Dolly - 12 - Die juegste Burgmoewe
Tageslauf der Burg und des Möwennestes zusammengestellt. Die Kleinen hatten einen großen wollenen Umhang gehäkelt, und die ganz Großen schenkten hübsche Messingbeschläge für Bücherschrank und Schreibtisch, wie sie sich die Direktorin einmal gewünscht hatte. Großen Applaus erhielt die Töpfergruppe für das gelungene Teeservice, und die Redaktion der Schülerzeitung überraschte das Geburtstagskind mit einer Festschrift.
Über dem Auspacken und Bedanken war fast der Vormittag vergangen. Unterricht gab es heute nicht, zu Ehren und zur Feier der Jubilarin sollte jeder den Tag von früh bis spät genießen. So stoben sie jetzt ins Freie hinaus, die einen, um sich tüchtig Appetit anzulaufen für die kommenden Genüsse, die anderen, um für die geplanten Darbietungen letzte Vorbereitungen zu treffen.
Die Direktorin zog sich in ihre Privaträume zurück, um Gratulanten von außerhalb zu empfangen. Erst am Nachmittag würde sie wieder erscheinen, um die sportlichen Wettkämpfe und die Vorführungen der Reiterinnen anzuschauen. Nach einer Pause mit Kaffee und Kuchen ging es dann weiter mit einem Konzert und kleinen Theaterszenen. Und abends gab es ein festliches Büffet und Tanz.
Der am Nachmittag stattfindende Teil des Festes spielte sich in den Räumen und auf den Sportanlagen des Möwennestes ab. Am Abend zog man dann wieder in die Burg, die von eifrigen Helferinnen inzwischen mit Lampions und bunten Lichterketten geschmückt worden war, und deren Festsäle im Glanz vieler Kerzen leuchteten.
Zu den sportlichen Wettkämpfen und den Reiterspielen waren Ehrengäste von außerhalb erschienen. Clarissa und Will, die beiden Reitlehrerinnen, konnten auf ihre Arbeit stolz sein. Sowohl die Akrobatikvorführungen auf einem trabenden und galoppierenden Pferd als auch die Quadrille klappten wie am Schnürchen, und die Direktorin und ihre Gäste sparten nicht mit Lob und Applaus.
Felicitas, Dollys Schwester, die zu den Nestmöwen gehörte, führte die Oberaufsicht über das Kuchenbuffet. In der zukünftigen Tennishalle hatte man lange Tische mit Bänken aufgestellt. Auf einem Podium spielten und sangen Schülerinnen zur Unterhaltung der Festgesellschaft. Ein Dutzend Nestmöwen lief mit großen Kannen voller Kaffee, Tee und Kakao durch die Reihen und sorgte dafür, daß die Tassen immer von neuem gefüllt wurden. Und das Kuchenbuffet widerstand selbst dem Ansturm der Burgmöwen, es wurde aus geheimnisvollen Kräften immer wieder gespeist und schien unerschöpflich.
Was gab es da aber auch alles: duftenden Butterkuchen, sechs verschiedene Sorten von Obstkuchen, große Schalen mit buntverzierten Zuckerplätzchen, Sahnetorten, Schokoladetorten, Biskuitrouladen mit zartschmelzendem Zitronenschaum, Erdbeerbaisers und Orangentörtchen – die Nestmöwen hatten offensichtlich gewetteifert, wer den ersten Preis für seinen Kuchen verdienen würde.
„Wenn ich denke, was es heute abend noch alles gibt!“ stöhnte Olly. „Egal, von diesem Apfelstrudel muß ich noch probieren.“
„Ein Stück Zitronenroulade hat noch Platz“, überlegte sich Olivia. „Schließlich ist der Tag noch lang. Und allein mein Lampenfieber für Mona zehrt mindestens drei Stück Kuchen auf.“
„Du bist gut, du futterst nicht nur für mich mit, du hast auch mein Lampenfieber“, meinte Mona lachend. „Und ich muß mich zurückhalten, weil ich nicht mit vollem Magen singen kann.“
„Ich heb dir was auf“, sagte Felicitas tröstend. „Sag mir, welches deine Lieblingskuchen sind, und ich stelle dir einen Teller voll beiseite!“
Im Saal wurde das Licht abgedunkelt, und die Bühne erstrahlte im Glanz der Scheinwerfer. Das Schulorchester nahm Platz und begann mit der ersten Nummer. Ein Lied des Chors folgte, dann wurde umgebaut für eine Aufführung der Vierten.
Sie spielten die Chronik von Burg Möwenfels nach, angefangen mit einer turbulenten Ritterszene bis hin zu der Zeit, als Möwenfels Landschulheim wurde. Mona sang zur Gitarre die schauerlichen Moritaten, die es aus längst vergangenen Jahrhunderten zu berichten gab. Das Publikum lachte und klatschte begeistert Beifall.
Wieder folgte ein Stück des Schulorchesters. Der Chor sang eine Kantate, deren Text sie auf das Ereignis des Tages passend umgedichtet hatten. Und dann folgte des Schauspiels zweiter Teil – die vielen Jahre, die Möwenfels nun schon Landschulheim war.
Hier war der Jubel natürlich besonders groß. Dolly sah sich als Schülerin wieder, auch Will, Clarissa und Ellen Wieland. Ulla
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