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Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
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Gefangene vor einem Magistrat, den Rücken gerade, die Augen nach vorn gerichtet. Allein in einer Stadt, die sie nicht kannte, ohne einen Beschützer.
    »Wir könnten jetzt gehen«, sagte Yardem.
    Marcus schüttelte den Kopf. »Sie hat verdient, es zu hören.«
    Der Karawanenmeister ging weiter. Marcus blickte zu dem Tralgu, zu dem Mädchen, spuckte aus und ging zu ihr. Tu es , sagte er sich, und bring das Schlimmste hinter dich, und dann weiter im Plan. Das Mädchen blickte auf, als er kam, ihre Augen abwesend und glasig vor Erschöpfung, ihre Haut noch bleicher als sonst. Und doch hob sie ein wenig das Kinn.
    »Hauptmann«, grüßte sie.
    »Ja«, sagte er. »Yardem und ich. Wir können nicht für dich arbeiten.«
    »Na gut«, erwiderte sie. So wie sie reagierte, hätte er ihr auch mitteilen können, dass die Sonne am Morgen aufging.
    »Mein Rat ist, nimm, so viel du tragen kannst, lass den Rest zurück und besteige ein Schiff nach Lyoneia oder Fern-Syramis. Fang von vorn an.«
    Der Karawanenmeister stieß einen Pfiff aus. Der erste Wagen wurde fortgezogen. Das Unternehmen war offiziell beendet. Die Wagen um sie herum rollten quietschend an, ein jeder auf dem Weg zu seinem eigenen Markt, seinem eigenen Viertel. Selbst die Schauspieler zogen inzwischen weiter, Sandr und Smit gingen mit den Maultieren voraus, um den Weg freizumachen. Cithrin bel Sarcour, Waise und Mündel der Medean-Bank, frischgebackene Schmugglerin, beinahe eine Frau, blickte ihn mit müden Augen an.
    »Viel Glück«, sagte er und ging davon.
    Das Salzviertel von Porte Oliva war, wie Meister Kit gesagt hatte, von Puppenspielern bevölkert. Straßenkünstler schienen beinahe an jeder Ecke zu stehen; zusammengekauert hinter oder in Kisten bedrängten sie die Passanten mit den Stimmen ihrer Puppen. Manche boten den üblichen Rassenhumor mit den brutalen Jasuru und den schlauen Timzinae-Schaben. Einige waren politisch, wie der Narrenkönig Ardelduldelmub mit seiner übergroßen Krone. Manche, wie Stender Afteler, der ständig lüsterne Erstgeborene in seiner traditionellen Dreiecksbeziehung mit einer phlegmatischen Dartinae und einer manipulativen Cinnae, waren zotig, rassistisch und politisch in einem.
    Viele andere waren an den Ort angepasst: Marcus hielt einen Augenblick bei einer Vorführung über einen schmutzigen Metzger an, der sein Fleisch mit brennender Scheiße räucherte und Maden in seine Würste mahlte, während eine Cinnae in der Menge anfing, dem Puppenspieler brüllend vorzuhalten, er nähme Gold von einem rivalisierenden Metzger. An anderer Stelle betrachteten vier Königinnengardisten mit Schwertern und Kupfertorques eine Geschichte über Pflaumen und eine Feenprinzessin mit finsteren Blicken, die nahelegten, dass die Allegorie, worin auch immer sie bestand, den Puppenspieler auf der falschen Seite des Gesetzes verorten könnte.
    Das Gasthaus, an dem sie Halt machten, hatte einen Hof, der über die Seemauer blickte. Die Sonne glitt über den westlichen Himmel hinab und brachte die weißen Stuckmauern golden zum Glühen. Das Wasser der Bucht war blassblau, das Meer dahinter von einem so tiefen Indigo, dass es beinahe schwarz wirkte. Der Geruch von Salzwasser und Brathähnchen trat gegen das Räucherwerk eines Wanderpriesters an. Seeleute verschiedener Rassen, alle mit breiten Schultern und lauten Stimmen, saßen an großen Tischen unter den leuchtend bestickten Baldachinen. An jedem Tisch brannten Kohlenbecken, die in der winterkalten Luft an den Sommer erinnerten. Marcus setzte sich und machte das Schankmädchen auf sich aufmerksam. Sie nickte ihm verheißungsvoll zu, und er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück.
    »Wir werden Arbeit brauchen.«
    »Ja, Herr«, sagte Yardem.
    »Und einen neuen Trupp. Diesmal einen echten.«
    »Ja, Herr.«
    »Aber hier wird es Lagerhäuser geben. Wenn der Frühling kommt, ziehen Karawanen ins Landesinnere.«
    »Bestimmt, Herr.«
    »Was meinst du also?«
    Die Schankmaid – eine Kurtadam mit dem weichen, hellen Pelz einer Jugendlichen und goldenen und silbernen Perlen, die an ihren Seiten herabfielen – brachte ihnen Becher mit heißem Apfelwein und eilte davon, ehe Marcus sie bezahlen konnte. Yardem nahm einen. In seinen Händen wirkte er klein. Er trank langsam, die Stirn gerunzelt und die Ohren angelegt. Hinter ihm glühte die Sonne hell genug, um zu schmerzen.
    »Was ist?«, fragte Marcus.
    »Die kleine Schmugglerin, Herr. Cithrin.«
    Marcus lachte, aber er spürte den Zorn, der dahinterstand. Die Art

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