Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)
einen Weg aus der Stadt zu erkaufen. Mit all dem Geld und ihren beiden Schwertern würde der nächste Morgen sie an einem anderen Ort begrüßen.
Yardem öffnete die Augen. »Überlegt es Euch anders, Hauptmann.«
»Nein, der Geist hat nicht zu mir gesprochen. Schluss jetzt mit der Theologie«, sagte Marcus und warf einen kleinen ledernen Sack mit Edelsteinen nach hinten. Yardem fing ihn mühelos auf. »Hilf mir, das einzuladen.«
Yardems Hand schloss sich um seine Schulter, und die Welt drehte sich. Die Steinmauer des Kellers traf ihn wie ein Hammer im Rücken, und er fiel auf Hände und Knie.
»Was zur …«
Yardem trat näher, seine breite Hand an Marcus’ Hals. Marcus rollte nach vorn, zog dabei sein Schwert, aber die andere Hand des Tralgu schloss sich um sein Handgelenk und drehte. Die Hand an seine Kehle riss ihn nach oben, und Marcus’ Füße konnten den Boden nicht mehr berühren. Als die Welt langsam einen roten Schleier bekam, zog er ein Knie fest nach oben, das er in die weiche Stelle gleich unterhalb von Yardems Rippen rammte. Er spürte, wie etwas nachgab, und der Griff um seine Kehle lockerte sich genug, dass er ein winziges bisschen Luft holen konnte. Die Art und Weise, wie Yardem an Marcus’ Schwertarm zerrte, hatte etwas Verzweifeltes, er bearbeitete ihn wie einen Hebel, aber Marcus machte die Bewegung mit und befreite sich aus dem Haltegriff.
Er sprang zurück, die Klinge einen halben Herzschlag zu spät zur Verteidigung erhoben. Der Hammer, den er mitgebracht hatte, um das Schloss aufzubrechen, ging geschmeidig auf seinen Nasenrücken nieder. Etwas knackte feucht, und die Welt löste sich in Schmerz auf. Er spürte, wie ihm das Schwert aus der Hand gerissen wurde, als würde es jemand anders erleben. Blind schob er sich nach vorn, mit der Schulter stieß er auf etwas Weiches und drückte Yardem wieder auf den Boden, aber der Tralgu glitt links vorbei und schaffte es, ihm einen Arm um den Hals zu legen. Marcus trat aus, versuchte seinen Kopf weit genug nach unten zu bringen, um Yardem die Zähne in den Arm zu schlagen, aber er schaffte es nicht. In seinem Mund schmeckte er Blut, und er konnte nicht durch die Nase atmen. Seine Finger gruben sich in das dicke, erstickende Fleisch. Etwas roch nach Rauch. Die Beine wurden ihm weggetreten, und die Welt verengte sich zu einem grauen Punkt, der in weiter Ferne vor ihm lag und dann flackernd verschwand.
Als Marcus zu sich kam, waren seine Beine und Hände hinter ihm gefesselt, und man hatte ihm einen Lumpen in den Mund geschoben und ihn dort mit einem Lederstreifen befestigt. Ein Sack war über seinen Kopf gezogen, was das Atmen noch ein wenig schwerer machte. Er befand sich in dem Handkarren, und die Holzräder rumpelten auf den Pflastersteinen. Seine Nase pochte und ließ stechenden Schmerz durch seinen Schädel schießen. Er versuchte sich in eine Position zu schieben, in der er sich auf die Knie aufrichten oder nach der Königinnengarde schreien konnte. Was auch immer.
»Das ist das Päckchen?«, fragte eine unbekannte Stimme.
»Ja«, antwortete Yardem. »Du weißt, wo du es hinbringen musst?«
»Ja. Aber ich garantiere für nichts, falls er sich unterwegs befreit, verdammt. Ich bin kein Soldat.«
»Ich bin ein Soldat«, sagte Yardem. »Er wird sich nicht befreien.«
Etwas fasste ihn um die Mitte, hob ihn hoch und ließ ihn hart auf Bretter fallen. Ketten rasselten, und ein breiter Lederriemen wurde wie ein Gürtel um ihn gewickelt. Der Sack glitt nach oben, und Marcus sah den Boden eines Fuhrwerks, in dessen Bretter ein breiter Eisenring eingelassen war, und Yardem, der die Kette daran befestigte. Wut und Willenskraft halfen ihm auf die Knie, und Yardem drückte ihn beiläufig wieder zurück.
»Wie lange braucht ihr dahinten noch?«, fragte der Fuhrmann.
»Fast fertig«, grollte Yardem. Er zog an der Kette, und Marcus rutschte über die Bretter. Seine Schulter und Hüften schrien vor Schmerz. Durch sein angestrengtes Atmen lief ihm Blut aus der Nase. Schon wieder. Wenn er den Hals reckte, konnte er das stoische Gesicht des Tralgu sehen, das über ihm schwebte. Auf Yardems Händen war frisches Blut und an seinem Ohr ein Schnitt, bei dem Marcus sich nicht erinnern konnte, ihn ihm zugefügt zu haben. Ein Teil von Marcus erwartete immer noch, freigelassen zu werden. Dass es ein Scherz war oder eine Lektion oder der erste Teil einer aufgeblasenen religiösen Erklärung.
Der andere Teil von ihm, jener Teil, der verstand, starrte nach oben
Weitere Kostenlose Bücher