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Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
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Rolle ganz gut zu ihr passte.
    »Meine Lady«, sagte eine Männerstimme wie eine warme, weiche Decke in einer kalten Nacht. »Nein.«
    Sie wandte sich überrascht um. Ein Teil von ihr, der sich immer noch um solche Dinge kümmerte, griff nach oben, um sich das Haar zu richten und ihr Kleid in Form zu ziehen. Der Rest, der weitaus größere Teil, brach zusammen, und ausgelassene Erleichterung, Scham und ein heiteres Entsetzen übermannten sie, was viel angenehmer war als der aufrichtige Schrecken, der sie zuvor heimgesucht hatte.
    »Coe«, sagte sie lachend und weinend. »Oh nein, nicht auch das noch.«
    Er legte ihr eine Hand auf die Schulter. Sein Gesichtsausdruck war so aufrichtig. So offen und besorgt, so jung.
    »Das ist nicht die Lösung, meine Lady. Kommt mit mir.«
    »Ich wäre nicht gesprungen. Wirklich nicht. Ich meine, nicht jetzt, nicht, wo noch so viel zu tun ist. Da sind die Jungen, zum Beispiel. Und meine Tochter, meine neue Tochter, die hast du noch nicht kennengelernt. Sie ist ein liebes Kind, aber von Schwierigkeiten belastet. Belastet. Und wenn ich jetzt ginge, alles in diesem Zustand zurückließe …« Sie hatte Schwierigkeiten mit den Wörtern, weil die Schluchzer inzwischen so heftig waren, dass nicht mehr viel Platz für anderes blieb. »Ich könnte nicht alles so zurücklassen, so zerschlagen und so leer. Mein Gott. Was haben wir getan? Wie? Wie bin ich so weit gekommen?«
    Irgendwo inmitten des ganzen Ausbruchs hob er sie hoch und nahm sie in die Arme, als wäre sie ein Kind.
    »Das kannst du nicht tun«, sagte sie. »Ich liebe dich nicht. Ich kenne dich nicht. Ich kann niemals das sein, was du in mir sehen willst. Ich bin verheiratet. Ich meine …«
    »Ihr müsst nichts sagen, meine Lady.«
    »Ich bin Gift«, fuhr sie fort. »Jeder, den ich kenne, ist von mir befleckt. Meine Söhne. Sogar meine Söhne. Sie werden dich anschauen und mich sehen. Und wenn sie mich sehen, werden sie ihn sehen, und sie werden dir antun, was sie ihm angetan haben. Ich kann es nicht aufhalten. Ich kann es nicht einmal verlangsamen.«
    »Ich bin niemand, meine Lady. Ich habe nichts zu verlieren.«
    »Und ich mache dein Hemd ganz nass. Das ist nicht klug. Du solltest gehen. Du solltest gehen.«
    »Werde ich nicht«, sagte er.
    Sie war lange still. Seine Arme bebten nicht einmal. Es fühlte sich an, als könnte er sie ewig weitertragen, wenn er es wollte. Er roch nach Hunden, Bäumen und jungem Mann. Sie legte den Kopf an seine Schulter und seufzte laut. Als sie wieder etwas sagte, war ihre Hysterie verschwunden.
    »Ich bin kein verdammtes Mädchen, das gerettet werden muss«, sagte sie.
    »Nein, meine Lady«, erwiderte er, aber sie konnte die Erheiterung in seiner Stimme hören. Sie schniefte. Ihre Nase lief. Die Straßen um sie herum waren eng und dunkel. Hier konnten nicht einmal drei Männer nebeneinander gehen. Die ärmsten Viertel von Camnipol legten sich um sie wie eine Decke. Vincen Coe trug sie durch die Schatten und das Licht.
    »Scheiße«, sagte sie und hielt sich an ihm fest.
    Die Unterkunft war schrecklich. Es stank nach altem Kohl, und die Wände waren mit grünen und schwarzen Tropfen verschmutzt, die schon vor Jahren fest angetrocknet waren. Es gab einen Schrank, dem eine Tür fehlte und in dem nichts war, und das schmutzige kleine Fenster, das nicht breiter war als ihre Hand, ließ gerade genug Licht ein, um die Umgebung einem Urteil auszusetzen. Das Bett war klein und schmutzig, aber es hatte eine Matratze. Er legte sie darauf, und sie rollte sich zusammen. Es roch ranzig, aber es war weich, und ihr Körper schmiegte sich mit dem Gewicht der Erschöpfung hinein.
    Er brachte ihr einen Weinschlauch, der mit Wasser gefüllt war, und eine Wolldecke, die eher nach ihm als nach dem Raum roch.
    »Es gibt hier keinen Gemeinschaftsraum«, sagte er. »Aber es gibt ein Feuer, neben dem man in der Küche sitzen kann. Der Mann Euch gegenüber schreit manchmal herum, ist aber harmlos. Wenn Ihr mich braucht, ich bin in Hörweite.«
    Sie nickte. »Meine Familie weiß nicht, wo ich bin«, sagte sie.
    »Sollen wir Nachricht schicken, meine Lady?«
    »Nein«, erwiderte sie. »Noch nicht.«
    »Wie Ihr es für richtig haltet.«
    Er beugte sich dicht heran und küsste sie einmal sanft auf die Schläfe. Einen Moment lang zögerte er auf die Art und Weise, wie sie es getan hätte, wäre sie ein Mann gewesen und hätte eine Frau auf den Mund küssen wollen. Sie richtete ihren Blick auf ihn, und er erhob sich.
    »Ich bin

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