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Dom Casmurro

Dom Casmurro

Titel: Dom Casmurro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joaquim Maria Machado de Assis
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ohnehin heiraten wird?»
    «Er wird heiraten?»
    Ja, er werde heiraten, und sie sagte mir auch, wen: ein Mädchen aus der Rua dos Barbonos. Diese Auskunft beruhigte mich am allermeisten, und das spürte sie. Dennoch fügte sie, um weiteren Missverständnissen vorzubeugen, hinzu, dass sie nicht mehr ans Fenster gehen werde.
    «Nein, nein, nein! Das verlange ich nicht von dir!»
    Sie willigte ein, ihr Versprechen zurückzunehmen, gab mir dafür aber ein anderes: Bei der nächsten Verdächtigung meinerseits wäre alles aus zwischen uns. Ich nahm die Drohung an und schwor ihr, dass sie ihr Versprechen niemals würde einlösen müssen: Dies sei die erste und letzte Verdächtigung gewesen.
    77
    Die Lust an altem Leid
    Wenn ich diese Krise meiner Jugendliebe schildere, fühle ich etwas, das ich nur schwerlich beschreiben kann. Das Leid aus jener Zeit hat sich in den ganzen Jahren so vergeistigt, dass es fast zu Lust wurde. Das ist nicht wirklich zu verstehen, aber im Leben und in den Büchern ist nicht immer alles zu verstehen. Richtig ist, dass es mir einen ganz besonderen Genuss bereitet, über diesen Herzschmerz zu sprechen, wobei er mich ohne Zweifel auch an anderes Leid erinnert, an das ich keinesfalls zurückdenken möchte.
    78
    Geheimnis gegen Geheimnis
    Zu jener Zeit verspürte ich immer wieder das Bedürfnis, jemandem zu erzählen, was zwischen mir und Capitu passierte. Ich erzählte nicht alles, sondern nur einen Teil, und es war Escobar, dem ich es anvertraute. Als ich am Mittwoch ins Seminar zurückkehrte, bemerkte ich, dass er unruhig war. Wenn ich an diesem Tag nicht gekommen wäre, hätte er mich zu Hause aufgesucht, sagte er. Er fragte voll Anteilnahme, was mir gefehlt habe und ob ich wieder ganz gesund sei.
    «Ja, das bin ich.»
    Als ich dies sagte, blickte er mich eindringlich an. Drei Tage später erzählte er mir, dass ich im Seminar als geistesabwesend gelte, und riet mir, mich besser zu verstellen. Er habe seinerseits auch Veranlassung, geistesabwesend zu sein, versuche aber, aufmerksam zu wirken.
    «Du meinst, das merk t …?»
    «Ja, weil du manchmal gar nichts hörst und nur Löcher in die Luft starrst. Verbirg es besser, Santiago.»
    «Ich habe meine Gründ e …»
    «Das glaube ich dir, niemand ist grundlos geistesabwesend.»
    «Escoba r …»
    Ich zögerte; er wartete ab.
    «Escobar, du bist mein Freund und ich bin deiner. Hier im Seminar bist du der Mensch, den ich am meisten ins Herz geschlossen habe, und draußen habe ich außer meiner Familie auch keinen echten Freund.»
    «Wenn ich jetzt dasselbe sagen würde, klänge es merkwürdig», erwiderte Escobar lächelnd, «als würde ich dir nach dem Munde reden. Aber es ist in der Tat so, dass ich hier mit niemandem vertrauten Umgang habe. Du bist der Erste, und ich glaube, das wurde bereits bemerkt. Aber das ist mir gleichgültig.»
    Ich war gerührt und hatte das Gefühl, dass meine Worte förmlich aus meinem Mund herausplatzten.
    «Escobar, kannst du ein Geheimnis für dich behalten?»
    «Wenn du das fragst, dann zweifelst du bereits, dan n …»
    «Verzeih mir, das war nur so dahingesagt. Ich weiß, du bist ein ernsthafter Junge, und ich werde einfach so tun, als würde ich bei einem Priester die Beichte ablegen.»
    «Falls du eine Absolution brauchst, hast du sie bereits.»
    «Escobar, ich kann nicht Priester werden. Ich bin zwar hier, und meine Lieben glauben und hoffen, dass ich es werde, aber ich kann es nicht.»
    «Ich auch nicht, Santiago.»
    «Du auch nicht?»
    «Geheimnis gegen Geheimnis. Auch ich habe nicht die Absicht, diese Laufbahn einzuschlagen. Ich will Kaufmann werden. Aber sage das niemandem, gar niemandem. Das bleibt nur unter uns. Nicht, dass ich nicht religiös wäre, aber der Handel ist einfach meine ganze Leidenschaft.»
    «Ist es nur das?»
    «Was sollte es sonst noch sein?»
    Ich überlegte kurz und flüsterte dann das erste Wort meines Geständnisses, so leise, dass ich es selbst kaum vernahm. Ich weiß aber, dass ich «Jeman d …» sagte. Mit Auslassungspünktchen. Jemand? Mehr brauchte ich nicht zu sagen. Er verstand sofort, dass dieser Jemand ein Mädchen sein musste. Glaube nicht, dass er überrascht war, mich verliebt zu sehen. Er fand es vielmehr ganz natürlich und blickte mich erneut eindringlich an. Da erzählte ich ihm in normaler Lautstärke alles, was ich ihm sagen konnte, indes ganz langsam, um das Thema auszukosten. Escobar hörte mir interessiert zu und erklärte am Ende, mein Geheimnis sei bei ihm so

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