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Dollars

Dollars

Titel: Dollars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerben Hellinga
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von dem Adreßbuch.
    Das ist meine Geschichte. Und wenn sie nicht gestorben sind...« Nie den Humor vergessen, ist die Lage auch noch so brenzlig. Humor ist die sichere Grundlage für gesellschaftlichen Erfolg.
    Es war lange Zeit sehr still. Dann begann Schlüffer zu sprechen. Er wirkte gefaßt und entspannt. »King, ich weiß, daß du mich nicht magst, aber du hast mir eine Menge zu verdanken und ich dir. Dieser junge Mann hier, der über eine blühende Phantasie zu verfügen scheint, hat uns eine Schilderung der Ereignisse der letzten Tage geliefert, die dem Anschein nach hieb- und stichfest ist. Und dabei beschuldigt er doch wahrhaftig mich des Mordes an deiner Verlobten, mich, für dessen Organisationsie von unschätzbarem Wert war. Das einzige, was ich seiner Geschichte im Moment entgegensetzen kann, ist mein Ehrenwort. Mein Ehrenwort als Gentleman.« Mit seinem deutschen Akzent klang es wie Dschäntelmän. »Wir sitzen uns jetzt mit geladener Pistole gegenüber. Wenn wir schießen, schießen wir gleichzeitig und sind vermutlich beide gleichzeitig tot. Ich bestreite, daß ich Jeanette ermordet habe, und ich werde dir auch beweisen, daß ich es nicht getan habe. Aber in der Zwischenzeit sollten wir die Spuren verwischen, die wir hier in Amsterdam hinterlassen haben. Rom ist uns dicht auf den Fersen, daran besteht kein Zweifel, und das kann weder dir noch mir recht sein. Daher schlage ich vor, daß wir zuallererst diesen jungen Mann hier ausschalten – das Mädchen muß im übrigen auch weg – und die Sache danach in aller Ruhe unter die Lupe nehmen.«
    Wieder trat völlige Stille ein, sieht man mal von der blöden Platte ab, die sich immer noch weiterdrehte. Ich wagte mich jetzt auch nicht mehr zu rühren.
    Nach einer Weile machte endlich King den Mund auf. Auch er wirkte entspannter als vorher. »Ich glaube dir genausowenig wie dem Jungen, Schlüffer. Ich glaube euch nicht, weil ich euch nicht glauben will. Jeanette ist tot, und damit ist für mich alles aus. Ich habe Jahre meines Lebens an deine Organisation verschwendet, weil ich hoffte, daß ich Jeanette und mir mit deinem Geld eine Zukunft kaufen könnte. Und das wäre mir auch beinahe gelungen. In einem Jahr hätten wir uns nach Jamaika zurückgezogen, wo wir nichts anderes mehr getan hätten, als die Sonne zu genießen und zu angeln und dabei zu vergessen, daß wir ein Leben in diesem blutigen Sumpf hinter uns haben.
    Jetzt ist Jeanette tot, und mich interessiert das alles nicht mehr. Deine schleimigen Sprüche können mir genauso gestohlenbleiben wie deine ganze Organisation, und es ist mir auch egal, was aus mir wird. Ich ziehe jetzt einen Schlußstrich. Ich schie...«
    Ehe er seinen Satz zu Ende bringen und den Revolver heben konnte, schlug Pauline ihm die volle Whiskeyflasche auf den Kopf. Sie tat es mit einer blitzschnellen Bewegung, so schnell, daß keiner überhaupt gesehen hatte, wie sie die Flasche vom Tisch nahm.
    Man hörte etwas knacken. King saß noch einen Augenblick still in seinem Sessel, während ihm das Blut übers Gesicht zu strömen begann. Dann sackte er mit einem Seufzer in sich zusammen, sein Oberkörper knickte über seine Knie, und er glitt wie eine Stoffpuppe aus seinem Sessel. Der Revolver war ihm aus der Hand gefallen und lag vor seinen Füßen.
    Es ging alles so schnell, daß ich gar keine Zeit hatte, darauf zu reagieren. Während King zu Boden glitt, stand Pauline noch hinter ihm. Sie war halb aus ihrem Sessel hochgefahren, als sie ihm die Flasche übergezogen hatte, und verharrte wie in einer Momentaufnahme mit hoch erhobener Whiskeyflasche in dieser halb aufrechten Position.
    »Halt! Keine Bewegung!« schrie Schlüffer plötzlich, der aufgesprungen war und jetzt die Pistole auf sie richtete.
    »Sie hat dir das Leben gerettet, Schlüffer, da solltest du gefälligst nett zu ihr sein«, sagte ich. Meine Stimme bebte und hörte sich in meinen Ohren viel zu hoch an. »Stell die Flasche hin, schnell«, zischte ich Pauline zu.
    Sie ließ die Flasche blindlings in die Getränkevitrine fallen, wodurch einige andere Flaschen umkippten. Es machte einen solchen Krach, daß ich jeden Moment erwartete, die Tür würde aufgerissen und Enzo und Bruno würden mir zu Hilfe eilen. Ich machte mich so klein wie möglich und hoffte, daß mir die Kugeln über den Kopf hinwegpfeifen würden. Aber es geschahnichts. Pauline setzte sich wieder. Sie war leichenblaß und starr vor Schreck.
    Schlüffer trat in die Mitte des Raums. Den Lauf seiner

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