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Dollars

Dollars

Titel: Dollars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerben Hellinga
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und dann nahm Daisy ab. »Yes?« sagte sie heiser.
    »Ah, Miss Callock, Sie sprechen mit Sid Stefan. Wie geht es Ihnen?«
    Sie hielt kurz die Luft an und sagte dann rasch und zu fröhlich: »Oh, Mr. Stefan, was für ein Zufall, ich wollte Sie gerade anrufen.«
    »Ach wirklich? Wieso denn?«
    »Es tut mir so leid, Mr. Stefan, aber es ist leider so, daß Mr. Henderson heute nicht mit Ihnen zu Abend essen kann, und er läßt fragen, ob es Ihnen eventuell auch morgen passen würde.«
    »Morgen, ich schau mal kurz nach.« Ich tat so, als müßte ich meinen vollen Terminkalender konsultieren, und sagte dann, daß es wohl gehen werde.
    »Ach, wie gut, er hat sich schon solche Gedanken gemacht. Er hat sie gestern abend noch telefonisch zu erreichen versucht, aber Sie waren offenbar nicht im Motel.«
    »Doch, doch. Da hat man sich an der Rezeption wohl vertan. Das Motel ist noch sehr neu, wissen Sie, das Personal ist noch nicht richtig eingearbeitet.«
    »Ja, vielleicht.« Sie wußte allem Anschein nach nicht, was sie darauf sagen sollte.
    »Ich nehme an, daß Mr. Henderson jetzt nicht da ist?« »Nein, leider nicht, er hat heute einen sehr vollen Tag, eine Besprechung nach der anderen.«
    »Aha. Na, dann werde ich mal mein Visum beantragen.« »Tun Sie das. Und bis morgen.«
    »Ja.« Wir legten gleichzeitig auf.
     
    Blöderweise kannte ich ihre Zimmernummer nicht. Es gab zwei Möglichkeiten. Wenn die beiden ein Verhältnis miteinanderhatten, wohnte sie im Zimmer neben ihm, war sie aber nur seine fromme und gesittete Sekretärin, konnte ihr Zimmer wer weiß wo sein. Eine Etage tiefer vermutlich. Quatsch. Er war kein Instantbierbaron, sondern ein Gangster. Und Gangster hatten keine frommen und gesitteten Sekretärinnen.
    Dann wohnte sie also aller Wahrscheinlichkeit nach neben ihm. Egal, wenn sie zum Zimmer reinschaute, kriegte sie eben eins auf die Rübe. Aber lieber war mir natürlich, wenn sie mich nicht sah.
    Ein Zimmermädchen kam mit einem Frühstückstablett aus einem der Zimmer. Sie lächelte keusch, als ich ihr väterlich zunickte. Die Zimmertür hatte sie hinter sich aufstehen lassen, im Schloß steckte ein Generalschlüssel. Vor einigen Türen standen noch die blankgeputzten Schuhe schlafender Gäste. Durch andere drangen Morgengeräusche. Ich ging langsam weiter und wartete, bis das Zimmermädchen im Personalaufzug verschwunden war. Da war ich mit zehn Riesenschritten an der Tür. Im selben Moment kam ein anderes Mädchen mit einem Stapel Bettwäsche auf dem Arm fröhlich summend aus einem anderen Zimmer. Ich bückte mich schnell, es dauerte furchtbar lange, bis dieser verflixte Schnürsenkel endlich zu war. Genau so lange, wie sie brauchte, um ebenfalls im Personalaufzug zu verschwinden. Danach öffnete ich mit dem Generalschlüssel in aller Gemütsruhe die Tür zu Zimmer 444, ließ sie einen Spaltbreit offen stehen, brachte den Generalschlüssel wieder zurück und zog die Tür von Zimmer 444 gerade hinter mir zu, als sich die Tür des Personalaufzugs wieder öffnete.
    Das Zimmer blitzte im harten Morgenlicht. Das Bett war schon von den fleißigen Mädchen gemacht worden, aber es roch noch nach kaltem Zigarettenrauch. Machten sie denn nicht die Fenster auf, wenn sie das Zimmer putzten? Und im übrigen waren auch noch Kippen im Aschenbecher.
    Aufdem Schreibtisch lag ein kleiner Stoß Fotos. Fotos von mir. Auf dem Fußboden neben dem Tisch stand ein Tonbandgerät. Ich hockte mich davor und betätigte die Knöpfe. Das Band begann sich zu drehen, und ich hörte mich selbst sagen: »Stimmt, ich habe einige Jahre freiberuflich als Werbetexter gearbeitet.« Worauf Mr. Henderson sagte: »Erzählen Sie mal etwas mehr von den großen Kampagnen, die Sie gemacht haben.«
    Während ich den Apparat ausschaltete, fragte ich mich, ob sie womöglich auch mein Horoskop und heimliche Röntgenfotos von meinem Blinddarm hatten anfertigen lassen.
    Im Schrank hingen drei Anzüge, leichtes Material, das man waschen und trocknen konnte, schon praktisch, aber nicht schön. Auf dem Schrankboden lag ein Walkie-talkie neben zwei Paar Schuhen. Das war alles, was ich in seinem Zimmer fand. Keine Papiere, kein Paß, keine Briefe, nichts. Das lag wahrscheinlich alles sicher im Hotelsafe. Auch das Badezimmer erbrachte nichts, außer der Tatsache, daß er Pears-Seife benutzte, genau wie ich.
    Enttäuscht goß ich mir ein Glas Whiskey ein, setzte mich aufs Sofa und zündete mir eine Zigarette an. Die Zigarette schmeckte immer noch nicht, die

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