Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dollars

Dollars

Titel: Dollars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerben Hellinga
Vom Netzwerk:
Kopfschmerzen hatten sich verschlimmert, und ich schwitzte. Ich mußte in einem fort gähnen, mir brannten die Augen, und es juckte mich am ganzen Körper. Aber der Whiskey tat gut. Er schmeckte stark und frisch und ein bißchen säuerlich, und als ich das Glas geleert hatte, fühlte ich mich schon ein wenig besser.
    Komisch, daß die Zimmermädchen die Aschenbecher nicht geleert hatten, das sah eigentlich eher danach aus, daß sie noch gar nicht im Zimmer gewesen waren. Aber das Bett war gemacht. Es sei denn, es hatte gar niemand darin geschlafen. Vielleicht war er ja heute nacht nicht hier gewesen. Und konntejetzt jeden Moment hereinkommen. Ich erhob mich, um zur Tür zu gehen. Im selben Augenblick läutete das Telefon. Ich nahm ab und sagte: »Hm?«
    Es war einen Moment still. »Bob?«
    »Hm.«
    »Ich bin’s, Pauline.« Und tatsächlich, es war Pauline. Meine Pauline.
    »Oh, hello«, sagte ich und versuchte meine Stimme zu verstellen, aber dadurch klang ich eher wie ein Frosch.
    »Du warst nicht unten, und da dachte ich, daß du vielleicht...« Plötzlich brach sie ab und fragte argwöhnisch: »Bob?« »Yes?« quakte ich.
    Sie legte abrupt auf. Aber meine Stimme hatte sie nicht erkannt, da war ich mir sicher. Ich stellte das Whiskyglas in die Bar zurück, gab mir unterdessen alle Mühe, nicht befremdet zu sein, und ging wieder zur Tür. Und wieder läutete das Telefon, und ich nahm ab. Es hätte mich nicht gewundert, wenn jetzt Annette dran gewesen wäre oder mein früherer Lateinlehrer.
    »Mr. Henderson?«
    »Hm.«
    »Da bin ich schon. Frau Effimandi.«
    »Wie geht es Ihnen?« Ich meinte: Ich dachte, Sie wären tot.
    Aber das kann man jemandem ja nicht so einfach sagen. »Gut.« Sie lachte. »Aber Spaß beiseite, es ist soweit.« »Gut.« Wir schwiegen beide kurz.
    »Kommen Sie dann bitte gleich?«
    »Ich komme.«
    »Es sind zwei Männer in einem Auto.«
    »Ich komme«, sagte ich und legte auf.
    Es war so weit. Zwei Männer in einem Auto. Ich hatte nicht die leiseste Ahnung, wovon sie redete, aber mir schien, daß es wichtig genug war, um so schnell wie möglich zu ihr zu fahren.
    Esist zwar nur eine Viertelstunde zu Fuß vom Hilton zum Herman Heijermansweg, aber mit meinem VW konnte ich die Strecke in nicht mal anderthalb Minuten zurücklegen. Bei Frau Effimandi vor der Tür stand ein schlammbespritzter schwarzer Alfa Romeo. Ich stellte den Käfer direkt vor ihn, so daß der Alfa, hinter dem noch ein Opel parkte, in der Parklücke eingekeilt war, und stieg aus. Auf der Rückbank des Alfas lagen einige Lederkoffer und -taschen, und auf dem Fahrersitz sah ich einen zerknitterten Stadtplan von Amsterdam. Der Wagen war abgeschlossen.
    Ich kletterte über das Mäuerchen in den Vorgarten von Frau Effimandi. Es waren zwar einige Leute in der Nähe, ein Milchmann fuhr mit seinem Wagen herum, ein Dienstmädchen klopfte Teppichläufer aus, aber ich setzte eine Miene auf, als kletterte ich jeden Tag über dieses Mäuerchen, und niemand fragte nach, ob das denn auch stimmte.
    In dem Vorgarten standen ein paar vermickerte Rosen im Matsch, und um ans Fenster zu gelangen, mußte ich um eine große Pfütze herum, vielleicht war es auch ein kleiner Teich, das war nicht so richtig zu erkennen. Frau Effimandi saß mit zwei Männern, augenscheinlich Italienern, in ihrem bunten Wohnzimmer. Als ich hineinschaute, bot sie ihnen gerade Plätzchen an, von denen sie mit verdattertem Gesichtsausdruck jeder eines nahmen. Sie sahen sehr jung aus, waren sportlich gekleidet, mit dunkler Flanellhose und gelbem Pullover, und hatten beide einen zusammengelegten weißen Regenmantel über dem Schoß.
    Frau Effimandi schien das Gespräch zu führen. In einen orangefarbenen Kimono gehüllt, schwatzte und lachte und gestikulierte sie lebhaft. Die beiden Italiener schwiegen vornehmlich und nickten nur hin und wieder zustimmend. Sie fühlten sich offensichtlich nicht sehr wohl in ihrer Haut, und ichsah, wie sie einander mit verzweifelter Miene signalisierten, daß sie abhauen sollten.
    Ich kehrte um den Teich beziehungsweise die Pfütze herum zum Mäuerchen zurück, kletterte wieder hinüber, streifte vor der Haustür den Matsch von meinen Schuhen und klingelte. Keine zehn Sekunden später sprang die Tür auf, und ich trat rasch in die Eingangshalle. Die Tür zu Frau Effimandis Apartment ging auf, und ich stellte gerade rechtzeitig den Fuß dazwischen, denn als sie mich sah, wollte sie sie gleich wieder zuschlagen.
    »Guten Tag, Frau Effimandi, ich

Weitere Kostenlose Bücher