Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)
Eroberung gemacht hätte, hätte er es im nächsten Frühling mit weniger Hungernden zu tun. Aber nun gehören sie ihm, und zwar alle . Er hat seine eigene Unterstützung aus dem Adel geschwächt. Zunächst einmal war er eigentlich gar keiner von ihnen. Dass sein eigener Lordmarschall den Angriff gegen ihn geführt hat, und zwar im Namen des Prinzen, zeigt, wie viel er noch zu erledigen hat, um einfach nur ein tatsächlich geduldeter Anführer zu werden. Er ist offen in Angelegenheiten, in denen König Simeon es nicht war. Es ist der Vorschlag gefallen, eine Zweigstelle in Camnipol zu eröffnen, der meiner Ansicht nach eine genauere Betrachtung durchaus wert wäre.«
Paerin verschränkte die Finger, und der König tat es ihm unbewusst nach.
»Antea wird nicht zusammenbrechen, aber es wird auch nicht stabil sein. Ich würde annehmen, dass wir uns auf fünf, vielleicht auch sechs Jahre einstellen sollten, ehe Palliako eine Bedrohung für den Handel oder seine Nachbarn darstellt. Ich glaube jedoch, dass er ein gutes Gedächtnis hat. Jeder, der ihn erzürnt, während er schwach ist, wird dafür zur Rechenschaft gezogen werden, wenn er stark ist. Aster ist immer noch zu jung, um ein Urteil zu fällen, und bis er den Thron besteigt, wird sich die Lage schon wieder verändert haben.«
»Kurz gesagt ist Antea also eine farbenfrohe Darbietung mit Blut und Donner, aber keine echte Bedrohung«, sagte der König.
»Ganz genau«, erwiderte Paerin.
»Ihr liegt falsch«, warf Cithrin ein. »So leid es mir tut, aber das ist falsch.«
Kommes Gesicht verfinsterte sich. »Eure Analyse fällt anders aus, auch gut. Aber Paerin ist seit fast zehn Jahren mein Mann in Antea. Er kennt das Land. Er weiß, wie es funktioniert.«
»Und hatte er auch den Lordregenten zwischen den Beinen? Ich nämlich schon. Ich habe gesehen, wer er ist, wenn niemand hinschaut, und nichts von dem, was Ihr soeben gesagt habt, trifft auf diesen Mann zu.«
König Tracian zog die Augenbrauen hoch, und Paerin Clark hustete auf eine Art und Weise, die bedeutete, dass er keinerlei Kitzeln im Hals verspürte.
Cithrin achtete nicht auf ihn. »Ihr behandelt Geder, als wäre er politisch oder religiös. Wie die Sorte Mann, die über Königreiche herrscht. Das ist er nicht.«
»Vielleicht wird mich die Magistra erhellen, welche Sorte Mann er ist«, sagte der König.
»Er ist … er ist verschroben, er ist einsam und gewalttätig, und er ist ungeheuer dünnhäutig.« Cithrin hielt inne, um die Worte zu finden, die erläutern würden, was sie in Geder Palliako gesehen hatte. »Er ist ein schlechtes Darlehen.«
Komme Medean brummte, als würde ihn plötzlich etwas schmerzen. Paerin wirkte ernüchtert.
»Das verstehe ich nicht«, sagte der König. »Habt Ihr ihm Geld gegeben?«
»Nein«, erwiderte Cithrin. »Und ich würde ihm auch keines geben. Wenn man einen Fehler gemacht hat, gibt es bestimmte Dinge, die man anschließend erkennt. Nicht jedes Mal, aber häufig, und sie bedeuten, dass das Geld weg ist. Dann hat man jemanden, der das ausgezahlte Geld nimmt und gleich anfängt, es auszugeben, als wäre er reich. Er schaut das Geld an und sieht nur die Münzen und nicht die Belastung durch die Rückzahlung, die er auf sich nimmt, damit er sie haben kann. Er gibt es aus, als wäre es sein Geld und als würde mehr nachkommen. Das ist Geder. Er ist einer jener Jungen, die eine Mutter gebraucht hätten, um erwachsen zu werden, und keine gehabt haben. Nun verfügt er über Macht ohne Einschränkungen. Er wird das Geld verschwenden. Er wird Menschenleben verschwenden. Und niemand ist da, um ihn aufzuhalten. Er nimmt es aus der größten Schatulle außerhalb von Fern-Syramis. Und wenn es dann schlecht läuft, wird ein schlechter Schuldner es verleugnen. An allem ist jemand anders schuld. Antea sucht bereits nach jemandem, dem man die Hungersnot in die Schuhe schieben kann, wenn sie beginnt. Ich habe es in den Schenken gehört. Und Geder wird nicht derjenige sein.« Cithrin lehnte sich zurück. Sie stellte fest, dass sie außer Atem war. Das war interessant.
»Komme?«, fragte der König.
»Es ist ein interessanter Blickwinkel«, sagte Komme Medean. »Aber ich bin mir nicht sicher, was wir damit anfangen …«
Ein leises Klopfen unterbrach sie, und ein Diener, der silberne Becher mit kaltem Wasser brachte, trat ein. Niemand sprach, bis er gegangen war.
»Magistra«, sagte der König. »Sollte ich Eurer Auslegung zustimmen, was würdet Ihr empfehlen?«
Cithrin dachte
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