Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)
Geders Sitzungssaal gewandert war, einer größeren Bühne für dieselbe Unterhaltung. Die Wände waren mit Seide, Wandbehängen aus Fern-Syramis und feinen Goldketten aus Pût geschmückt, und der Boden war mit Teppichen aus einem der kleineren Staaten im Inneren von Lyoneia bedeckt. Der Tisch, um den sie alle saßen, war aus einem Stück Basalt aus Borja gehauen; Darstellungen der dreizehn Rassen der Menschheit bildeten die Beine, die alle die stilisierte Krone stützten, die die gesamte Tischfläche einnahm. Möbel als politische Skulpturen. Die Luft war mit moschusartigem hallskarischem Räucherwerk parfümiert, das Geder an üppiges Essen und reife Früchte denken ließ.
Geders Leibgarde stand in den Ecken des Raumes, bewaffnet und regungslos, und Basrahip saß an einem kleinen Tisch beim Eingang, wo Geder ihn sehen konnte. Der Priester meditierte nur scheinbar, seine nicht ganz geschlossenen Augen glitzerten unter den Lidern.
Es war nicht gerade die formellste aller Ratssitzungen, da viele der wichtigsten und mächtigsten Männer von Antea im Augenblick im Feld waren. Dies war eine Versammlung der Söhne, Großväter und Sekretäre. Männer, die den Krieg von ihren Sesseln aus geführt hatten und sich nun freuten, einander dazu gratulieren zu können, wie gut sie es doch gemacht hatten. Die einzigen Anwesenden, die überhaupt im Feld gewesen waren, waren Gospey Allintot, der sich noch von einer Fleischwunde am Arm durch einen Pfeilschuss erholte, und Jorey Kalliam, der gerade mit den Berichten seines Vaters eingetroffen war. Die Armee hatte Kaltfel erreicht. Die letzte Belagerung stand bevor.
»Wenn ich etwas sagen dürfte?«, schlug Jorey bedächtig vor. »Was wollen wir erreichen? Ich meine, wenn wir Asterilreich eine Generation lang verkrüppeln wollen, ist das nicht sonderlich schwer umzusetzen. Aber ist es das, was wir wollen?«
»Nun, man muss sie bestrafen«, sagte Emmer Faskellan. »Mein Vetter ist durch ihre Intrigen zu Tode gekommen. Gestorben in den Straßen von Camnipol!«
»Das meine ich doch«, erwiderte Jorey. »Versuchen wir sie zu bestrafen und dann wieder zum früheren Status zurückzukehren? Versuchen wir die Herrschaft über Asterilreich zu übernehmen? Sie wollten die Staaten vereinen. Wollen wir das auch?«
»Ich sehe schon, worauf Ihr hinauswollt«, sagte Allintot.
»Ich nicht«, warf Geder ein. Das hätte er gewöhnlich nicht zugegeben, aber es war Jorey.
»Wenn wir die Brücke behalten, zum Beispiel«, sagte Jorey. »Das hilft uns dabei, den nächsten Krieg zu gewinnen, falls es dazu kommt. Vielleicht wird dadurch ein weiterer Krieg weniger wahrscheinlich, weil sie eine Niederlage fürchten. Aber sie wollten von Anfang an keinen Krieg. Asterilreich ist über Leute aus unserem eigenen Hof vorgegangen. Wir können keine Reparationen verlangen, die verhindern, dass das wieder geschieht.«
Einen Moment lang schwieg die Versammlung.
»Geiseln?«, fragte Geder. »Wir könnten Geiseln nehmen. Ihre Kinder großziehen. Wenn es einen Hinweis auf eine Verschwörung geben sollte, hätten wir etwas in der Hand.«
»Ich hatte an etwas Dauerhafteres gedacht«, sagte Jorey. »Lechan hat zwei Söhne und eine Tochter. Wenn die Söhne ihre Rechte an den Thron abtreten und die Tochter Prinz Aster heiratet, wird er der Erbe des Throns von Asterilreich.«
»Das alles hat ja auch mit dem Drängen auf eine Vereinigung begonnen«, gab Emmer Faskellan zu bedenken. »Vielleicht ist es unvermeidlich. Wenn das stimmt, dann wäre es das Beste, wenn wir die Bedingungen dabei festlegen. Sie werden natürlich etwas wollen, das sich sofort erledigen lässt. Darauf zu warten, dass Aster die Reife erlangt und Lechan stirbt, dauert zu lange.«
»Ihr habt mir alle etwas zum Nachdenken gegeben«, sagte Geder schnell. Er hatte das Gefühl zu wissen, wo die Unterhaltung hinführte. »Aber wenn Ihr mich entschuldigen wollt, ich werde anderswo gebraucht.«
Ein kleiner Chor aus Ja, natürlich und Danke, Lordregent hallte durch die Luft, während Geder sich erhob und seinen Privatausgang nahm. Die Garde folgte ihm durch die engen Gänge, die den Männern vorbehalten waren, die auf dem Thron saßen, und den Kämpfern, die sie schützten. Selbst Basrahip musste durch die normale Tür hinausgehen und an anderer Stelle wieder auf ihn treffen.
Derartiges hatte sich Geder als großen Genuss ausgemalt, als einen von zahllosen kleinen Vorteilen der Macht, die er mit der Regentschaft gewonnen hatte. Tatsächlich fühlte es
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