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beizumessen. »Ich kann nach wie vor nicht begreifen, wie die Ratten so viele Menschen überwältigen können. Es gab Türen im Bunker, mit denen bestimmte Bereiche hermetisch abgeschottet werden konnten.«
»Solche Türen schützen nur, wenn sie funktionieren«, sagte Dealey. »Wir haben bei der Inspektion des Bunkers festgestellt, dass die gesamte Elektronik lahmgelegt ist. Ich glaube zu wissen, warum. Die Ratten haben die Kabel angenagt.«
»Und warum gibt es Licht? Warum funktioniert die Klimaanlage?«
»Diese beiden Systeme sind separat geschaltet.« Dealey lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Er ließ die Innenseite der Hände über seine Wangen gleiten und heftete den Blick auf den Revolver, der vor ihm auf dem Tisch lag. »Nach dem, was wir gesehen haben, bin ich überzeugt, dass der Angriff der Ratten unmittelbar nach der Explosion der Atombomben erfolgte. Im Bunker herrschte totale Verwirrung, auch unter den Soldaten.«
»Wie viele Menschen mögen sich zu diesem Zeitpunkt im Bunker befunden haben?« fragte Kate.
»Das ist unmöglich zu sagen. Vielleicht Hunderte. Die Zahl der Leichen, auf die wir gestoßen sind, gibt uns eine gewisse Vorstellung. Aber es ist natürlich möglich, dass viele an die Oberfläche geflohen sind, als die Ratten kamen.«
Culver meldete sich zu Wort. »Die Wohnräume, die wir vorhin inspiziert haben… Sie sprachen von gewissen Personen, die dort Unterkunft finden sollten. Wen meinen Sie?«
»Ich meine natürlich die Königliche Familie«, gab Dealey zur Auskunft. »Ich bin außerordentlich erleichtert, dass wir diese Räume leer vorgefunden haben. Vermutlich ist die Königliche Familie, als sich die Krise zuspitzte, in einen anderen Teil des Landes gebracht worden.«
»Und die Premierministerin?«
»Wie ich sie kenne, ist sie wohl in London geblieben. Wo, das vermag ich nicht zu sagen. Wie ich schon bei anderer Gelegenheit erwähnte, es gibt eine ganze Reihe geheimer Bunker.«
Für Culver waren die Konsequenzen dessen, was Dealey geschildert hatte, schlicht unglaublich. Für eine ganz bestimmte Gruppe einflussreicher Persönlichkeiten, für eine Elite, war mit ungeheurem Aufwand ein atombombensicherer Bunker konstruiert worden. Die Bürger hatte man ihrem Schicksal überlassen. Aber die Ironie des Schicksals hatte aus der Fluchtburg der Elite eine Todesfalle gemacht. Die verdammten Dummköpfe hatten die Schutzräume ausgerechnet über dem Nest der Schwarzen Ratten gebaut, nur wenige Meter unterhalb der Stelle, wo sich die Mutanten, die bei Kernwaffenversuchen entstanden waren, ihr Heim eingerichtet hatten. Wenn es einen Schöpfer gab, dann konnte er mit den Menschen endlich einmal zufrieden sein. Die politischen Führer, die das Chaos verschuldet hatten, waren für ihre grenzenlose Torheit auf fürchterliche Weise bestraft worden, zumindest einige von ihnen.
Fairbank war aufgestanden und starrte auf die geisterhafte Szene zu seinen Füßen. Zwischen den zerfleischten Menschen lagen tote Ratten. »Ich verstehe das nicht. Gut, die Insassen des Bunkers haben eine Reihe von Ratten getötet, bevor sie vom Rudel überwältigt wurden. Aber haben Sie sich die toten Tiere einmal näher angesehen? Keine Einschüsse, keine Wunden. Und keine Anzeichen von Verwesung. Diese Bestien sind erst vor ganz kurzer Zeit gestorben.«
Dealey war alarmiert. »Wir müssen die Rattenkadaver sofort untersuchen.«
Sie gingen die Treppe hinunter, die das Rund des Kommandoraums mit der Tribüne verband.
»Hier«, sagte Culver.
Zögernd näherten sie sich einer Ratte, die wie schlafend aussah. Nur die starren Augen verrieten, dass das Tier tot war.
»Die Schnauze ist mit Blut verschmiert«, stellte Culver fest.
Er wälzte den steifen Kadaver mit der Mündung seiner Maschinenpistole auf die andere Seite. Er fand weder Einschüsse noch Wunden. »Woran ist sie gestorben?«
wunderte er sich. »Gift?«
»Möglich«, sagte Dealey. »Wir hatten Rattengift im Bunker ausgelegt. Aber keine Ratte geht an einen Köder, wenn sie andere Nahrung in Hülle und Fülle hat. Das alles macht keinen Sinn…«
Er versank in Grübeln. Als er wenig später eine Bemerkung hinzufügen wollte, wurde er von Kate unterbrochen, die auf der Tribüne geblieben war. »Gehen wir! Wir sind in Gefahr, das spüre ich!«
»Sie hat recht«, sagte Culver. »In diesem Höllenloch erwarten uns weitere Überraschungen – und keine guten.«
Niemand hätte zu definieren vermocht, was Culver damit meinte, aber niemand widersprach ihm,
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