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Dollars

Dollars

Titel: Dollars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerben Hellinga
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Pistole hielt er nach wie vor auf Pauline gerichtet, doch er wandte sich an mich. Er sprach stockend und zum ersten Mal rutschten ihm einige Brocken Deutsch heraus. »Verdammtes Arschloch! Hätte Carlo dir doch bloß gleich in die Rübe geschossen. Was interessiert mich dieses verdammte Adreßbuch. Ich brauche King und sonst niemanden!«
    Ich harrte auf Enzo und Bruno, aber die kamen nicht.
    »Ich hatte eine Organisation aufgebaut, die durch nichts zu erschüttern war, und dann kommst du, trampelst herum wie ein Elefant im Porzellanladen und machst alles kaputt, ohne überhaupt zu wissen, was du da kaputtmachst.« Ihm kamen wahrhaftig die Tränen, die er schnell mit der Hand wegwischte. »Okay, Stefan, ich puste dich um. Aber was bringt mir das jetzt noch? Was bringt mir das?« Er schrie diese letzten Sätze in hohem, hysterischem Ton und stampfte dabei sogar mit dem Fuß auf.
    Plötzlich fiel sein Blick wieder auf Pauline, und er schlug ihr unvermittelt mit seiner Linken ins Gesicht. Sie krümmte sich vor Schmerzen. »Wer ist die da eigentlich?« fragte er. Seine Stimme klang jetzt wieder tiefer, wutschnaubend.
    »Meine Verlobte!« schrie ich. Enzo, Bruno, wo bleibt ihr denn? »Hör auf, sie zu schlagen, sie hat nichts getan, sie hat dir nur geholfen. Reicht es dir denn nicht, daß du dich an dem Mädchen im Hilton vergriffen hast?«
    Er sah mich verwundert an, ganz ruhig, er konnte offenbar von einem Extrem ins andere fallen, was ich schon an seiner Art zu lachen bemerkt hatte.
    »Welches Mädchen im Hilton ?« fragte er.
    »Da... da...«, mein Mund war so ausgetrocknet, daß ich Mühehatte, zu antworten. »Das Mädchen, von dem ihr erfahren habt, daß ich hier bin«, brachte ich schließlich heraus. Meine Stimme klang wie Sandpapier, das schon völlig verschlissen ist.
    »Wir sind überhaupt nicht im Hilton gewesen. Frau Effimandi hat uns gesagt, daß du hier bist, und King kannte die hier.«
    Was stimmte denn jetzt noch und was nicht? Träumte ich etwa? Hatte ich Daisy denn nicht in meinem Zimmer gefunden, und standen Enzo und Bruno nicht draußen auf dem Flur?
    »Schlüffer, vor einer Stunde habe ich in meinem Zimmer im Hilton die Sekretärin von Henderson blutiggeschlagen und gefesselt auf meinem Bett vorgefunden, und sie hat mir erzählt, daß ihr das wart, daß ihr nach mir gesucht und sie gezwungen habt, euch zu sagen, wo ich bin. Und jetzt sag du mir mal, Schlüffer, wem ich glauben soll!«
    Aber er hörte schon nicht mehr zu. Mit einer schnellen Bewegung war er bei Pauline und zog sie an den Haaren aus dem Sessel hoch und in die Mitte des Raums. Die Pistole hielt er unterdessen auf mich gerichtet. Offenbar hatte ihn ein erneuter Wutanfall gepackt. Mit heiserem Schrei riß er Pauline das Cocktailkleid vom Leib und schlug ihr noch einmal ins Gesicht. Sie schwankte kurz – sie war sehr schlank und zart in ihrem kurzen schwarzen Unterkleid –, fiel dann schlapp gegen ihn und sank zu Boden. Er mußte einen Schritt zurück machen, um ihr Gewicht aufzufangen. »Ein Fall ... ein Fall...«, sagte er dabei heiser.
    Der Rest spielte sich in wenigen Sekunden ab, hat sich mir aber ins Gedächtnis eingegraben wie ein Film, der in extremer Zeitlupe vor mir abgespult wurde.
    Während Pauline mit dem Gesicht zu Schlüffer an dessen Körperentlang zu Boden sank, sah ich, wie sie ihr linkes Knie und ihren linken Arm hochzog. Ihr Körper spannte sich wie ein Flitzbogen und schoß diese beiden Pfeile ab. Ihr Knie traf ihn in den Schritt und ihre Faust auf den Adamsapfel.
    »Ein Fall...«, wollte er gerade noch einmal sagen, aber es kam nur noch ein »lllll« heraus. Er stürzte rücklings gegen die Wand, die rechte Hand mit der Pistole nach hinten gestreckt, um sich abzufangen. Pauline ließ sich zur Seite geduckt zu Boden fallen. Unterdessen fand meine rechte Hand die Eisenstange, die ich nachmittags unter dem Sessel versteckt hatte, und während Pauline noch fiel, sprang ich aus dem Sessel auf.
    Ich kam mir vor wie eine gut geschmierte, rundlaufende Maschine. Es ging alles ohne mein Zutun.
    Ich (er, der Sid Stefan da) schwenkte die Stange über meinem Kopf. Gerade noch hatte ich das Eisen im Lampenlicht aufblitzen sehen, da traf es schon Schlüffers Handgelenk, just als dieser den Arm hob, um zu schießen. Er brüllte wie ein Tier, ein Schuß löste sich, die Pistole schepperte zu Boden, und erneut stürzte er rücklings gegen die Wand, diesmal aber mit geschlossenen Augen und endgültig. Im selben Moment wurde auch ich

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