Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)
aufs Knie, die Stirn gerunzelt. »Seid Ihr Euch darüber im Klaren, dass Komme Euch Lauro vor die Nase setzt, um herauszufinden, ob Ihr Euch einen Ehemann angeln wollt?«
»Er hätte mich fragen können. Das will ich nicht. Ich will niemanden, der meine Bank für mich leitet. Wenn das meine Absicht wäre, würde ich Pyk Usterhall heiraten und hätte mein Ziel erreicht.«
Paerin lachte. »Das ist vielleicht ein Bild! Nun gut. Heute Abend gibt es etwas, und ich möchte, dass Ihr daran teil nehmt«, sagte er. »Kein Festmahl, nur ein formloses Abendessen. Aber der Mann, der kommt, ist wichtig.«
»In Ordnung«, sagte sie. »Weshalb wollt Ihr mich dabeihaben?«
Auf der Straße wieherte ein Pferd, und ein Fuhrmann stieß einen Ruf aus. Der Wind ließ die Schatten über das Gesicht des blassen Mannes wandern. Sie wartete, während er seine Antwort abwog.
»Ich erinnere mich daran, in Eurem Alter gewesen zu sein«, setzte er sorgfältig ein Wort nach dem anderen, »und ich erinnere mich, wie es war, nach etwas zu suchen, ohne zu wissen, was es ist. Euer Gespür für Münzen und die Macht hinter den Münzen ist das beste, das ich je erlebt habe, aber Euch fehlt die Erfahrung. Das ist keine Kritik, es entspricht einfach der Wahrheit. Und heute Abend werden Verhandlungen geführt. Ich möchte, dass Ihr dabei seid. Damit Ihr seht, wie das Spiel gespielt wird.«
Cithrin betrachtete seine Antwort in Gedanken von allen Seiten. Ihr Herz schlug ein wenig schneller, und sie spürte, wie sich ihre Wangen röteten. Dies war vielleicht die Gelegenheit, für die sie den langen Weg auf sich genommen hatte. »Darf ich Euch etwas fragen?«, sagte sie.
»Das klingt nur fair.«
»Weshalb wollt Ihr das?«
Er nickte. Beinahe eine Minute verstrich. »Ihr seid jung. Ihr macht aus Euch noch die Frau, die Ihr sein werdet, sucht noch nach dem Entwurf, zu dem Euer Leben werden wird. Manchmal brauchen Menschen Hilfe, um ihn zu finden. Ich bin älter und verfüge über eine gewisse Macht in meiner Stellung, und ich denke, dass Ihr vielleicht die Art Mensch werdet, von der ich mir wünsche, dass sie mir später einen oder mehrere Gefallen schuldet.«
Ein Lächeln kämpfte sich auf Cithrins Lippen. Es fühlte sich wie ein Sieg an. »Und ich dachte schon, es wäre Menschenliebe«, sagte sie.
»Oh Magistra.« Paerin Clark lächelte. »So etwas kennen wir hier nicht …«
Das Abendessen begann kurz vor Sonnenuntergang an ei nem Tisch aus Holzbrettern, nicht großartiger als einer, an dem ein Arbeiter sitzen mochte. Der Raum zwischen ihnen stand voller Platten: Muscheln in Knoblauchsoße, Nudeln in Sahne, Weinflaschen, frisch gebackene Brotlaibe. Komme Medean saß an einem Ende, und die Schwellung an Knöchel und Knie war so weit zurückgegangen, dass sie beinahe normal aussahen. Cithrin und Lauro saßen an einer Seite gegenüber von Paerin Clark und seiner Frau Chana, die ihrem Vater sogar noch ähnlicher sah als Lauro. Und am anderen Ende des Tisches saß ein anteanischer Adliger mit Haut so dunkel wie Kaffee. Canl Daskellin, der Baron der Wassermark, Protektor von Nordhaven und Sondergesandter des Regenten für Nordstade, grinste und brach das Brot in den Händen.
»Stellt Euch vor, wie ich mich fühle«, sagte Daskellin. »Ich werde auf einem schnellen Schiff mit verzweifelten Bitten zu König Tracian gesandt, damit er uns im Krieg beisteht, und als ich ankomme, haben wir schon so gut wie gewonnen. Das lässt mich nicht gerade gewieft wirken, um es so zu formulieren.«
Komme Medean kicherte und nickte. »Ich weiß genau, wie Ihr Euch fühlt«, erwiderte er. »Ich habe versucht, eine Konzession für eine Zuckerplantage auf einer Insel vor Elassae zu bekommen. Eineinhalb Jahre Verhandlungen, und ich hatte gerade die endgültigen Verträge zurück an ihren Rat geschickt, als das ganze verdammte Ding abgebrannt ist. Herausgekommen ist eine Konzession für ein paar salzige Ascheflocken im Innenmeer. Gott sei es gedankt, dass ich noch nicht dafür bezahlt hatte.«
»Daran erinnere ich mich«, warf Cithrin ein.
»Ist das so?«, fragte Komme.
Canl Daskellin wandte ihr den Blick zu, und sie bemerkte, wie dünn das Eis war, auf das sie sich begeben hatte. Wenn herauskam, dass sie in der Zweigstelle von Vanai gelebt hatte, kam vielleicht auch heraus, weshalb. Wenn jemand sich mit ihrem Alter befasste, stand womöglich eine Menge auf dem Spiel.
»Ich habe von Magister Imaniel etwas darüber gehört«, sagte sie ohne merkliche Pause. »Es wurde
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