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Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
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sehr darauf geachtet, ob er nicht töricht wirkte oder man sein Sehnen nach Freundschaft mit romantischer Liebe verwechseln könnte. Bei einer Frau wäre er vermutlich sogar zu unsicher gewesen, um ganze Sätze zu sprechen. Aber mit dem Prinzen konnte Geder spielen, lachen und scherzen, und alles, was man zu sehen bekam, war ein Mann, der freundlich zu einem Kind war.
    Der Schnitt an seinem Ohr war klein, blutete jedoch stark. Einer der Diener, ein kleiner Dartinae mit einem blinden Auge, das nicht glühte, betupfte es mit einer Salbe aus Honig und Brennnessel und legte dann einen Verband an. Asters Tutor – ein ernster Mann in der Tracht von König Simeon – gesellte sich zu ihnen und führte Aster mit einer besitzergreifenden Betroffenheitsmiene weg, die Geder und den Prinzen zum Kichern brachte, wobei einer den anderen anstiftete. Als er allein war, lehnte sich Geder auf seinem Diwan zurück und ließ die Augen zufallen. Sein Ohr schmerzte schlimmer, als er es vor Aster zugegeben hatte, aber die Salbe half. Er war schon halb eingeschlafen, als ein leises Geräusch vom Eingang her ertönte. Er öffnete ein Auge. Sein Haushofmeister stand ein winziges Stück weit im Raum.
    »Hm?«, brummte Geder.
    »Ein Besucher, mein Herr.«
    »Oh«, sagte Geder. Und als er sich dann an das letzte Mal erinnerte: »Wer genau?«
    »Sir Jorey Kalliam, mein Herr. Ich habe ihn in …«
    »Der nördliche Salon«, fiel ihm Geder ins Wort. »Gut. Ich mache mich auf den Weg.«
    Der Haushofmeister verbeugte sich und zog sich zurück, während Geder sich streckte, sein Hemd wieder über den Bauch schob und aufstand.
    Geder hatte einen Freund in seinem Alter, und das war Jorey Kalliam. Sie hatten zusammen unter Sir Alan Klin gedient, als sie Vanai eingenommen hatten, und während der langen Wochen, als Klin der Protektor der Stadt gewesen war. Jorey war bei Geder gewesen, als Vanai gebrannt hatte, und sie hatten den Söldneraufstand niedergerungen, den Maas, Klin und Issandrian angezettelt hatten. Joreys Vater war derjenige gewesen, der Geder gefeiert hatte, als er nach Camni pol zurückgekehrt war und Vorwürfe oder Schlimmeres er wartet hatte. Ohne Jorey und seine Familie wäre Geder immer noch lediglich der Sohn eines kleinen Grafen gewesen und für nichts Interessanteres bekannt als für seine Schwäche für spekulative Traktate. Geder hätte Dawson Kalliam seinen Gönner genannt, nur dass er ihn inzwischen an Rang überbot.
    Der Winter hatte Jorey gutgetan. In seinen Zügen lag eine größere Ruhe, die Geder so nicht in Erinnerung hatte, als wäre er unter einem langen Schatten hervorgetreten. Seine Wangen hatten Farbe, und das Lächeln schien ihm keine Mühe zu bereiten.
    »Geder«, sagte er, als er sich erhob. »Danke, dass du mich ohne Ankündigung empfängst. Ich fürchte, ich habe mich ein wenig rargemacht. Ich hoffe, ich habe dich nicht gestört.«
    »Da gibt es nichts zu stören«, erwiderte Geder, der ihn bei der Hand nahm. »Nun, da ich ein Baron bin, lebe ich ein Leben der Zerstreuung und Faulheit. Du solltest es mal versuchen.«
    »Ich müsste zwei Brüder begraben, ehe ich der Baron von irgendetwas wäre«, sagte Jorey.
    »Ach ja. Das solltest du nicht tun, wenn es sich verhindern lässt.«
    Jorey rieb sich die Hand unbehaglich am Ärmel. Sein Lächeln wurde leicht unsicher. »Ich bin …«, setzte er an, hielt dann inne und schüttelte beinahe ungläubig den Kopf. »Ich bin hier, um dich um einen Gefallen zu bitten.«
    »Natürlich«, erwiderte Geder. »Was kann ich tun?«
    »Ich werde heiraten.«
    »Du scherzt«, sagte Geder, und dann sah er Joreys Blick. »Du musst doch scherzen. Wir sind gleich alt. Du kannst doch nicht … Wen?«
    »Sabiha Skestinin«, erklärte Jorey. »Deshalb will ich auch, dass du an der Zeremonie teilnimmst. Dein Stern steigt auf, und wenn die Lieblinge des Hofes dabei sind, sind wir schon weit damit gekommen, der Sache den Zahn zu ziehen.«
    »Den Zahn?«, fragte Geder, der sich auf dem Diwan nieder ließ, auf dem Sanna Daskellin gesessen hatte. Einen Moment lang dachte er, er könne ihr Parfüm noch einmal riechen. Er mochte diesen Diwan. Gute Erinnerungen waren damit verbunden.
    Jorey ließ sich auf dem Sessel gegenüber nieder, die Hände vor sich verschränkt. »Nun, du weißt doch von ihren Schwierigkeiten.«
    »Nein«, erwiderte Geder.
    »Oh«, sagte Jorey. »Es war vor ein paar Jahren. Da gab es einen Skandal. Die Leute reden noch darüber, gewöhnlich hinter ihrem Rücken. Ich will sie

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