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Dollars

Dollars

Titel: Dollars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerben Hellinga
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Teppichboden fallen. Das verdarb zwar die antiseptische Atmosphäre im Zimmer, wie ich sehr wohl spürte, aber so hatten die Zimmermädchen, von denen ich jede Menge auf dem Gang hatte herumwerkeln sehen, wenigstens was zu tun. Die Zigarette schmeckte mir nicht, ich hatte überhaupt einen unangenehmen Geschmack im Mund. Und das grelle, kalte Licht der Herbstsonne, die hin und wieder durch die endlosen Regenwolken stach, trieb mir Tränen in die Augen und fachte die lauernden Kopfschmerzen an.
    Tief unter mir lag die Apollolaan, mit nassem Laub übersät und voller Pfützen, dahinter Minervalaan und Courbetstraat, Schubertstraat und Cliostraat und wie die Straßen meiner Kindheit sonst noch alle heißen mochten. Biedere Straßen mit biederen Menschen. Wirklich? Oder wohnten in diesen Straßen, wo man noch die Bürgersteige schrubbte und Tennis-und Hockeykanonen behütet großgezogen wurden, wo die gehobenen Amsterdamer Bürger auf ihrem Geld hockten und stolz darauf waren, daß sie die Kosten für den Haushalt so niedrig hielten, wohnten dort womöglich auch Killer und heimtückischeMörder? Schliefen dort womöglich auch Menschen mit Pistole unter dem Kopfkissen und Messer in der Hand und Mordlust im Herzen?
    Geld ist Macht, hat doch mal irgendwer gesagt, und Macht korrumpiert. Trotzdem hatte ich in diesen Straßen dort eine relativ normale Kindheit verlebt. Ich war nicht glücklicher oder unglücklicher gewesen als die meisten anderen Kinder, mit denen ich zusammen aufgewachsen war, Söhne und Töchter von Geschäftsleuten und höheren Beamten, von Ärzten, Juristen und anderen Großverdienern. Ich hatte dort eine Ausbildung genossen, die mich zu einer Karriere befähigt hatte, und ich hatte diese Karriere schneller und besser und früher gemacht als die meisten anderen. Mit anderen Worten, ich war das Idealprodukt einer bestmöglichen Erziehung. Ein wenig hart ausgefallen vielleicht, aber hart muß ein Mensch sein können, wenn er zu Geld kommen will und damit zu einem normalen, anständigen, glücklichen Leben. Hart und fleißig und rechtschaffen. Letzteres ging mir vielleicht ab. Ich war nicht rechtschaffen, das war’s. Rechtschaffene Menschen laufen nicht mit Pistole unter der Achsel herum und mieten sich kein Zimmer im Hilton , um herauszufinden, wieso eine Bande von Schurken anderen nach dem Leben trachtet. Rechtschaffene Menschen werden nicht in undurchschaubare, obskure Komplotte verstrickt. Rechtschaffene Menschen werden normalerweise nicht mit toten oder halbtot geschlagenen Menschen konfrontiert. Und schlagen auch selbst normalerweise keinen tot.
    Es hatte durchaus eine Zeit in meinem Leben gegeben, da ich ehrlich und rechtschaffen gearbeitet hatte. Werbetexte hatte ich damals geschrieben und viel Geld verdient, das glücklich machte. Aber das war lange her. Und war es, im nachhinein betrachtet, wirklich so rechtschaffen gewesen?
    Ich hatte Lebensmittel und anderes Zeug angepriesen und mirSlogans ausgedacht, warum man sie unbedingt kaufen müsse, dabei hatte ich in den meisten Fällen sehr wohl gewußt, daß es großer Mist war, und hätte es selbst niemals angerührt. Nein, ich war nie rechtschaffen gewesen, das war’s.
    Bierpulver. Da war ein Typ, der glaubte, er könne mich mit Bierpulver leimen. Und mit vagen Versprechungen. Amerika. Karriere. Zugegeben, ich war mit verkatertem Kopf in ein verbrecherisches Komplott getappt, ohne zu durchschauen oder auch nur zu ahnen, in welche Schwierigkeiten mich das bringen würde. Aber dumm war ich deswegen noch lange nicht. Da mußten sie sich schon einen anderen Trottel suchen, dem sie alles weismachen konnten. Verbrechen war zwar ein neues Spiel für mich, aber neue Spiele hatte ich schon immer schnell gelernt. Ich mußte nur die Spielregeln kennen, dann gewann ich meistens.
     
    Ich drückte meine Zigarette an der Fensterscheibe aus, warf die Kippe auf den Boden, stellte das Radio aus – das Mozartkonzert war inzwischen von widerlichem Unterhaltungsschmalz abgelöst worden – und griff zum Telefonhörer. »Ja?« säuselte ein Stimmchen.
    »Könnten Sie mich bitte mit Mr. Henderson, Zimmer 444 verbinden?«
    »Gern.«
    Doch Zimmer 444 meldete sich nicht. Ich legte den Hörer wieder auf und dachte nach. Dann eben seine Sekretärin.
    »Ja?« piepste die Stimme wieder. War das nun ein Mann oder eine Frau?
    »Könnten Sie mich bitte mit Miss Callock, der Sekretärin von Mr. Henderson verbinden? Ihre Zimmernummer weiß ich nicht.«
    »Ja.«
    Esklickte und tickte,

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