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Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
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da?«
    Die Dämmerung schlich sanft heran, die Umrisse des Gebirges im Osten wurden deutlicher sichtbar, und dann begannen die paar fingerdünnen Wolken rosarot und golden zu glühen, und Licht schien aus dem Nichts zu kommen, wie Nebel von der Erde aufzusteigen. Die Karren verwandelten sich von einer beinahe unsichtbaren Masse in Holz und Eisen. Metallene Töpfe klirrten auf der anderen Seite des Lagers, als die Frau des Karawanenmeisters anfing, den morgendlichen Brei aus gedämpftem Getreide und honiggesüßtem Schweinefleisch zu kochen. Die Landschaft verwandelte sich von endloser, gleichförmiger Finsternis in Hügel und Bäume, Büsche und Bäche. Yardem ging mit den Wachen die Morgenübungen durch, während Marcus durch das Lager streifte und vorgab, dass es in der Karawane keinen Karren gab, an dem ihm mehr als an anderen gelegen war.
    Das Mädchen, Cithrin, folgte denselben alltäglichen Verrichtungen wie die anderen. Sie kümmerte sich um ihre Maultiere, sie aß ihre Mahlzeit, sie kratzte den Schlamm aus ihren Achsbohrungen. Wenn sie Hilfe brauchte, fragte sie Opal oder Meister Kit. Nie den Karawanenmeister, niemals Marcus. Aber auch nie Sandr, und der Junge war ihr aus dem Weg gegangen, als hinge sein Leben davon ab, also stand damit alles zum Besten. Marcus beobachtete sie, ohne dass es offensichtlich wirkte. Es ging ihr besser, seit sie Vanai verlassen hatten. Vielmehr, seit sie Bellin verlassen hatten. Aber unter ihren Augen waren dunkle Schatten, und in ihren Bewegungen lag das Ungeschick, das mit der Erschöpfung kam.
    Marcus stieß auf den Karawanenmeister, der neben dem ersten Karren hockte, eine breite Rolle aus tintenbeschriebenem Pergament auf dem Boden vor sich ausgebreitet: eine Karte des südlichen Birancour, die vermutlich seit Jahrhunderten veraltet war. Aber sie würde trotzdem anzeigen, wo die Drachenstraßen verliefen. Seine Frau, die mit den Frühstückspflichten fertig war, schirrte ihr Gespann an.
    »Ein Tag noch«, sagte der Karawanenmeister. »Höchstens eineinhalb Tage, und wir werden wieder auf eine richtige Straße kommen.«
    »Das ist gut.«
    »Dann noch drei, und wir sind in Porte Oliva. Seid Ihr dort schon gewesen?«
    »Ein- oder zweimal«, sagte Marcus. »Es ist ein guter Winterhafen. Wird nicht zu kalt. Der Statthalter der Königin nimmt nicht zu viele Steuern.«
    »Dann werden wir dort anhalten.«
    »Die Straßen nach Carse sollten im Frühjahr frei sein«, sagte Marcus.
    »Nicht für mich«, erwiderte der Karawanenmeister und faltete die Karte zusammen. »Wir kommen in Porte Oliva an und sind fertig. Die Karawane endet dort.«
    Marcus runzelte die Stirn und verschränkte die Arme. »Da gibt es ein paar Schwierigkeiten«, sagte er. »Der Auftrag war, all das nach Carse zu schaffen.«
    »Euer Auftrag ist es, die Karawane zu beschützen«, erwiderte der Timzinae. »Meiner ist es zu sagen, wo sie hingeht und wann sie am Ziel ist. Porte Oliva hat einen Markt. Handelsstraßen nach Cabral und Herez, nicht zu vergessen in die übrigen Städte von Birancour. Schiffe nach Lyoneia und den Überseehandel nach Fern-Syramis. Die Fracht, die ich laut Vertrag befördern soll, wird sich dort gut genug verkaufen.«
    »Die Fracht, die Ihr laut Vertrag befördern sollt«, wiederholte Marcus und wendete die Worte im Mund, als hätten sie den falschen Geschmack.
    »Gibt es sonst noch etwas, um das ich mich kümmern sollte?« Der Karawanenmeisters reckte das Kinn. »Habt Ihr Bedenken, dass ich vielleicht der Schmugglerin Unannehmlichkeiten bereite?«
    »Nach allem, was ich zuletzt gehört habe, handelt die Medean-Bank nicht in Birancour«, sagte Marcus. »Ihr lasst dieses Mädchen dann mit einem Haufen Geld so hoch wie ein Baum sitzen, und mit nichts, das ihr Schutz bietet. Man könnte ihr genauso gut ein Schild um den Hals hängen.«
    Der Karawanenmeister warf seine zusammengelegte Karte auf den Kutschbock seines Wagens und fing an, sich daneben hochzuziehen. Seine Frau blinzelte Marcus in stummer Entschuldigung an und schaute weg.
    » Dieses Mädchen mit ihrer Trinkerei und Schmuggelei und ihrem Sündigen mit Euren Wächtern kann auf sich selbst aufpassen«, sagte der Karawanenmeister. »Wir hatten reines Glück mit diesem verfluchten Anteaner. Es gibt keinen Grund zu erwarten, dass wir beim nächsten Mal genauso viel Glück haben.«
    Und es wird ein nächstes Mal geben , sagte er nicht. Er musste es nicht.
    »Wenn Ihr meinen Rat wollt«, fuhr der Karawanenmeister fort, »nehmt Ihr Euren Lohn,

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