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Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
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Anlaufpunkt für Kinder des niederen Adels und der besser gestellten Handelsfamilien gewesen, um Tutoren anzuheuern oder Reden in Auftrag zu geben. Der Bogen aus geschnitzter Eiche, der in den großen Saal führte, war mit den Namen der Gelehrten und Priester verziert, die hier im Lauf der eineinhalb Jahrhunderte seit der Gründung der Akademie Lesungen gehalten hatten. Im Innenraum roch die Luft nach Wachs und Sandelholz, und Sonnenlicht fiel durch hohe, waagrechte Fenster und fing sich in Staubpartikeln, die in der Luft hingen. Irgendwo in der Nähe rezitierte ein Mann mit einer tiefen, hallenden Stimme Gedichte. Geder atmete die Luft dieses Ortes ein.
    Schritte tappten hinter ihm heran. Der Schreiber war ein dünner Südling; riesige, dunkle Augen beherrschten sein Gesicht. Sein Körper ließ Ehrerbietung und Angst erkennen.
    »Kann ich Euch behilflich sein, mein Lord? Es gibt doch keine Schwierigkeiten?«
    »Ich war auf der Suche nach einem Forscher«, begann Geder. »Man hat meinem Knappen gesagt, dass dies der richtige Ort dafür ist.«
    Der Südling blinzelte mit den großen schwarzen Augen. »Ich … ich meine, mein Lord …« Der Schreiber schüttelte sich. » Wirklich? «
    »Ja«, sagte Geder.
    »Ihr seid nicht hier, um jemanden festzunehmen? Oder Bußgelder einzutreiben?«
    »Nein.«
    »Nun. Nur einen Augenblick, mein Lord«, sagte der Südling. »Lasst mich jemanden suchen, der Euch von Nutzen sein könnte. Wenn Ihr mich bitte begleiten wollt?«
    In der Nebenkammer setzte sich Geder auf eine Holzbank, die durch jahrzehntelangen Gebrauch abgenutzt war. Die Gedichtrezitation ging weiter, aber die Stimme war nun schwächer, die Worte nicht mehr verständlich. Geder lockerte seinen Gürtel, verlagerte sein Gewicht. Eine beinahe fühlbare Erinnerung überkam ihn, wie er auf seine eigenen Tutoren wartete, und er schob die unwillkürliche Nervosität von sich, dass es ihm vielleicht nicht gelingen würde, die Fragen der Gelehrten zu beantworten. Die Tür glitt auf, und ein Erstgeborener schlich herein. Geder sprang auf.
    »Guten Tag. Mein Name ist Geder Palliako.«
    »Ihr seid in der Stadt bekannt, Lord Palliako«, sagte der Mann. »Tamask hat gemeint, dass Ihr einen Forscher sucht?«
    »Ja«, sagte Geder, nahm das Buch, das er neben sich gelegt hatte, und hielt es dem Mann hin. »Ich habe dieses Buch übersetzt, nur ist die Darstellung nicht besonders gut. Ich will, dass mir jemand weitere Bücher dieser Art sucht …«
    Der Gelehrte nahm das Buch sanft entgegen, als wäre es ein buntes, aber unbekanntes Insekt, und klappte es auf.
    Geder zappelte herum. »Es handelt vom Fall des Drachenimperiums«, sagte er. »Es ist als Geschichtslehre verpackt, aber ich bin mehr am spekulativen Traktat interessiert.«
    Das Geräusch der alten Seiten, die flüsternd aneinanderrieben, nahm es mit der fernen Stimme und dem Murmeln einer Brise vor den Fenstern auf. Der Gelehrte beugte sich dicht über das Buch und runzelte die Stirn.
    »Was schlagt Ihr vor, Lord Palliako?«
    »Ich werde für alle Bücher bezahlen, die Ihr über diese Zeit finden könnt. Wenn sie unmittelbar käuflich sind, werde ich eine Belohnung auszahlen. Wenn sie abgeschrieben werden müssen, kann ich einen Schreiber beauftragen, aber das hat eine geringere Bezahlung für den Forscher zur Folge. Ich suche insbesondere nach Betrachtungen zum Fall der Drachen, und es geht vor allem um einen Abschnitt hierin, über etwas, das sich der Rechtschaffene Diener nennt. Ich wüsste gern mehr darüber.«
    »Darf ich fragen, weshalb, Lord?«
    Geder öffnete den Mund, dann schloss er ihn. Es hatte niemals jemanden gegeben, mit dem er über die Frage hätte sprechen können; er hatte sich niemals rechtfertigen müssen.
    »Es geht um … Wahrheit. Und Täuschung. Und ich dachte, dass es interessant ist«, sagte er matt.
    »Hättet Ihr auch an Diskursen zu diesem Thema Interesse? Asinia Secundus hat eine schöne Untersuchung des Wesens der Wahrheit während der Zweiten Alfinischen Besetzung geschrieben.«
    »Ist das Philosophie? Ich würde es mir ansehen, aber es wäre mir wirklich lieber, wenn es ein Traktat wäre.«
    »Das habt Ihr erwähnt. Spekulative Traktate«, sagte der Gelehrte mit einem kaum hörbaren Seufzen in der Stimme.
    »Ist das ein Problem?«, fragte Geder.
    »Überhaupt nicht, mein Lord«, antwortete der Gelehrte mit einem gezwungenen Lächeln. »Es wäre uns eine Ehre, Euch zu Diensten zu sein.«
    Meine Behauptung ist folgende: Angesichts des Mangels an

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