Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)
ist für Antea schrecklich gut gelaufen. Es wäre gut zu wissen, ob dieser Palliako Blut geleckt hat. Wenn das alles bei Asterilreich kein Ende nimmt, dann werden etliche Rechnungen umgeworfen.«
»Ich werde mit Seiner Majestät sprechen«, sagte Paerin Clark. »Ich bin mir ganz sicher, dass er es ähnlich sieht. Nichts Offizielles, denke ich. Keine Gesandtschaft. Ein Dutzend wichtige Persönlichkeiten vom Hof. Ein paar mächtige Kaufleute.«
»Damit meinst du dich«, warf Lauro ein. Er klang verdrießlich.
»Damit meine ich mich«, sagte Paerin Clark. »Ich habe noch andere Kontakte in Antea, bei denen es vielleicht klug wäre, ihnen einen Besuch abzustatten. Um zu sehen, was wir herausfinden können.«
Cithrin stellte fest, dass sie nickte, aber ihre Gedanken waren woanders. Die Weindämpfe verwirrten sie, aber nur ein wenig. In ihrer Erinnerung sagte Paerin Clark: Euch fehlt es an Erfahrung. Das ist keine Kritik, es entspricht einfach der Wahrheit. Als ob die Wahrheit keine Kritik sein konnte. Im hintersten Winkel ihres Verstandes rastete etwas ein. Dies war nicht der Augenblick für neuerliche Keckheit. Dies war der Zeitpunkt, um eine größere Bandbreite vorzuführen. Sie konnte das tun. Sie räusperte sich und hob die Hand wie ein Schulmädchen, das wahrgenommen werden wollte. Komme Medean nickte.
»Mit Eurer Erlaubnis, Herr«, sagte sie, »wenn ein paar Leute nach Camnipol aufbrechen, möchte ich auch gehen.«
G EDER
DIE KÖNIGSHÖHE WAR UMTRIEBIG wie ein Ameisenhügel. Bedienstete, Arbeiter und Kaufleute eilten schnelleren Schrittes und mit lauterer Stimme als üblich durch die geheiligten Hallen von Antea. Es fühlte sich an, als könnten sie alle jeden Augenblick ein Lied anstimmen oder einen Streit vom Zaun brechen. Und es war nicht nur die Königshöhe. Wenn Geder auf einem Fest oder Ball erschien, hatte er das gleiche Gefühl. Der ganze Hof vibrierte vor wilder, kaum im Zaum gehaltener Energie. Ganz Camnipol. Sie bereiteten sich auf die Feierlichkeiten vor, die beginnen würden, sobald König Lechan von Asterilreich sich Lordmarschall Kalliam unterwarf und der kurze, schnell entschiedene Krieg – der gerade einmal ein Vierteljahr gedauert hatte – mit dem Triumph des Gespalte nen Throns endete.
Das alles machte Geder nervös. Es war nicht so, dass er das Nahen des Sieges anzweifelte. Mit jedem Tag trafen mehr Kuriere und Berichte ein, und die Neuigkeiten waren eindeutig: Kalliam und seine Armeen marschierten stetig auf Kaltfel zu. Der Feind war entmutigt und wich zurück. Die Priester der Spinnengöttin schienen tatsächlich eine Hilfe zu sein. Die Moral bei den Truppen war hoch, und drei Befehlshaber des Feindes hatten sich bereits persönlich ergeben und waren gefangen genommen worden. Geder hatte aus Dawson Kalliams Briefen den Eindruck, dass es zwischen ihm und den Priestern womöglich Reibungen gab, aber das schien keinen Einfluss auf den Lauf der Dinge zu haben. Der Mann konnte von Zeit zu Zeit ein wenig reizbar sein, das war also kein Problem.
Nein, das, was Geder wirklich am meisten beunruhigte, war die Tatsache, dass er schon Blicke auf farbenfrohe Kostüme erhaschen konnte, auf Diener, die buntes Papier in Stücke schnitten, klein genug, dass man es werfen konnte. Ihm war klar, dass gefeiert werden würde, wenn der Krieg vorbei war, und dass sich die Leute vorbereiten mussten. Die Stadt war wie die fest geschlossene Knospe einer üppigen Blume, die nur auf den richtigen Augenblick wartete. Und dennoch, von einem Sieg auszugehen, der eigentlich noch nicht errungen war, schien ihm, als würde man Unglück anlocken. Und sosehr ihn die halb verborgenen Kostüme und der halbgare Frohsinn auch störten, die nüchternen Diskussionen darüber, wie man vorgehen sollte, wenn Asterilreich erst einmal niedergeworfen war, störten ihn noch mehr.
»Sobald Lechan um Frieden ersucht«, sagte Emmer Faskellan und verschränkte die Finger über seinem ausladenden Bauch, »ist es, denke ich, eine Selbstverständlichkeit, dass die Serefbrücke dauerhaft unter unserer Kontrolle bleiben muss. Das ist auf jeden Fall das Allermindeste.«
»Und Reparationszahlungen«, ergänzte Gospey Allintot. »Wir haben den Großteil der Pflanzzeit versäumt, und es ist nicht gerecht, dass unsere Frauen und Kinder hungern sollen. Und wir haben gute Männer verloren, deren Witwen und Kinder unterstützt werden müssen.«
Es war eine Diskussion, die ganz offensichtlich schon im Großen Bär angefangen hatte und nun in
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