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Dollars

Dollars

Titel: Dollars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerben Hellinga
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und auch Pauline setzte sich wieder. Ihr Gesicht nahm zum erstenmal einen besorgten Ausdruck an. Auch King ging zu seinem Sessel zurück. Ich trank einen Schluck Grappa, der runterlief wie Feuer. »Schlüffer behauptet, ich hätte sie ermordet, stimmt’s?« sagte ich zu King.
    Er antwortete nicht.
    »Wenn ich mal kurz resümieren darf«, fuhr ich fort. »Ich habe mit ihr zusammengelebt, bevor sie dich kennenlernte, und danach war ich zwei Jahre im Knast. Als ich sie vor ein paar Tagen zufällig im Flugzeug wiedertraf, wollte ich mich mit ihr verabreden, aber sie lehnte ab. Da bin ich mitten in der Nacht zu ihr hin, und als sie mich zurückwies, habe ich sie umgebracht. Ich verliere nämlich schnell die Beherrschung, und wenn mich die Wut packt, weiß ich nicht mehr, was ich tue. Im Knast bin ich ja schließlich auch gewesen, weil ich in einem Anfall von Raserei jemanden erschlagen habe. Am nächsten Tag entdeckten Schlüffers Leute Jeanettes Leiche, und neben ihrer Leiche einen Strauß Rosen. Ihre Hauswirtin erzählte, daß ich der letzte gewesen sei, der sie besucht hat. So ungefähr lautet deine Geschichte, nicht wahr, Schlüffer?«
    »Das ist keine Geschichte, Stefan, das ist die Wahrheit.«
    Ich zündete mir eine Zigarette aus einer auf dem Tisch liegenden Schachtel an und nahm noch einen Schluck Grappa. Wieder begann ich zu glühen. Vermutlich sah ich jetzt aus wie ein errötender Jüngling.
    »Mr. King, der Schein spricht natürlich gegen mich, und ich verstehe Ihre Rachegelüste vollkommen, aber ich hoffe, sie können mit deren Umsetzung noch ein ganz klein wenig warten, so daß ich Ihrem Freund Schlüffer einige Fragen stellen kann.«
    »Schlüffer ist nicht mein Freund«, sagte King leise. »Geben Sie mir noch ein wenig Zeit?«
    »Wieviel Zeit?«
    »Zehn Minuten, eine Viertelstunde.«
    »Bitte.«
    »Wer sagt, daß ich ihm antworten werde?« sagte Schlüffer. »Ich«, sagte King wieder mit dieser leisen, verhaltenen Stimme.
    »Erstens, Herr Schlüffer, können Sie mir sagen, was ich mit Jeanettes Leiche gemacht habe? Wie habe ich die aus dem Haus geschafft?«
    »Das ist eine Frage, die du selbst beantworten mußt, junger Mann. Auch deswegen sind wir hier. Captain King möchte seiner Verlobten nämlich ein ordentliches Begräbnis geben.« Schlüffer grinste, aber sein Grinsen verriet schon ein wenig Angst, schien mir.
    »Am Montag vor fünf Tagen bin ich aus Stockholm in Amsterdam gelandet. Wann sind Sie hier angekommen, Herr Schlüffer?«
    »Mittwoch, im Laufe des Mittwoch.«
    »Auch mit dem Flugzeug?«
    »Nein, mit meinem Wagen, und mit der Fähre nach Hoek van Holland natürlich.«
    »Mit Ihrem Jaguar?«
    »Einen anderen Wagen habe ich nicht.«
    »Ein toller Wagen übrigens. Steht er noch immer in der Geuzenkade?«
    Schlüffer antwortete nicht, sondern starrte mich brütend an. Die Pistole lag auf seinem Schoß.
    »Mittwoch also«, fuhr ich fort. »Wie kann es denn da sein, daß Ihr Wagen schon am Dienstag vor dem Haus von Karel van den Broek stand? Vertun Sie sich auch nicht? Sind Sie nicht vielleicht am Dienstag oder womöglich sogar schon am Montag angekommen?«
    Schlüffer zählte schweigend an seinen Fingern ab: »Dienstag, ja, tatsächlich, ich bin am Dienstag angekommen.« Er lachte schuldbewußt.
    »Und warum haben Sie zu Captain King gesagt, Sie seien am Mittwoch angekommen?«
    »Ich habe mich vertan.«
    »Warum sind Sie denn überhaupt in die Niederlande gekommen, Herr Schlüffer?«
    »Weil Carlo mich am Dienstagmorgen anrief, nachdem er Jeanette gefunden hatte.«
    »Warum hat Carlo denn Captain King nicht informiert? Das wäre doch logischer gewesen?«
    »Weil er mir persönlich unterstellt war.«
    Ich drückte meine Zigarette aus, stand auf und ging zur Getränkevitrine, um mir noch einen Grappa einzugießen. Pauline saß still in ihrem Sessel, starrte vor sich hin und reagierte nicht, als ich an ihr vorüberkam.
    »King, ich habe keine Lust, mir das noch länger anzuhören«, sagte Schlüffer.
    »Ruhe«, brummte King nur.
    Ich drehte mich wieder um. »Jetzt werde ich Ihnen ein paar Fragen stellen, Captain King. Sie brauchen mir nicht zu antworten, aber es würde schon dazu beitragen, die Situation zu erhellen.« Ich begann mich wohlzufühlen in der Rolle des allwissenden Kriminalkommissars. Der Grappa wärmte mich angenehm, und die beruhigende Gewißheit, daß Enzo und Bruno mir mit der Beretta den Rücken deckten, machte mich schon fast ein bißchen übermütig. Ich setzte mich

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