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Dolores

Dolores

Titel: Dolores Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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wissen, abgesehen davon, wie man einen Teil davon verdient, indem man auf den Knien liegt und Fußböden, Wandleisten und Klobecken scheuert? Wenn der Herr des Hauses beschließt, das gesamte College-Geld seiner Kinder abzuheben, dann muß er schon einen verdammt guten Grund dafür haben, und selbst wenn er den nicht hatte, spielte das auch keine Rolle, denn er war der Herr des Hauses und hatte das Sagen. Seine Frau war nur das Heimchen am Herd, und alles, worüber sie zu bestimmen hatte, waren Fußböden, Klobecken und Hühnerfrikassee für das Mittagessen am Sonntag.
    »Wenn es da ein Problem gibt, Mrs. St. George«, sagte Pease, »dann tut es mir sehr leid…«
    »Wenn Sie noch einmal sagen, daß es Ihnen leid tut, dann trete ich Ihnen in den Hintern, daß er hochrutscht und Sie aussehen, als hätten Sie einen Buckel«, sagte ich, aber jetzt bestand nicht mehr die Gefahr, daß ich etwas dergleichen tat. In diesem Augenblick war mir, als hätte ich nicht einmal die Kraft, eine Bierdose über die Straße zu kicken. »Sagen Sie mir noch eines, dann lasse ich Sie in Ruhe. Hat er das Geld ausgegeben?«
    »Woher soll ich das wissen?« sagte er mit seiner kleinen, affektierten und schockierten Stimme. Man hätte meinen können, ich hätte ihm gesagt, ich würde ihm meinen zeigen, wenn er mir seinen zeigte.
    »Dies ist die Bank, mit der Joe sein ganzes Leben lang zu tun gehabt hat«, sagte ich. »Er hätte ein Stück die Straße entlangfahren können, nach Machias oder Columbia Falls, und es dort bei einer Bank einzahlen, aber er hat es nicht getan - dazu ist er zu dämlich und zu faul und zu sehr ein Gewohnheitstier. Nein, er hat es entweder in ein paar Gurkengläser gesteckt und irgendwo vergraben oder bei Ihnen wieder eingezahlt. Das ist es, was ich wissen möchte ob mein Mann in den letzten zwei Monaten bei Ihnen ein neues Konto eröffnet hat.« Nur daß es eher so war, daß ich es wissen mußte, Andy. Mir war speiübel bei dem Gedanken, wie er mich hereingelegt hatte, und das war schon schlimm; aber nicht zu wissen, ob er alles irgendwie verjubelt hatte das brachte mich um. 
    »Wenn er es getan hat, dann fällt das unter das Bankgeheimnis«, sagte er, und jetzt hätte man glauben können, ich hätte ihm gesagt, ich würde seinen anfassen, wenn er meinen anfaßte.
    »Ja«, sagte ich. »Das habe ich erwartet. Ich bitte Sie, gegen eine Regel zu verstoßen. Ich brauche Sie nur anzusehen, um zu wissen, daß Sie kein Mann sind, der das öfters tut; mir ist klar, daß Ihnen das gegen den Strich geht. Aber das war das Geld meiner Kinder, Mr. Pease, und er hat gelogen, um es zu bekommen. Sie wissen, daß er das getan hat; der Beweis dafür liegt hier auf Ihrem Schreibtisch. Es war eine Lüge, mit der er nicht durchgekommen wäre, wenn diese Bank Ihre Bank sich die kleine Mühe gemacht hätte, mich anzurufen.« 
    Er räusperte sich und setzte an: »Wir sind nicht verpflichtet…«
    »Ich weiß, daß Sie das nicht sind«, sagte ich. Ich hätte ihn am liebsten gepackt und geschüttelt, aber mir war klar, daß das nichts bringen würde - nicht bei einem Mann wie ihm. Außerdem hat meine Mutter immer gesagt, daß man mit Honig mehr Fliegen fängt als mit Essig, und ich weiß, daß das stimmt. »Das weiß ich, aber denken Sie an den Kummer und die Sorgen, die Sie mir mit diesem Anruf erspart hätten. Und wenn Sie einiges wieder gutmachen möchten - ich weiß, daß Sie das nicht müssen, aber wenn Sie es möchten -, dann verraten Sie mir bitte, ob er hier ein Konto eröffnet hat oder ob ich anfangen muß, um mein Haus herum den Boden aufzugraben. Bitte - ich werde es niemandem verraten. Ich schwöre bei Gort, daß ich es nicht tun werde.«
    Er saß da, sah mich an und trommelte mit den Fingern auf diesen grünen Kontoauszügen. Seine Fingernägel waren ganz sauber und sahen aus, als wären sie fachmännisch manikürt worden, obwohl das ziemlich unwahrscheinlich war - schließlich reden wir von Jonesport im Jahre ‘62. Ich nehme an, seine Frau hatte es getan. Diese gepflegten Nägel machten jedesmal, wenn sie auf das Papier trafen, ein kleines Geräusch, und ich dachte, er wird nichts für mich tun, nicht ein Mann wie er. Was kümmern ihn die Leute von der Insel und ihre Probleme? Sein Rücken ist gedeckt, und das ist alles, was ihn kümmert.
    Doch als er dann reagierte, da schämte ich mich wegen dem, was ich über die Männer im allgemeinen und ihn im besonderen gedacht hatte.
    »Ich kann so etwas nicht überprüfen, während

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