Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)
davon reinwaschen. Ich will, dass sie sieht, dass sie nicht das Mädchen ist, von dem die Gerüchte erzählen.«
»In Ordnung«, meinte Geder. »Du musst mir aber sagen, wohin ich gehen und was ich sagen soll. Ich glaube nicht, dass ich schon einmal an einer Hochzeit teilgenommen habe. Oh! Der Priester. Wir könnten Basrahip als Priester nehmen!«
»Ich … ich nehme an, das könnten wir.«
»Ich werde mit ihm darüber reden. Aber er ist nicht traditionell. Vielleicht könnten wir zwei Priester nehmen.«
»Ich glaube, nur einer entspricht eher dem Üblichen«, sagte Jorey. »Aber lass mich das herausfinden. Es macht dir also nichts aus? Daran teilzunehmen, meine ich.«
»Natürlich nicht«, antwortete Geder. »Weshalb sollte es das?«
Jorey schüttelte den Kopf und lehnte sich zurück. Er wirkte verwirrt und unsicher, als wäre Geder ein Rätsel, das er nur halb gelöst hatte. »Du kannst ein sehr großzügiger Mann sein«, sagte Jorey.
»Nicht zu großzügig, hoffe ich«, erwiderte Geder. »Ich meine, es geht nur um die Teilnahme an einem Ritual. Ich muss doch nichts Spezielles tun, oder, außer dabei zu sein?«
»Trotzdem danke ich dir. Es ist mir sehr wichtig. Dafür schulde ich dir etwas.«
»Nein, tust du nicht«, sagte Geder. »Aber da du schon einmal hier bist, will ich dich etwas fragen. Du erinnerst dich doch an den Botschafter aus Asterilreich, von dem dein Vater wollte, dass ich mich mit ihm treffe?«
»Lord Eschfurt. Ja.«
»Ist dabei etwas herausgekommen? Denn ich habe mit dem König gesprochen, aber soweit ich sagen kann, hat er dem Mann nie eine Audienz gewährt. Ich fürchte, ich habe vielleicht etwas Falsches gesagt …«
»Ihr müsst vorbereitet sein«, sagte König Simeon.
»Nein, Eure Majestät«, entgegnete Geder. »Ich bin sicher, das ist nur etwas Vorübergehendes. Ihr werdet wieder völlig gesund sein, ehe der Sommer vorüber ist. Es dauert noch Jahre, bis so etwas … Und Aster wird … würde nie …«
Geder gingen die Worte aus. Seine Gedanken mühten sich redlich um den nächsten Satz, aber es war nichts da. Er hörte, wie er leise stöhnte, und wurde von einem Schwindelanfall überrollt. Er beugte sich vor und presste die Stirn an die Knie.
Ich darf mich nicht übergeben , dachte er. Was immer geschieht, ich darf mich nicht übergeben.
Die Vorladung war gegen Abend gekommen. Die lodernde Frühlingssonne stand tief am Himmel, machte die Schatten lang, ertränkte Straßen und Gassen in aufsteigender Dunkelheit. Nachtblühender Efeu öffnete gerade seine blauen und weißen Blüten, als Geder sein Anwesen verlassen hatte, gedämpfte Lichter glühten in den Fenstern von Curtin Issandrian. Vor einem Jahr hätte es gut und gern Issandrian sein können, der den Kurier mit dem königlichen Siegel empfangen hätte. Oder Maas. Oder der verhasste Alan Klin. Als er die Königshöhe erreichte, war die Spitze des großen Turms immer noch von der Sonne erhellt, während alles andere bereits dem Zwielicht anheimgefallen war. Der Wind kam vom Norden herab, kalt, aber nicht eisig, und ließ die Bäume vor sich hin nicken. Der Mann, der ihn abholte, war weder Diener noch Sklave, sondern ein königlicher Gefolgsmann von Adel, der kam, um Geder zu Simeons Privatgemächern zu führen.
Selbst jetzt, während er den Kopf gesenkt hielt und sich die Welt um ihn herum drehte, konnte sich Geder daran erinnern, wie zufrieden er mit sich gewesen war. Der Baron von Ebbinwinkel und Beschützer des Prinzen leistete einem dringenden Ruf zum Gespaltenen Thron Folge. So formuliert hatte es hochromantisch und würdevoll geklungen, ein Rang, den nur müßige Tagträume noch überbieten konnten. Und dann dies.
Regent. Das Wort stand im luftleeren Raum vor ihm, gedruckt auf Höhenangst.
»Helft ihm«, sagte Simeon. Seine Stimme war ein feuchtes Knurren. Sanfte Hände fassten Geder an der Schulter und richteten ihn auf. Der Kundige des Königs war ein Erstgeborener mit den verworrenen Tätowierungen eines Haavirisch auf dem Körper. Er murmelte sanft, drückte die Fingerspitzen an Geders Kehle und die Innenseite seines Ellbogens. Wärme ging auf ihn über, und sein Atem wurde leichter.
»Ist er in Ordnung?«, fragte der König.
Der Kundige schloss die Augen und legte die Hand auf Geders Stirn. Geder hörte etwas wie ferne Glocken, die niemand sonst bemerkte.
»Nur der Schock, Eure Majestät«, sagte der Kundige. »Er ist bei guter Gesundheit.«
»Ich kann das nicht glauben«, murmelte Geder. Seine Stimme
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