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Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
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und Weise, wie Yardem die Schultern krümmte, zeigte, dass auch der Tralgu ihn hörte.
    »Du denkst, es wäre klug, uns zwischen diesen Karren und jeden zu stellen, der ihn ihr wegnehmen will?«
    »Das wäre es nicht«, sagte Yardem.
    »Worüber sollen wir dann reden? Der Auftrag ist erledigt. Zeit weiterzuziehen.«
    »Ja, Herr«, sagte Yardem und nahm noch einen Schluck. Marcus wartete darauf, dass er weitersprach. Er tat es nicht. Einer der Matrosen – ein Erstgeborener mit kurz geschorenem schwarzem Haar und dem verwischten Akzent von Lyoneia – fing an, ein schmutziges Lied über die Paarungsgewohnheiten der Südlinge zu singen. Die großen schwarzen Augen dieser Rasse führten dazu, dass sie oft Augenlöcher genannt wurden, was sich dann für gewisse Reime anbot. Marcus spürte, wie er mit den Zähnen knirschte. Er beugte sich vor, um in Yardems Blickfeld zu sein.
    »Hast du etwas zu sagen?«
    Yardem seufzte. »Wenn sie Merian nicht so ähnlich gewesen wäre, wärt Ihr bei ihr geblieben«, sagte Yardem.
    In der nächsten Strophe des schmutzigen Liedes wurde über das Liebesleben der Dartinae und Cinnae spekuliert. Oder Glühwürmchen und Maden, wie es die Reime ausdrückten. Marcus warf dem Sänger einen verärgerten Blick zu. Die Anspannung in seinem Kiefer breitete sich über den Nacken und zwischen seinen Schulterblättern aus.
    Yardem stellte seinen Apfelwein ab. »Wenn es ein Mann gewesen wäre, der diesen Karren fährt«, sagte er. »Oder eine ältere Frau. Jemand, der weniger wie Alys aussieht oder nicht in dem Alter ist, in dem Merian jetzt wäre. Dann hättet Ihr den Vertrag angenommen.«
    Marcus gab ein hustendes Lachen von sich. Der Sänger holte Luft und machte sich bereit, eine weitere Strophe zu beginnen.
    Marcus stand auf. »Du da! Es reicht. Hier sind erwachsene Männer, die nachdenken wollen.«
    Das Gesicht des Seemanns umwölkte sich. »Wer zum Henker bist du?«
    »Der Mann, der dir sagt, dass es reicht«, rief Marcus.
    Der Matrose lächelte spöttisch, dann blinzelte er, weil er etwas in Marcus’ Gesichtsausdruck erkannte, lief rot an und setzte sich, den Rücken Marcus und Yardem zugewandt.
    Marcus drehte sich wieder zu seinem Stellvertreter um. »Dieser Karren wird Schwerter und Blut anziehen, und wir beide wissen es«, sagte er sanft. »So viel Reichtum auf einem Haufen ist ein Aufruf zum Mord. Nun sagst du mir, dass es das Richtige wäre, sich davorzustellen?«
    »Nein, Herr. Verdammt töricht wär’s, Herr«, sagte Yardem. »Bloß hättet Ihr es getan.«
    Marcus schüttelte den Kopf. In seinen Erinnerungen streckte sich Merian aus den Flammen nach ihm aus. Er nahm ihren sterbenden Körper in die Arme. Er konnte das brennende Haar riechen, die Haut. Er spürte, wie sie sich an ihm entspannte, und erinnerte sich, gedacht zu haben, dass sie gerettet war, dass sie sicher war, um dann zu erkennen, was dieses Nachgeben in ihren Gelenken wirklich bedeutete. Er wusste nicht mehr, ob es eine echte Erinnerung an die Ereignisse war oder an seine Träume.
    Cithrin bel Sarcour. Er stellte sich ihren Karren vor. Stellte sich den Erstgeborenen-Fuhrmann mittleren Alters mit dem Zinn an ihrer Stelle vor. Oder den Karawanenmeister und seine Frau. Oder Meister Kit und Opal. Jeden anderen außer dem Mädchen selbst.
    Er rieb sich die Augen, bis falsche Farben vor ihm aufblühten. Das Meer murmelte. Der stechende Apfelgeruch seines Weins drang durch die kalte Luft. Der Zorn in seiner Brust fiel in sich zusammen, war nicht mehr als eine papierene Rüstung. Er stieß einen Fluch aus.
    »Soll ich losgehen und sie suchen, Herr?«
    »Machen wir das lieber«, sagte Marcus und ließ die Münzen für ihre Getränke auf den Tisch fallen. »Bevor sie noch etwas Gefährliches anstellt.«

Geder
    Hätte man nicht schon von Beginn an angenommen, dass Geder scheitern würde, wäre es ihm schwerer gefallen, seine Unterschlagung zu kaschieren. Stattdessen humpelten er und seine halbloyalen Soldaten zurück in die Stadt, lieferten ihre mageren Berichte ab und wurden entlassen. Geder nahm wieder seine Pflichten auf: Er trieb Steuern ein, verhaftete Loyalisten und drangsalierte generell die Leute von Vanai im Namen von Alan Klin.
    »Ich kann das nicht bezahlen«, sagte der alte Timzinae und blickte von dem Steuerbefehl auf. »Der Fürst hat uns alle schon vor dem Krieg zweimal zahlen lassen, und nun wollt Ihr genauso viel wie er zuvor.«
    »Ich kann nichts dafür«, sagte Geder.
    »Ich sehe hier niemanden sonst.«
    Der

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