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Domain

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Titel: Domain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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Sehnerven ausgestattet waren. Dafür verfügte sie über Organe, die jede Bewegung im Nest wie ein Radarmelder registrierten.
    Der große, grotesk geschwollene Rumpf war mit dunklen Adern bedeckt, die bei der geringsten Anstrengung zu platzen drohten. Die Haut war hauchdünn und von schmutzigem Weiß.
    Die Kiefer wichen auseinander, als sie ausatmete. Ihr Maul befand sich an dem zweiten Kopf, der als missgestalteter Stumpf aus dem Körper ragte. Es war ein zahnloses Maul, und der zweite Kopf hatte keine Augen. Ihre Füße waren viel zu schwach, um die Lust des prallen Leibes zu tragen, und weil sie noch nie bewegt worden waren, hatten die Klauen die Form gigantischer Säbel angenommen. Der Schwanzstummel war mit Schuppen besetzt. Die Mutter-Ratte glich einem pulsierenden Riesenauge.
    Ein Zischen verließ die beiden Mäuler. Sie versuchte, sich auf die andere Seite zu wälzen, aber das ungeheure Gewicht vereitelte die Bewegung. Staub wallte auf, das Knochenmehl, das die Kriegerratten für sie zubereitet hatten. Sie wusste, dass die schlanken, schwarzen Kreaturen sie mit ihrem Leben gegen die Feinde verteidigen würde. Sie rief die Ratten zu sich, um ihnen die Weisungen zu übermitteln.
    Die Kriegerratten waren nicht die einzigen Lebewesen, die das Nest mit ihr teilten. In geringer Entfernung der Mutter-Ratte lagen ihre erwachsenen Nachkommen, bizarre Monstren, die sich wie tausendfach vergrößerte Würmer im Unrat wanden. Ihre Gestalt unterschied sich von den Kriegerratten ebenso wie von den Arbeiterratten. Die Mutter-Ratte hatte sie großgezogen. Mit vielen von ihnen hatte sie kopuliert.
    Wie das Wesen, aus dessen Bauch sie geschlüpft waren, mussten die Söhne und Töchter ohne Gliedmaßen auskommen.
    Sie waren Gefangene ihrer Missbildungen. Viele waren gestorben, ihre Körper verrotteten im Nest. Andere lagen im Sterben.
    Die Mutter-Ratte begann zu kreischen. Es klang wie das Plärren eines Säuglings. Sie hatte Angst.
    Aber sie spürte, dass ihre schwarzen Legionen ihr zu Hilfe kommen würden. Die Arbeiterratten würden sich einen Weg durch die überfluteten Tunnels bahnen. Sie würden ihr die Menschenschädel bringen, nach deren Inhalt sie gierte. Mit ihren gekrümmten Stoßzähnen würden die Diener die Schädel anbohren, so dass die Mutter-Ratte das Gehirn heraussaugen konnte.
    Schnaufend vor Ungeduld lag sie in der Dunkelheit, obszön fett, von unkontrollierbaren Zuckungen bewegt, während ihre sechs Kinder, alle von unterschiedlicher Gestalt, an ihren Zitzen saugten.

27
    Benommen vor Schreck, erfüllt von Gefühlen, in denen sich Angst, Mitleid und Ekel mischten, durchschritten sie das Schlachthaus. Die Insassen des Bunkers, die vor dem Holocaust in die Tiefen der Erde geflüchtet waren, hatten für ihr Privileg mit dem Leben gezahlt. Sie waren von der Gefahr überrascht worden, von einem Feind, der in den Gängen und Tunnels auf sie gelauert hatte.
    Der erste Raum, den Culver und seine Gefährten betraten, hatte eine sehr große Ausdehnung. Die Decke war niedrig, die Wände bestanden aus Beton. Die elektrische Beleuchtung funktionierte noch. Inmitten der Leichen standen merkwürdige, feldgrau gespritzte Fahrzeuge. Keine Hoheitszeichen, keine Beschriftung. Die Fenster glichen Schießscharten. Es gab vier Panzer ohne Geschützturm. Es gab Panzerspähwagen mit Geschützen, deren Rohre weit über die Karosserie hinausreichten. Kettenfahrzeuge, deren einziger Einstieg oben lag, und Armeelastwagen mit Türen auf beiden Seiten. Alle Fahrzeuge, die nicht mit Ketten ausgestattet waren, hatten überbreite Reifen – und alle waren leer.
    An der Stirnseite des Raums waren zwei schwere Eisentore zu erkennen, beide verschlossen.
    Dealey hatte ihnen erklärt, dass sich jenseits der Tore gewundene Rampen befanden, die an die Oberfläche führten.
    Und Ellison hatte vorgeschlagen, den Bunker über diese Rampen zu verlassen. Die Gruppe hatte dem sofort zugestimmt, denn inzwischen hatten sie Leichen entdeckt, die so furchtbar verstümmelt waren, dass sie kaum noch als Menschen zu erkennen waren. Die Gruppe hatte sich zwischen den Fahrzeugkolonnen hindurch gewunden, mit Bedacht den verwesten Skeletten ausweichend, die jede freie Stelle bedeckten. Schließlich waren sie vor den beiden Stahltoren angekommen. Die Bedienungsvorrichtung war mit einem verglasten Kasten abgedeckt, und das Glas war mit Blut beschmiert. Sie umrundeten die beiden Leichen, die in gespenstisch verkrümmter Haltung vor der Wand lagen.
    Fairbank öffnete

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