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Dolores

Dolores

Titel: Dolores Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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hatte), und ich spürte, wie der Drang, den Mund aufzumachen und mit etwas herauszuplatzen, immer stärker wurde. Und das Teuflische daran war, Andy, daß ich nicht die geringste Ahnung hatte, was es sein würde, wenn es schließlich kam. Ich konnte das Ticken der Uhr auf Garretts Schreibtisch hören - es war ein lautes, hohles Geräusch. 
    Und ich war tatsächlich drauf und dran, etwas zu sagen, als statt dessen jemand etwas sagte, den ich völlig vergessen hatte - Garrett Thibodeau. Er sprach mit hastiger, nervöser Stimme, und mir wurde klar, daß auch er das Schweigen nicht mehr ertrug - er muß gedacht haben, es würde so lange weitergehen, bis jemand einfach schreien mußte, um die Spannung zu durchbrechen.
    »Also, John«, sagte er, »ich dachte, wir wären uns einig gewesen, daß dieser Stein, wenn Joe irgendwie richtig daran gezerrt hat, sich von selbst hätte lösen können und…«
    »Halten Sie den Mund, Mann!« brüllte McAuliffe ihn an. Seine Stimme klang schrill und frustriert, und ich entspannte mich. Jetzt war alles vorüber. Ich wußte es, und ich glaube, der kleine Schotte wußte es auch. Es war so, als wären wir beide zusammen in einem stockfinsteren Zimmer gewesen, und er hätte mich mit einem Ding im Gesicht gekitzelt, das eine Rasierklinge hätte sein können  - und dann war der ungeschickte alte Garrett Thibodeau gestolpert und gegen das Fenster gefallen, die Jalousie fuhr rasselnd und klappernd hoch und ließ das Tageslicht herein, und ich sah, daß es doch nur eine Feder gewesen war, womit er mich gekitzelt hatte.
    Garrett murmelte etwas von der Art, daß McAuliffe nicht die geringste Veranlassung hatte, auf diese Weise mit ihm zu reden, aber der Doktor achtete nicht darauf. Er wendete sich wieder mir zu und sagte »Nun, Mrs. St. George?« auf die harte Tour, als hätte er mich in die Enge getrieben; aber inzwischen wußten wir es beide besser. Jetzt konnte er nur noch hoffen, daß ich einen Fehler machte - aber ich hatte drei Kinder, und wenn man Kinder hat, macht man keine Fehler.
    »Ich habe Ihnen erzählt, was ich weiß«, sagte ich. »Er hat sich betrunken, während wir auf die Finsternis warteten. Ich machte ihm ein Sandwich, weil ich glaubte, das würde ihn wieder ein bißchen nüchterner machen, aber das tat es nicht. Er schrie mich an, dann würgte er mich und schubste mich ein bißchen herum, also ging ich hinauf nach Russian Meadow. Als ich zurückkam, war er weg. Ich nahm an, er wäre mit einem seiner Freunde losgezogen, aber die ganze Zeit steckte er in dem Brunnen. Vermutlich wollte er den Weg zur Straße abkürzen. Vielleicht hat er sogar nach mir gesucht, weil er sich entschuldigen wollte. Das ist etwas, was ich nie erfahren werde… Und das ist vielleicht gut so.« Ich warf ihm einen harten Blick zu. »Vielleicht sollten Sie es auch einmal mit einem Schluck von dieser Medizin probieren, Dr. McAuliffe.«
    »Auf Ihre Ratschläge kann ich verzichten, Madam«, sagte McAuliffe, und die roten Flecke auf seinen Wangen brannten heißer und greller als je zuvor. »Sind Sie froh, daß er tot ist? Heraus mit der Sprache!«
    »Was zum Teufel hat das mit dem zu tun, was mit ihm passiert ist?« fragte ich. »Herr im Himmel, was wollen Sie eigentlich?«
    Er antwortete nicht - er nahm nur seine Pfeife mit einer Hand, die ein ganz winziges bißchen zitterte, und machte sich daran, sie wieder anzuzünden. Er stellte mir keine weiteren Fragen; die letzte Frage, die mir gestellt wurde, kam von Garrett Thibodeau. McAuliffe stellte sie nicht, weil sie unwichtig war, jedenfalls für ihn. Aber für Garrett war sie wichtig, und für mich sogar noch wichtiger, denn nichts war zu Ende, wenn ich an diesem Tag das Rathaus verließ; in gewisser Weise würde das erst der Anfang sein. Diese letzte Frage und die Art, wie ich sie beantwortete, würden eine Menge ausmachen; gewöhnlich sind es die Dinge, die im Gerichtssaal völlig unwichtig sind, über die am meisten getuschelt wird - über den Gartenzaun hinweg, während die Frauen ihre Wäsche aufhängen, oder draußen auf den Hummerbooten, während die Männer mit dem Rücken zum Ruderhaus dasitzen und ihr Essen verzehren. Diese Dinge bringen einen vielleicht nicht ins Gefängnis, aber sie können einen in den Augen der anderen Leute zum Galgen verdammen.
    »Warum in Gottes Namen hast du ihm überhaupt eine Flasche Schnaps gekauft?« fragte Garrett. »Was ist in dich gefahren, Dolores?«
    »Ich dachte, er würde mich in Ruhe lassen, wenn er etwas zu

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