Dolly - 16 - Dollys schoenster Sieg
Anschläge immer schlimmer werden und zweitens so angelegt sind, daß einer von uns den anderen verdächtigen muß, schuld daran zu sein!“
„Nicht bei der Sache mit Kathrinchen. Aber das Geld damals, die offene Kühlschranktür, der Kratzer am Auto, die eingeschaltete Herdplatte! Fast wäre die ganze Wohnung in Flammen aufgegangen. Natürlich mußte Klaus denken, ich hätte sie vergessen.“
„Hat es Auseinandersetzungen deswegen zwischen euch gegeben?“ fragte Monsieur Monnier.
Klaus lachte. „Nein, eigentlich nicht. Einen kurzen Wortwechsel, bis die Angelegenheit geklärt war. Die Versöhnung danach war zehnmal so lang!“
„Wenn jemand also die Absicht hatte, zwischen Ihnen Unfrieden zu stiften, so ist ihm das nicht gelungen?“
Dolly und Klaus sahen sich zärtlich an.
„Nein, wirklich nicht!“ erklärte Dolly lächelnd. „Das Ganze ist nur höchst lästig. Und ziemlich beunruhigend, da man nie weiß, was als nächstes geschieht. So haben wir heute auch gleich drei Babysitter zu Kathrinchen gesetzt. Vivi, Susu und Olly. Olly würde durchs Feuer gehen für die Kleine.“
„Der Täter oder die Täterin hat also ihr Ziel nicht erreicht. Das erklärt diesen neuen, infamen Versuch, Sie… nun, ich will Ihnen jetzt einen Brief vorlesen, den meine Frau heute vormittag im Klassenzimmer der Dritten auf dem Boden vor dem offenen Fenster gefunden hat. Ich betone ,offenen’, denn ich halte es für wahrscheinlich, daß der Brief durchs Fenster geworfen wurde.“
Während Monsieur Monnier den Brief vorlas, wurden die Gesichter der jungen Eheleute zunehmend verstörter.
„Das gibt’s doch nicht!“ platzte Ellen Wollert schließlich heraus. „Wer schreibt denn so was, das kann doch nur einem kranken Hirn entspringen!“
„Das gibt’s doch nicht!“ platzte Ellen heraus
„Einem kranken Hirn oder einem krankhaft eifersüchtigen.“ „Für mich ist völlig klar“, bemerkte Madame Monnier, „daß die Mädchen unschuldig sind. Keines der Kinder wäre zu so einer Tat fähig. Es muß jemand von außerhalb sein. Denken Sie nach, Dolly, hat jemand einen Zorn auf Sie? Jemand, den Sie heftig kritisiert haben? Oder ungerecht behandelt? Denken Sie nach!“
Dolly zuckte hilflos mit den Schultern.
„Ehrlich gesagt, ich weiß niemanden. Eines der Hausmädchen hat uns vor zwei Monaten verlassen, aber das geschah auf ihren eigenen Wunsch. Sie hatte eine Stelle in der Nähe ihres Wohnortes gefunden. Aber so einen Brief zu schreiben, das geht doch zu weit!“
„Dann müßte derjenige also noch im Hause sein. Sie sind sich einig mit mir, daß es sich um einen Erwachsenen handeln muß?“
„Ja.“
„Ja, das denke ich auch.“
„Einen Erwachsenen oder eines der erwachsenen Mädchen. Allerdings wohl keine aus dem Nordturm“, fügte Ellen Wollert hinzu.
„Und was sollen wir Ihrer Meinung nach tun?“ fragte Dolly kleinlaut.
„Vor allem eins: Kein Wort zu den Mädchen. Es würde sie nur beunruhigen und möglicherweise das Verlangen in ihnen wecken, Detektiv zu spielen. Damit könnten wir mehr verderben als für uns gewonnen wäre. Nein, halten Sie die Augen offen und lassen Sie Ihre Wohnung nie mehr unbeaufsichtigt. Wenn die Schuldige sieht, daß sie mit ihren Anschlägen keinen Erfolg hat, wird sie entweder aufgeben oder sie wird noch weitergehen. Und irgendwann wird sie sich verraten. Und nun, chèrs amis, lassen Sie uns das unerfreuliche Thema vergessen. Bei einem guten Schluck! Da habe ich nämlich noch etwas ganz Besonderes für Sie!“
Dolly lächelte schwach. Madame Monnier tätschelte ihr die Hand.
„Sie werden sehen, Liebe, es wird alles gut! Solange Sie sich ihre Liebe und ihre Freundschaft bewahren… Ach, ich bin so froh, daß ich nicht eine Sekunde gezweifelt habe, daß dieser Brief reine Erfindung ist.“
Die falsche Carmen
Juanita konnte Fräulein Wehmut unnachahmlich darstellen. Abend für Abend gab sie im Schlafsaal eine Vorstellung, bevor Dolly zu ihnen hereinschaute und das Licht löschte. Dolly tat wohlweislich, als hätte sie keine Ahnung, wer da so täuschend nachgeahmt wurde. Und manchmal lachte sie noch, wenn sie unten die Wohnung betrat.
„Nun, eins erreicht Fräulein Wehmut wenigstens mit ihrer Opernleidenschaft“, stellte Klaus fest. „Noch nie hat eine Klasse Möwenfels mit einer so fundamentalen Kenntnis der Opernliteratur verlassen. Die Mädchen beherrschen schon jetzt ein Repertoire, das sämtliche gängigen Opern umfaßt.“ Er lachte.
Im Schlafsaal der Zweiten war man wieder beim
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