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Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
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den sie immer noch bei sich trug, war mit hundert Leuten in die Trockenbrachen aufgebrochen und nicht zurückgekehrt. Entweder, er hatte etwas Interessantes gefunden, oder etwas hatte ihn interessant gefunden. Cithrin konnte den Abscheu in der Stimme der Yemmu aus den Formulierungen der Nachricht heraushören.
    Gewisse Besitztümer von Marcus Wester waren aus dem Lager entfernt und verkauft worden. Den Erlös bewahrte Yardem Hane auf. Sonst stand nichts in diesem Brief. Keine Erklärung, weshalb Marcus gegangen oder wohin er verschwunden war, so dass er sein Geld nicht hatte mitnehmen können. Das war der erste Punkt, um den sie sich kümmern musste, wenn sie nach Hause kam, daran bestand kein Zweifel.
    Der letzte Bericht stammte gar nicht aus Porte Oliva, sondern von der Dachgesellschaft selbst. Er enthielt Aufzeichnungen, Abschriften aus Porte Oliva und vorher aus Vanai. Es war die vollständige Abrechnung der Einlagen, die ihre Eltern bei der Bank getätigt hatten, ehe sie gestorben waren, und wie das Geld in der Zwischenzeit angelegt worden war. Ein Bericht über die Einlagen im Namen von Cithrin bel Sarcour.
    Die lackierte Kiste war bei den Guthaben aufgeführt.
    »Ihr habt es vergessen, nicht wahr?«, fragte Komme Medean vom Eingang her. »Chana hat nicht geglaubt, dass Ihr es vergessen würdet, aber ich habe es gewusst. Ich habe es gewusst.«
    »Was gewusst?«
    »Ihr habt Eure Reife erlangt. Während Ihr Euch in Camnipol vor Gott weiß was mit ich-kann-kaum-fassen-wem versteckt habt, seid Ihr zur Frau geworden. Chana meinte, dass ein so wichtiges Ereignis nicht unbemerkt vorübergeht. Ich dachte, dass Ihr diese Linie in Gedanken schon vor so langer Zeit übertreten habt, dass es Euch nicht sonderlich wichtig sein würde.«
    Cithrin öffnete die lackierte Kiste. Darin befand sich eine Halskette aus weißem Gold mit blassen Smaragden, die genau die Farbe ihrer Augen hatten. Cithrin stellte fest, dass sie gerührt war.
    »Ich glaube, Eure Mutter muss Euch im Farbton von Haut und Augen sehr ähnlich gewesen sein«, sagte Komme Medean. »Möchtet Ihr Hilfe beim Anlegen?«
    »Gern«, erwiderte sie.
    Die alten Finger waren ruhig und sicher. Die Halskette lag auf ihren Schlüsselbeinen. Für die Kleider, die sie gerade trug, hatte sie nicht die richtige Länge, aber zu dem helleren Kleid würde sie grandios aussehen. Sie lächelte und neigte den Kopf.
    »Danke«, sagte sie. »Ich hätte mir keine besseren Eltern als die Bank wünschen können.«
    Komme Medean lächelte. »Ihr seid eine Betrügerin und Erpresserin. Nach allem, was ich höre, trinkt Ihr viel zu gern Wein, als gut für Euch ist. Und Pyk Usterhall glaubt, dass der Teil Eures Gehirns, der Risiken einschätzt, unterernährt wurde, als Ihr ein Säugling wart. Nichts von alledem hat sich geändert. Nur eine Sache ist jetzt anders als vor Eurem Aufbruch.«
    »Ja?«
    »Ja«, sagte Komme Medean. »Nun kann ich Euch für Eure Verträge zur Rechenschaft ziehen.«
    »Heißt das, dass ich aufhören kann, die Spielzeug-Magistra zu sein, an deren Fäden Pyk zieht?«
    »Ihr verabscheut das, nicht wahr?«, fragte er.
    »Ja.«
    »Nein. Ihr seid immer noch zu jung. Zu unerfahren. Vier Jahre, zwei davon in anderen Zweigstellen, in denen Ihr einen bewährten Magister bei der Arbeit sehen könnt. Dann können wir entscheiden, ob Porte Oliva Euch gehört.«
    »Zwei Jahre, sechs Monate in einer anderen Zweigstelle«, erwiderte sie. »Ich bin in Vanai mit Magister Imaniel auf gewachsen. Ich habe schon unmittelbar gesehen, wie eine Zweigstelle funktioniert.«
    »Zwei Jahre, eines davon bei einer anderen Zweigstelle. Ihr könnt den Ablauf eines vollen Jahres nicht verstehen, wenn Ihr es nicht von Anfang an gesehen habt.«
    »Abgemacht.«
    Komme Medean lächelte. »Nun«, sagte er. »Ich glaube, ich habe mir gerade zwei Jahre erkauft, nicht wahr?«
    Trotz Paerins Bemerkung, dass sie die neue Expertin für Geder Palliako war, hatte es Cithrin überrascht, dass man sie zum offiziellen Treffen mitnahm. Sie hatte angenommen, dass sie mit Komme, Paerin und Chana sprechen würde – vielleicht noch mit Magister Nison oder Lauro – und dass ihre Infor mationen dann zusammengefasst und ausgewertet werden würden, bevor sie dem König vorgestellt wurden.
    Stattdessen war eine riesige Kutsche, grün wie sommerliche Blätter, bei der Dachgesellschaft vorgefahren. Sie trug das königliche Wappen, aber nicht die goldenen Standarten, die bedeutet hätten, dass König Tracian zu ihnen gekommen

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