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Dollars

Dollars

Titel: Dollars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerben Hellinga
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haben Captain King aber viele Details verschwiegen, Herr Schlüffer, finden Sie nicht auch?«
    »Ich hielt es nicht für wichtig, daß Carlo auch in dem Flugzeug war«, sagte Schlüffer. Er sprach immer leiser.
    »Und daß ich ihn am Montagabend zufällig aus Jeanettes Haus kommen sah, auch nicht?«
    »Nein.«
    »Woher wissen Sie übrigens, daß ich ihn gesehen habe, Herr Schlüffer?« Aus dem Augenwinkel sah ich, daß King seinen Colt aus der Innentasche gezogen hatte. Schlüffer erstarrte. Sein Blick schoß zwischen King und mir hin und her.
    »Von Carlo.«
    »Aber Sie haben Carlo doch gar nicht mehr gesprochen, Herr Schlüffer. Ich habe Carlo doch Dienstagnacht getötet, und Sie sind erst im Laufe des Mittwoch angekommen.«
    »Ich sagte doch schon, daß ich mich vertan habe.« Seine Stimme klang belegt.
    Einen Augenblick lang herrschte Stille, dann flüsterte King: »Du hast mir nichts davon gesagt, daß du Carlo noch gesprochen hast, Schlüffer.«
    »Das ging dich ja auch nichts an. Ich führe meine Organisation, wie ich es für richtig halte.«
    Die beiden Männer saßen sich starr gegenüber und ließen sich keine Sekunde aus den Augen. Beide hielten ihre Waffen auf dem Schoß. Ich spürte, daß meine Beine zu zittern angefangen hatten, und wenn ich mich nicht zusammenriß, würden mir sogar die Zähne klappern. Ich nahm schnell noch einen Schluck Grappa und zündete mir eine neue Zigarette an. Die Jazzplatte war endlich verstummt, aber der Plattenteller drehte sich noch mit leisem Summen weiter. Das war in diesem Moment das einzige Geräusch im Raum. Draußen rauschte der Wind in den Bäumen des Parks. Von Enzo und Bruno kein Mucks.
    Ich nahm den Faden wieder auf. »Ich saß also am Montag in diesem Flugzeug, in dem Jeanette zufällig Stewardess war. Wir hatten einander seit drei Jahren nicht gesehen und waren beide ziemlich überrascht und ich glaube auch erfreut, als wir uns sahen. Ich saß neben einem kleinen Italiener, der mir besonders auffiel, weil er die ganze Zeit schmatzte. Das war Carlo, wie sich später herausstellte.
    Jeanette lud mich ein, am nächsten Abend, Dienstagabend, zu ihr zum Essen zu kommen. Mit Carlo sprach sie nicht, und auch sonst ließ sich keiner von beiden anmerken, daß sie sich kannten. Am gleichen Abend, Montagabend, bin ich ein wenig durch die Stadt gebummelt, und weil ich nichts Besseres vorhatte, beschloß ich, zu Jeanette zu gehen, einen Tag früher als verabredet. Als ich gerade bei ihr klingeln wollte, kam jemanddie Treppe herunter. Der Jemand war Carlo. Ich versteckte mich, bis er weg war, ging dann zu Jeanette nach oben und fragte sie, was sie mit Carlo habe. Sie wurde verständlicherweise ziemlich wütend und warnte mich, meine Nase nicht in Angelegenheiten zu stecken, die ich sowieso nicht verstehen würde. Und dann sagte sie noch so etwas wie: »Verzieh dich, bevor es zu spät ist.«
    Ich verstand tatsächlich nichts und ging weg. Aber am nächsten Morgen, Dienstagmorgen, tat mir unser Streit leid. Ich versuchte Jeanette telefonisch zu erreichen, aber sie nahm nicht ab, und deshalb fuhr ich zu ihr raus. Als sie nicht aufmachte, klingelte ich bei ihrer Hauswirtin, die mir einiges erzählte. Jeanette war am Abend vorher, wie ich ihren Angaben entnehmen konnte, direkt nach meinem Besuch mit einem Taxi weggefahren. Ich nahm sofort an, daß sie zu Carlo gefahren war, um ihn zu informieren. Diese Annahme hat sich später bestätigt. Die Hauswirtin erzählte mir auch, daß Jeanette einen Wohnungsschlüssel unter ihrer Fußmatte liegen hatte. Von dem machte ich Gebrauch, weil ich einen Strauß Rosen für Jeanette hinterlassen wollte. So habe ich sie gefunden.
    Ergänzend möchte ich noch hinzufügen, daß mir schon am Montagabend zwei Champagnergläser auf ihrem Tisch aufgefallen waren. Sie standen am Dienstagmorgen immer noch da, und im Kühlschrank entdeckte ich eine unangebrochene Flasche Champagner und Lachs und Kaviar. Ich schloß daraus, daß Jeanette Montagnacht noch Besuch erwartet hatte.
    Fassen wir zusammen: Nachdem ich gegangen war, ist Jeanette mit einem Taxi zu Carlo gefahren, um ihn über mich zu informieren. Ihre Wirtin hat gehört, daß sie später in der Nacht von irgendwem nach Hause gebracht wurde, der sie nach oben begleitete und erst eine halbe Stunde später wieder ging, und daß sie dann frühmorgens das Haus verließ. Aber wirwissen ja, daß sie das Haus nicht mehr auf eigenen Beinen verlassen konnte, also ...« – ich ließ eine dramatische Pause

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