Dolores
die Kontoauszüge nicht mehr bei sich. Sie hatte sie auf dem Schreibtisch des Kahlkopfs zurückgelassen.
»Ich glaube, Sie sollten wegen der Konten Ihrer Kinder mit Mr. Pease sprechen, Mrs. St. George«, sagte sie und schob mir die Sparbücher wieder zu. Sie tat es mit der Handkante, als wären sie verseucht und sie könnte sich anstecken, wenn sie sie zu oft oder zu lange berührte.
»Warum?« fragte ich. »Was stimmt nicht mit den Büchern?« Jetzt glaubte ich nicht mehr, daß es keinen Grund gäbe, nervös zu sein. Mein Herz klopfte im Eiltempo, und mein Mund war trocken geworden.
»Das weiß ich nicht, aber ich bin sicher, es liegt ein Mißverständnis vor. Mr. Pease wird es aufklären«, sagte sie, aber dabei sah sie mir nicht in die Augen, und mir war klar, daß sie davon keineswegs überzeugt war.
Ich ging zu diesem Büro, als steckte jeder meiner Füße in einem Zwanzig-Pfund-Klumpen Beton. Ich hatte schon eine ziemlich gute Vorstellung davon, was passiert sein mußte, aber ich konnte mir absolut nicht vorstellen, wie es passieren konnte. Schließlich hatte ich die Sparbücher. Und Joe hatte sie auch nicht aus meiner Schmuckschatulle rausgeholt und wieder zurückgelegt, denn dann hätte das Schloß kaputt sein müssen, und das war es nicht. Selbst wenn er es irgendwie aufbekommen hätte (was ausgeschlossen ist - dieser Mann konnte nicht einmal eine Gabel voll Bohnen vom Teller in den Mund befördern, ohne daß die Hälfte davon in seinem Schoß landete), dann wären entweder die Abhebungen in den Büchern eingetragen oder mit der roten Farbe, die die Bank verwendet, GUTHABEN AUFGELÖST hineingestempelt worden.
Trotzdem wußte ich, daß Mr. Pease mir gleich sagen würde, daß mein Mann eine Teufelei begangen hatte, und sobald ich in seinem Büro angekommen war, war es genau das, was er mir sagte. Er sagte, daß die Konten von Joe Junior und Little Pete vor zwei Monaten aufgelöst worden seien und das von Selena vor knapp zwei Wochen. Joe hatte sich genau den richtigen Zeitpunkt ausgesucht, weil er wußte, daß ich nach dem Labor Day nie etwas auf ihre Konten einzahlte, bis ich glaubte, in der großen Suppenterrine auf dem obersten Bord in der Küche genügend Geld für die Weihnachtsrechnungen beiseitegelegt zu haben.
Pease zeigte mir die linierten grünen Blätter, die die Buchhalter verwenden, und ich sah, daß Joe den letzten großen Batzen - fünfhundert Dollar von Selenas Konto am Tag nach dem Abend abgehoben hatte, an dem ich ihm gesagt hatte, daß ich wüßte, was er mit ihr angestellt hatte, und er in seinem Schaukelstuhl saß und mir erklärte, ich wüßte nicht alles. Und damit hatte er leider recht gehabt.
Ich rechnete ein halbes Dutzendmal nach, und als ich aufsah, saß Mr. Pease mir gegenüber, rieb die Hände gegeneinander und schaute unglücklich drein. Ich konnte Schweißtröpfchen auf seinem kahlen Kopf sehen. Er wußte so gut wie ich, was passiert war.
»Wie Sie sehen können, Mrs. St. George, sind diese Konten von Ihrem Mann aufgelöst worden, und…«
»Wie konnte das passieren?« fragte ich. Ich warf die drei Sparbücher auf seinen Schreibtisch. Es gab ein klatschendes Geräusch, und er zwinkerte und fuhr zurück. »Schließlich liegen diese verdammten Sparbücher hier vor ihrer Nase!«
»Nun«, sagte er, leckte sich die Lippen und blinzelte wie eine Eidechse, die sich auf einem heißen Stein sonnt, »sehen Sie, Mrs. St. George, das sind - waren -, was wir ›Vormundschafts-Konten ‹ nennen. Das bedeutet, das Kind, auf dessen Namen das Konto lautet, kann - konnte Geld abheben, wenn entweder Sie oder Ihr Mann gegenzeichnen. Es bedeutet aber auch, daß jeder von Ihnen, als Eltern, von einem dieser Konten Geld abheben kann, wann und so viel er will. Wie Sie es heute getan hätten, wenn das Geld - ähem - noch dagewesen wäre.«
»Aber hier ist keine dieser verdammten Abhebungen eingetragenl« sagte ich, und ich muß ziemlich laut gewesen sein, weil die Leute in der Bank zu uns herüberschauten. Ich konnte sie durch die Glaswände hindurch sehen, aber es war mir völlig egal. »Wie konnte er an das Geld kommen ohne die verdammten Bücher?«
Er rieb seine Hände immer schneller gegeneinander. Sie machten ein Geräusch, das sich anhörte wie Sandpapier, und ich bin ganz sicher, wenn er einen trockenen Ast zwischen ihnen gehabt hätte, dann hätte er die Kaugummipapiere in seinem Aschenbecher in Brand setzen können.
»Mrs. St. George, darf ich Sie bitten, Ihre Stimme
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