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Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
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hier gewesen, genau hier, schon bevor alles begann. Leute haben diese Gräber gesäubert und vernachlässigt und gesäubert, noch bevor es Völker gab. Und das alles berührt dich gar nicht?«
    »Vielleicht sollte es das«, meinte Lauro mit einem Schul terzucken. »Aber nein. Es ist nur das Grab. Es ist etwas Wunderbares für Leute, die es nicht kennen, aber für mich ist es nicht beeindruckender als das Meer oder der Himmel oder die Klippen, und ich sehe das alles jeden Tag.«
    »Hmm«, brummte Cithrin.
    »Was?«
    »Ich arbeite mit Marcus Wester«, erklärte sie. »Ich glaube, ihn zu kennen, ist in gewisser Weise ähnlich.«
    Die zwei großen Überraschungen der Dachgesellschaft waren erstens, dass Paerin Clark, der Auditor, den sie erpresst hatte, damit er sie ihre Stellung in Porte Oliva behalten ließ, ebenfalls im festungsartigen Bau der Dachgesellschaft mitten in der Stadt lebte. Und zweitens, dass er sich freute, sie zu sehen.
    Als sie nun durch die Bronzetore zurückkehrten, rief Lauro dem blassen Mann, der auf einer Bank saß, einen Gruß zu. Paerin Clark hob zur Antwort die Hand, hielt inne und winkte sie dann zu sich. Als sie näher kamen, versuchte Lauro Cithrins Hand zu nehmen und machte Anstalten, ihr den Arm um die Schulter zu legen.
    »Bruder«, grüßte Paerin Clark. Das war im Prinzip richtig, da Paerin mit Lauros Schwester verheiratet war, aber Cithrin konnte sich nicht so recht vorstellen, dass die beiden zur selben Familie gehörten. »Was habt ihr zwei denn angestellt?«
    »Ich habe Cithrin zum Grab der Drachen gebracht«, sagte Lauro. »Sie hat es noch nie gesehen.«
    »Und, hat es Euch gefallen, Magistra?«
    »Ja, danke der Nachfrage«, erwiderte Cithrin. Sie konnte ein leichtes Unbehagen in der Art spüren, wie sich Lauro neben ihr hielt, da ihn die lockere Förmlichkeit verunsicherte, mit der sie mit Paerin sprach. Und in den Augen des Älteren lag ein winziges heiteres Funkeln. Wenn Lauro den Vertrauten mit ihr spielen wollte, dann konnte sie auch mit Paerin die Erwachsene spielen und den Jungen ein wenig aus dem Tritt bringen. Einem Hindernis war es ohnehin nicht zugedacht, es bequem zu haben.
    »Ich habe mich gefragt, ob ich mir die Gesellschaft der Magistra ein paar Augenblicke lang ausborgen dürfte. Es ist etwas vorgefallen, das ich mit ihr besprechen möchte. Bankgeschäfte.«
    »Natürlich«, antwortete Lauro ein wenig kühl. Er nahm den Arm von Cithrins Schulter und verbeugte sich vor ihr. »Ich danke dir für die angenehme Gesellschaft.«
    »Nein, ich danke dir, Lauro«, erwiderte sie.
    Sie setzte sich neben Paerin Clark auf die Bank und sah zu, wie der Sohn von Komme Medean über den Hof davonging. Clark rutschte, wie ihr auffiel, ein Stück weit zur Seite, um sicherzustellen, dass sie sich nicht berührten.
    »Darf ich Euch eine Frage stellen?«, sagte er.
    »Natürlich.«
    »Was hofft Ihr hier zu gewinnen?«
    Cithrin warf ihm einen scharfen Blick zu, aber sein Gesicht war nichtssagend und freundlich wie immer. Cithrin hatte in ihrem ganzen Leben niemanden getroffen, der besser darin war, nichts preiszugeben. Genauso gut vielleicht, aber nicht besser.
    »Ich habe gedacht, ich hätte das deutlich gemacht«, erklärte sie und setzte auf die kecke, halb witzige Art, die sie bei Komme Medean benutzt hatte.
    »Nein«, sagte Paerin, und seine Stimme war überhaupt nicht zwanglos. »Ihr habt gesagt, was Ihr wollt. Ich frage, weshalb Ihr es wollt. Was sind Eure Ziele?«
    »Es tut mir leid«, erwiderte sie. »Ich verstehe die Frage nicht. Ich will über meine Bank bestimmen.«
    »Ja, aber weshalb wollt Ihr das?«
    »Weil sie mir gehört«, sagte sie.
    Paerin holte tief Luft und drehte sich ein Stück, so dass er ihr auf der Bank halb gegenübersaß. Der Baum über ihm warf einen Schatten auf sein Gesicht, und einen Moment lang erinnerte er sie an Kinderbilder von Waldgeistern.
    »Wollt Ihr reich sein?«, fragte er.
    »Ich nehme es an«, sagte sie.
    »Dann ist es nicht die Antwort. Wollt Ihr Macht?«
    »Ich will die Macht, die mir zusteht«, erwiderte sie. »Ich will das, was ich verdient habe.«
    »Auch wenn Ihr es durch Betrug und Fälschung verdient habt?«
    »Ich habe niemandem Schaden zugefügt«, erklärte Cithrin, die die Arme verschränkte. »Ich habe gute Geschäfte abgeschlossen. Ich habe meine Verträge eingehalten. Sie sind nur nicht legal, weil ich zu jung bin.«
    »Nicht mehr lange allerdings«, bemerkte Paerin, eher zu sich selbst als zu ihr. Er tippte sich mit dem Finger

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