne.
    »Palliako! Geht unmittelbar zu Lord Ternigan. Unmittelbar .«
    »Herr?«
    »Nicht zu Klin.«
    Ihre Blicke trafen sich einen Moment lang, und ein unausgesprochenes Einvernehmen entstand zwischen ihnen. Kalliam traute ihrem Hauptmann nicht mehr als er selbst. Erleichterung und Dankbarkeit strömten durch Geders Herz, und er war überrascht von diesen Gefühlen.
    »Ich verstehe«, sagte er. »Ich werde Hilfe holen.«
    Kalliam nickte, wandte sich um und stürmte ins Getümmel. Geder spornte sein Pferd an, um nach Osten über das Schlachtfeld zu reiten. Er kämpfte mit seinem Schild, den er abwerfen wollte, aber die Finger in den Handschuhen und das Rütteln des Pferdes machten Leder und Schnallen unhandlich. Schließlich schaffte er es, den Arm zu befreien, und beugte sich vor, um das Tier noch mehr anzutreiben. Vor einer Stunde war das Tal voller Gras und Herbstblumen gewesen. Jetzt bestand es aus aufgewühltem Schlamm und dem Gebrüll kämpfender Männer.
    Geder blinzelte. Der Nebel war nun fort, aber die nassen Banner waren immer noch dunkel und klebten an ihren Stangen. Er musste das Gold und Purpur des Hauses Ternigan finden. Er musste es jetzt finden. Um ihn herum lagen Männer im Matsch, tot oder verwundet. Die Schreie von Soldaten und Pferden zerrissen die Luft. Aber das Banner des Marschalls des Königs war nirgends zu sehen.
    Geder stieß Flüche aus, ließ seinen Blick von hier nach dort schweifen. Ihm war kalt. Das blutende Bein war schwer, und das Blut hatte die Brigantine ebenso rasch durchtränkt, wie die Kraft aus seinem Fleisch gewichen war. Jede Minute, die verstrich, ließ es unwahrscheinlicher werden, dass Kalliam und die anderen überlebten, und seine Sicht fing an, an den Rändern golden und dunkel zu flattern. Er versuchte, sich in den Steigbügeln höher aufzurichten, aber sein verletztes Bein konnte ihn nicht stützen. Er trieb sein Pferd weiter. Da waren die Banner von Flor und Flusshof, Metzhalm und Klin …
    Klin. Dort, keine fünfzig Schritt von seinem Standort, wehte das Banner von Sir Alan Klin nass und schlaff über einem Knäuel Kämpfender. Und dort zwischen ihnen war das riesige schwarze Schlachtross mit dem roten Harnisch. Geder zuckte zusammen. Wenn er sich irrte, wenn Klin nicht vorgehabt hatte, sie auf die Schlachtbank zu schicken, dann war dort Hilfe. Gleich dort. Aber wenn es absichtlich geschehen war und Geder nun zu ihm ging, waren Kalliam und die anderen tot. Er ritt weiter. Sein Bein war taub. Sein Mund trocken. Dort, die Banner von Estinfurt, Corenhall,

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