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Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
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unfruchtbar war. Die Schwierigkeit, ein Kind mit gemischter Abstammung auszutragen, sorgte dafür, dass die Rassen getrennt blieben, aber wenn man es genau betrachtete, war keine Rasse bis auf die Versunkenen reinblütig. Ein Tralgu mit weit ausei nanderstehenden dunklen Augen hatte vielleicht irgendwo vor ein paar Generationen Südlings-Blut im Stammbaum. Zwischen Haavirisch und Jasuru mochten geheime Hochzeiten stattfinden. Zwischen Erstgeborenen und Cinnae waren solche Partnerschaften lediglich geschmacklos und anrüchig. Die Geschichte war auch durch weniger angenehme Paarbildungen gekennzeichnet, und nicht alle Frauen, die von feindlichen Soldaten vergewaltigt wurden, brachten es über sich, die Kinder zu töten, die aus dem Verbrechen hervorgingen.
    Die Geschichte der Rassen war ein kompliziertes Gewebe aus Liebe und Abstoßung, landschaftlichen Eigenheiten und Planung, Krieg und Handel, Geheimnissen und Fehltritten. Cithrin bel Sarcour war nur ein Beispiel aus Marcus’ weitläufigen Erfahrungen. Capsen Gostermak war der Nachkomme einer Jasuru und eines Yemmu. Seine Haut war pockennarbig, wo die Bronzeschuppen der Rasse seiner Mutter sich nie ganz entwickelt hatten, und sein Gebiss war voller spitzer Zähne, die den Hauern der Yemmu ebenso wenig ähnelten wie den Zähnen der Jasuru. Er sah aus wie ein Ungeheuer aus einer Kindergeschichte, weder das eine noch das andere, aber ganz zum Kämpfen geschaffen. Keiner, der diesen Mann nicht kannte, hätte erraten, dass er sich als Poet sah und Tauben züchtete.
    Das Haus aus Stein und Mörtel befand sich mitten im Städtchen Cemmis. Draußen im einsetzenden Zwielicht spielten Capsens Söhne mit anderen Kindern der Stadt, stießen den Körper einer toten Ratte um den Fuß des Taubenschlags und kreischten vor Vergnügen, das typischerweise aus dem Ekel und der Herzlosigkeit kleiner Jungen rührte.
    »Es gibt einen Ort«, sagte das Halbblut. »Nicht in der Nähe, aber auch nicht weit weg. Eine Bucht, die Leute nicht betreten.«
    »Könnt Ihr uns dorthin führen?«
    »Nein«, erwiderte Capsen. »Ich werde Euch sagen, wo Ihr nachsehen müsst, aber ich habe Familie. Das ist nicht meine Sache.«
    Marcus blickte zum Eingang auf. Yardem Hane lehnte am steinernen Türrahmen, die Arme verschränkt und einen nicht zu deutenden Ausdruck auf dem Gesicht. Auf der Straße, die der Küste folgte, waren es eineinhalb Tage zurück nach Porte Oliva. Marcus war es nicht recht, dass sie beide die Bank und den Tresor verlassen hatten, aber Yardem hatte darauf bestanden, dass er nicht allein ging. Draußen kreischte ein Kind, ohne erkennen zu lassen, ob aus Schmerz oder Freude.
    »Na gut«, sagte Marcus. »Zwei Eichgewicht Silber für eine Karte. Zwei weitere, wenn unsere Piraten da sind, wenn wir hinkommen.«
    »Bezahlt Ihr mich fürs Reden oder fürs Schweigen?«
    »Was Ihr auch macht, Ihr gewinnt«, erwiderte Marcus.
    Capsen erhob sich und ging zum Schrank. Er war aus Treibholz und ließ den Raum nach Teer und Salz riechen. Unter Marcus’ Augen griff der Mann ins oberste Regal und holte ein Stück Pergament herab, das ein wenig breiter als Marcus’ Hand war. Dunkle Tintenmarkierungen befanden sich darauf.
    Er legte es auf den Tisch, und Marcus nahm es. Die geschwungene Küstenlinie war unverwechselbar, und vier Landmarken waren bereits eingezeichnet und beschriftet. Der Mann war vorbereitet gewesen. Das war entweder sehr gut oder schlecht. Wenn das Städtchen bereit war, ihm gegen die Piraten zu helfen, wurde es wahrscheinlicher, dass er die Fracht wiederfand. Wenn Capsen dachte, nun würde der Gerechtigkeit Genüge getan, wäre die Sache etwas heikler.
    Aber das war erst später wichtig. Marcus nahm einen Beutel vom Gürtel und zog vier Einheiten Silber heraus, die er auf den Tisch legte. Danach zwei weitere. Capsens Augenbrauen hoben sich.
    »Für den Namen«, erklärte Marcus. »Ich weiß gern, gegen wen ich kämpfe.«
    »Weshalb glaubt Ihr, dass ich seinen Namen kenne?«
    Marcus zuckte mit den Schultern und griff nach den zusätzlichen Münzen.
    »Rinál. Maceo Rinál. Er ist irgendein Adliger aus Cabral.«
    »Sehr gut«, sagte Marcus, faltete die Karte zusammen und steckte sie sich in den Gürtel. »Hat mich gefreut, mit Euch zu sprechen.«
    »Wir sehen Euch doch wieder, hoffe ich?«
    Marcus duckte sich unter der Tür hindurch, und Yardem folgte ihm. Das Meer erstreckte sich im Süden, ein ruhiges, bleiernes Grau. Reste vom Rot und Gold des Sonnenuntergangs waren noch am

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