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Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
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Hinterbeinen stand, und eher wie ein Raubtier. Sogar Issandrians im Übermaß verziertem und verschnörkeltem Anwesen verlieh der Regen eine gewisse Schönheit. Das würde sie Dawson erzählen müssen, doch natürlich konnte sie das nicht.
    Issandrian empfing sie in seinem Wohngemach, bot ihr Kaffee und gebackenen Käse und sogar genug Tabak für ihre Pfeife an. Clara zwang sich dazu, weniger davon anzunehmen, als sie eigentlich wollte. Als sie sich auf den kleinen Diwan mit den weißen Polstern setzte, konnte sie an seinem Gesichtsausdruck bereits erkennen, dass er schlechte Neuigkeiten hatte.
    »Meine Lady«, sagte er. »Ich tue alles, was in meiner Macht steht, aber ich habe Euch bereits am Anfang darauf hingewiesen, wie gering mein Einfluss ist. Und vergebt mir, dass ich es anspreche, aber der Name Kalliam ist befleckt. Die Angehörigen des Hofes benutzen ihn wie ein Ersatzwort für Verräter.«
    »Aber es muss doch etwas geben, oder nicht?«, fragte sie und nippte an ihrem Kaffee. »Es gab Häuser, die an der Seite meines Gemahls gekämpft haben. Er hatte doch Leute, die mit ihm fühlten.«
    »Inzwischen erzählt man andere Geschichten«, sagte Issandrian. »Wie man hört, ist er auf eigene Faust gegen den Thron vorgegangen. Die Häuser, deren Banner neben dem Euren wehten, waren angeblich alle neutral und haben niemals zu den Waffen gegriffen, und die Häuser, von denen man gar nichts auf den Straßen sah, kämpften an der Seite von Palliako. Nicht alle werden dem Urteil entfliehen, aber sie werden es alle versuchen.«
    »Ich verstehe«, erwiderte sie, und so war es auch. Das Leben bei Hofe war immer ein Gewebe aus dem eigenen Ruf und Gerüchten. Hier war es nicht anders.
    »Ich habe nicht alle Hoffnung aufgegeben«, fuhr Issandrian fort. »Eine Expedition nach Hallskar ist im Gespräch. Wenn sie den Wasserweg nutzen, brauchen sie vielleicht einen Kapitän. Ich kann nicht erreichen, dass Barriath den Befehl über ein Schiff erhält, auf dem Mitglieder des Hofes fahren, aber vielleicht gibt es Frachtschiffe, und wenn das richtige Wort ins richtige Ohr geflüstert wird, könnte Barriath für eines davon angeheuert werden.«
    Das war ihrer Ansicht nach alles andere als vielversprechend. Trotzdem lächelte sie voller Dankbarkeit, von der sie wusste, dass sie sie empfinden sollte. Sie plauderten noch ein paar Augenblicke weiter, Clara genoss dabei den Kaffee und die Pfeife, und dann war es Zeit zum Weitermachen. Zeit, nicht stillzustehen.
    Haus Annerin war verschwunden, hatte die Stadt sogar noch vor dem Ende der Sommerzeit verlassen und ihre Tochter und ihren Enkel mitgenommen. Die Absicht dahinter war, genau die Art von Besuch zu vermeiden, wie Clara ihn gerade abstattete, aber sie ging trotzdem zum Türsklaven und zog ihre Erkundigungen ein. Nein, meine Lady, die Familie war nicht zurückgekehrt und wurde auch nicht vor Ende des Winters erwartet. Aber ja, er konnte einen weiteren Brief an sich nehmen und sich darum kümmern, dass er an ihre Tochter weitergeleitet wurde. An Canl Daskellins Anwesen tat es ihnen sehr leid, aber die ganze Familie war indisponiert. Vielleicht, wenn sie an einem anderen Tag wiederkam.
    Sie verbrachte den Großteil des Vormittags unterwegs, machte bei fünf, sechs Häusern Halt und hoffte, ohne einen Grund für ihre Hoffnung zu haben, dass sie mit ihrer Anwesenheit die Welt dazu zwingen konnte, ihren beiden Jungen einen Platz zu verschaffen.
    Als sie gegen Mittag mit schmerzenden Füßen zu Lord Skestinins Haus zurückkehrte, war der Streit schon wieder im Gange.
    »Ich bin ein Seemann«, rief Barriath. »Ich könnte dreimal so viel trinken und wäre nüchterner als du, wenn du aufstehst.«
    Sie war an den Klang brüderlicher Kämpfe gewöhnt, aber der Tonfall, den Jorey nun anschlug, war ungewohnt leise und kalt.
    »Du hast meine Frau in ihrem eigenen Haus beleidigt«, sagte er. »Du musst gehen.«
    Clara durchquerte die Halle, den Rücken ganz gerade. Nicht auch noch hier. Sie konnte damit leben, gegen die ganze Welt anzukämpfen, wenn es sein musste. Sie würde den Schmerz aushalten, allein in ihrem ungewohnten Bett aufzuwachen, den Nachhall des Todes ihres Gemahls immer noch in den Ohren, aber sie konnte nicht auch noch all das hier ertragen. Es musste einen Ort geben – einen einzigen –, an dem sie sich ausruhen und Kraft schöpfen konnte. Wenn es nicht bei ihrer Familie war, dann wusste sie nicht, wo dieser Ort sein sollte.
    »Ich bleibe auch nicht«, sagte Barriath, als sie

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