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Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
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alt genug, um deine Mutter zu sein«, sagte sie.
    »Meine Mutter ist um einiges älter als Ihr, meine Lady«, erwiderte er.
    »Weshalb tust du das alles?«
    »Weil Ihr es zugelassen habt«, sagte er. »Schlaft jetzt. Wir unterhalten uns später.«
    Die Tür ging hinter ihm zu, und Clara lag in der trüben und stinkenden Düsternis.
    »Nun …« , sagte sie zu niemandem und führte den Gedanken nicht zu Ende.

G EDER
    Lord Palliako , hieß es in dem Brief, es tut mir sehr leid, so kurzfristig weggeschickt worden zu sein, doch es kam Nachricht von der Dachgesellschaft, die meine sofortige Anwesenheit erforderte. Vielen Dank, dass Ihr mir während meiner Zeit in Camnipol Eure Gastfreundschaft und Gesellschaft angeboten habt. Es war eine einmalige Erfahrung, und ich werde mich gerne daran zurückerinnern. Die Herausforderung, ein Land so groß wie das Eure zu regieren, muss Vorrang vor Dingen wie kleiner, persönlicher Korrespondenz haben, aber ich werde die Nachrichten aus Antea sehr aufmerksam verfolgen.
    Der Brief war mit Cithrin bel Sarcours Siegel gezeichnet.
    Er hatte die Worte bestimmt schon tausend Mal gelesen, und er nahm an, dass er sie weitere tausend Mal lesen würde. Er konnte ihre Stimme hören, als hätte das Papier sie aufgesogen. Die Geschmeidigkeit ihrer Kehle. Die leichte Melancholie in der Art und Weise, wie sie zurückerinnern betonte. Er hatte schon öfter Liebestexte gelesen, aber gewöhnlich in der Gestalt von Gedichten oder Liedern. Es hatte etwas Merkwürdiges, dem Ganzen den Anstrich eines Geschäftsbriefes zu verleihen, und war doch genau das, was er von einer Bankiersfrau erwartet hätte.
    Nach der Hinrichtung von Dawson hatte Geder sich Sorgen gemacht, dass er sie verletzt hatte, entweder wegen der Art, wie die Hinrichtung verlaufen war, oder aufgrund dessen, wie er anschließend reagiert hatte. Er hatte schon oft gehört, dass es einen aus der Fassung bringen konnte, wenn man jemanden tötete, vor allem beim ersten Mal, er jedoch hätte sich beinahe vor dem ganzen Hof übergeben. Das harmonierte nicht sonderlich mit seiner Würde, aber beim nächsten Mal würde er es besser machen. Und außerdem schien sie ihm vergeben zu haben, wenn da etwas zu vergeben war.
    Als er die Tür erreichte, steckte er den Brief in seine Tasche. Die Stimmen von Männern, die im Vergleich zu der Frauenstimme, die er gerade heraufbeschworen hatte, ganz rau und heiser waren, drangen durch die Tür herein. Geder bedeutete seiner Leibgarde, dass sie warten sollte, bis er ihr vorausgegangen war, dann begab er sich in den Besprechungsraum. Basrahip folgte ihm auf dem Fuße und noch vor der Garde. Das war weniger eine Frage der Etikette als eine Gewohnheit, die sie alle angenommen hatten.
    Karten lagen auf dem Tisch verstreut, manchmal vier oder fünf übereinander. Canl Daskellin und Fallon Brut standen mit finsteren, zornigen Gesichtern über dem Schlamassel.
    »Meine Herren«, sagte Geder. »Ich nehme an, wir sind nicht sonderlich vorangekommen.«
    »Asterilreich«, erwiderte Daskellin, »stellt uns tatsächlich vor etliche Probleme, die wir nicht vorhergesehen hatten.«
    »Euch gehen verdammt schnell die Adelsfamilien aus«, erklärte Brut. »Es gab von Anfang an nur etwa vierzig, und dabei zählt man die östlichen Banniens schon als eigene Familie, die nur zufällig denselben Namen trägt. Mit denjenigen, die wir durch Kalliams Rebellion verloren haben, sind wir bei vier- oder fünfunddreißig angelangt.«
    »Brut will auch die Karte von Antea neu einteilen, wenn wir schon dabei sind.«
    »Es hat keinen Sinn, wenn jemand zwei Ländereien auf unterschiedlichen Seiten des Flusses besitzt. Wie sollte man sich um beide kümmern? Die Hälfte des Winters an jeweils einem Ort verbringen? Es ist nur sinnvoll, die bereits bestehenden Baronien auszuweiten.«
    »Das sind nicht einfach nur Punkte auf einer Karte, Brut. Es sind Orte. Meine Familie lebt seit zehn Generationen auf ihrem Landsitz. Meine Vorväter sind alle dort begraben. Das können wir doch nicht einfach gegen irgendein Feld mitten in Asterilreich austauschen und behaupten, dass es dasselbe ist.«
    Geder hob die Augenbrauen. Dieser Teil des Regententums lag ihm nicht besonders, aber sie hatten recht. Man würde sich darum kümmern müssen.
    »Und dann ist da noch die Sache mit den Städten«, sagte Brut und deutete mit einem anklagenden Finger auf die Punkte, die Kaltfel und Asinhaven darstellten. »Wir können sie nicht zum Teil einer Baronie machen und dort

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