Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)
Zweifel.«
Clara belohnte ihn mit einem Lächeln. Sie hatte recht; es war nicht so schwer, großmütig zu sein. Es lag sogar eine Art Wärme darin. Der Wein war schwer, und die Diener brachten einen Teller mit trockenem Käse und eingelegten Würstchen. Clara und ihre Kusine plauderten und berührten sich bei jeder Gelegenheit gegenseitig an Armen und Händen wie schäkernde Kinder. Es war beinahe dasselbe, nahm er an. Zuerst eine Beleidigung, dann die Gewalt und anschließend die Beruhigung. Es waren Frauen wie die ihren, die verhinderten, dass das Königreich in einem Krieg der Egos und Männlichkeit auseinanderbarst.
»Wir sind glückliche Männer«, sagte Dawson, »dass wir solche Frauen haben.«
Feldin Maas schreckte hoch, betrachtete die beiden Frauen, die tief in einer Unterhaltung darüber versunken waren, wie schwer es war, sowohl in Camnipol als auch auf dem Besitz ihrer Familien einen Haushalt zu führen, und gab ein sprödes Halblächeln zum Besten.
»Das sind wir wohl«, sagte er. »Wie lange bleibt Ihr in Camnipol?«
»Bis zum Turnier, und eine oder zwei Wochen danach. Ich will vor dem Schnee wieder zu Hause sein.«
»Ja. Nichts ist wie die Königshöhe im Winter. Ich habe gehört, dass der König darüber nachdenkt, durch die Grenzgebiete zu ziehen, nur damit er ein wenig Zeit in einem warmen Haus verbringen kann.«
»Es ist wegen der Jagd«, erklärte Dawson. »Schon seit wir Jungen waren, hat er im Winter das Jagen an den Grenzen geliebt.«
»Aber trotzdem wird er langsam zu alt dafür, meint Ihr nicht?«
»Nein. Meine ich nicht.«
»Ich verbeuge mich vor Eurer Meinung«, sagte Feldin, aber sein Lächeln war dünn und hochnäsig.
Dawson spürte, wie sein Ärger aufzuckte, und Clara musste es gesehen haben. Es gehörte offenbar auch zum Wahren des Friedens zu wissen, wann man aufhören musste, Freundschaft vorzugaukeln, ehe die Illusion verblich. Sie rief nach den Dienern, stellte ein paar Veilchen als Geschenk für ihre Kusine zusammen, und gemeinsam gingen sie in die Eingangshalle, um sich zu verabschieden. Kurz bevor er sich abwandte, runzelte Feldin Maas die Stirn und hob einen Finger.
»Ich bin mir nicht mehr sicher, mein Lord. Habt Ihr Verwandte in den Freistädten?«
»Nein«, sagte Dawson. »Nun, ich glaube, Clara hat irgendeine undurchschaubare Verbindung nach Gilea.«
»Durch Heirat«, erklärte Clara. »Nicht blutsverwandt.«
»Also nicht in Maccia. Das ist gut«, sagte Feldin Maas.
Dawsons Rückgrat versteifte sich. »Maccia? Nein«, sagte er. »Wieso? Was ist in Maccia?«
»Offensichtlich hat der Großdoge dort beschlossen, sich mit Vanai gegen seine Majestät zusammenzutun. ›Eintracht im Angesicht der Aggression‹ oder etwas dergleichen.«
Feldin wusste von der Verstärkung für Vanai. Und wenn er es wusste, wusste es auch Sir Alan Klin. Wussten sie auch, wessen Einfluss Vanai seinen neuen Verbündeten zu verdanken hatte, oder nahmen sie es nur an? Sie mussten es zumindest vermuten, denn sonst hätte Feldin es nicht erwähnt. Dawson lächelte auf eine Art und Weise, als stünde für ihn bei dieser Angelegenheit nichts auf dem Spiel.
»Eintracht unter den Freistädten? Das hört sich unwahrscheinlich an«, sagte er. »Vermutlich ist es nur ein Gerücht.«
»Ja«, erwiderte Feldin Maas. »Ja, Ihr habt sicher recht.«
Dieser hundegesichtige, pimmelschwänzige, heuchelnde Bastard eines Wiesels und einer Hure verbeugte sich und eskortierte seine Frau aus dem Haus. Als Dawson sich nicht bewegte, nahm ihn Clara bei der Hand.
»Geht es dir gut, Liebster? Du siehst gequält aus.«
»Entschuldige mich«, sagte er.
Sobald er in seiner Bibliothek war, schloss er die Türen ab, zündete die Kerzen an und zog seine Karten von den Regalen. Er hatte die Wege von Maccia nach Vanai markiert und die Straßen, die die Armee mit Sicherheit nutzen würde. Er schätzte und rechnete, während sich seine Wut wie Wellen auftürmte, die von einem Sturm aufgepeitscht wurden. Man hatte ihn verraten. Irgendwo in seiner Kette von Kontakten hatte jemand etwas verlauten lassen, und seine Pläne waren umgestoßen worden. Er hatte sich zu weit vorgewagt und stand nun entblößt da. Man hatte ihn ausgespielt. Feldin Maas. Einer der Hunde winselte und kratzte an der Tür, bis Dawson sie aufsperrte und ihn hereinließ.
Der Hund stieg auf das Sofa, zog die Hinterläufe dicht an und blickte mit ängstlichen Augen zu Dawson auf. Der Baron von Osterlingbrachen ließ sich neben dem Tier niedersinken
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