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Dollars

Dollars

Titel: Dollars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerben Hellinga
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Haustür hinaus und stand in einer typischen hohen, schmalen, dunklen, nach Stein stinkenden Amsterdamer Eingangsnische. Vor dem Haus stand der DS, aber ich beschloß, ihn lieber stehenzulassen. Ich gingzur nächsten Straßenecke, um zu sehen, wo ich mich denn nun eigentlich befand. Geuzenkade, Amsterdam-West. Hier war ich vielleicht höchstens zwei- oder dreimal in meinem Leben gewesen. Wohin der Zufall einen so führt. Da und dort sah ich schon Lichter in den Häusern angehen, wo sich vereinzelte Frühaufsteher ein erstes Täßchen Tee gönnten. Es war sehr mild draußen. Der Himmel war tief dunkelblau. Über den Häusern in der Ferne hing ein rötlicher Schimmer, eine Vorankündigung der aufgehenden Sonne. Ich ging zum Haus zurück, bestellte ein Taxi und schleppte meine Koffer die Treppe hinunter.
    Den Schlüsselbund behielt ich. Ciao Carlo.

7
    Auf einem Tischchen neben der Badewanne, in der ich meinen geschundenen Leib einweichte, stand ein reichhaltiges Frühstück, und hin und wieder schenkte ich mir mit träger Hand Kaffee ein. Esquire und Playboy lagen in Reichweite und natürlich auch die Morgenzeitungen. Mal rauchte ich eine Zigarette, mal döste ich kurz ein, mal aß ich etwas, und mal ließ ich heißes Wasser nachlaufen. Auf einem Stuhl neben dem dampfenden Bad prangte meine Jagdtrophäe, Carlos schwarze Beretta in ihrem Lederholster.
    Kees und Anneke hatten sich keine Verwunderung anmerken lassen, als ich um sieben Uhr morgens mit zwei Koffern und übel zugerichtetem Gesicht vor ihrer Villa in Bergen aus dem Taxi gestiegen war. Sie hatten mich seit Jahren nicht gesehen, stellten aber dennoch keine Fragen. Genau deswegen war ich auch zu ihnen gefahren. Kees gehörte zu den wenigen Menschen, die wissen, wann sie nichts fragen sollten. Er war Illustrator und hatte es verstanden, sorgsam mit seinem Geld umzugehen, so daß er sich nach einigen Jahren harter Arbeit ein Haus in den Dünen bei Bergen-Binnen kaufen konnte, wo er nun mit seiner Frau und drei Kindern zurückgezogen lebte und arbeitete.
    Sie hatten mir das Gästezimmer im obersten Stock gegeben, einen großen sonnigen Raum mit Blick auf die Dünen und angrenzendem Badezimmer. Nachdem ich eine Stunde in dem duftenden heißen Wasser gelegen hatte, war ich wieder mehr oder weniger der alte, auch wenn ich die Nacht nicht geschlafen hatte. Die Schrammen in meinem Gesicht taten nicht mehr weh, die Beule am Hinterkopf war zwar nach wie vor da, aber zum Glück hatte ich mir beim Sturz mit dem Stuhl nichts geprellt.
    Ichstieg aus der Wanne, trocknete mich ab und zog mich wieder an. Diesmal entschied ich mich für etwas Bequemes, Sportliches, das besser zu dem paßte, was ich mir vorgenommen hatte: sandfarbene Cordhose, weit geschnittenes dunkelgraues Tweedsakko, das genügend Raum für das Schulterholster ließ, gelbes Baumwollhemd und bequeme Loafers.
    Als ich nach unten kam, war das Haus verlassen. Kees war in seinem Atelier am anderen Ende des Ortes, Anneke war einkaufen, und die Kinder waren in der Schule. Auf dem Tisch im Wohnzimmer lag ein Zettel für mich. Mit großen Buchstaben hatte Anneke hastig hingekritzelt, daß im Eisschrank Bier stehe und Genever in der Bar. Und daß ich mich ganz wie zu Hause fühlen solle und tun und lassen könne, was ich wolle.
    Ich schrieb darunter, daß sie mich am Abend zurück erwarten könnten und daß das Frühstück köstlich gewesen sei. Dann rief ich Annette an.
    »Wo steckst du denn?« fragte sie verärgert. »Ich habe gerade in deinem Hotel angerufen und zu hören bekommen, daß du gar nicht mehr dort wohnst. Heute vormittag ist schon ein paarmal für dich angerufen worden.«
    »Ich bin auf dem Land. Wer hat angerufen?«
    »Larings natürlich. Er erwartet dich heute vormittag in seinem Büro.«
    »Wenn er sich noch mal meldet, sag ihm, daß ich wahrscheinlich heute nachmittag komme.«
    »Wenn er sich noch mal meldet? Wo wohnst du denn? Dann gebe ich ihm die Adresse.«
    »Es spielt keine Rolle, wo ich wohne. Wer hat sonst noch angerufen?«
    »Veenling. Du hättest gestern zum Tee zu ihm kommen sollen.«
    »O Gott, den hab’ ich ganz vergessen. Falls er dich noch einmal belästigt, sag ihm, daß ich ihn anrufen werde. Schreib von jetzt an bitte immer Namen und Telefonnummer auf, ja?«
    »Warum rufen die Leute denn alle bei mir an?«
    »Darum.«
    »Sid, was hat das zu bedeuten...«
    »Tschüs, Schatz.« Während sie noch protestierte, legte ich auf.
    Der große Garten um das Haus stand in später Nachblüte. Das

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