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Domain

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Titel: Domain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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Lächeln spielte um Culvers Lippen. »Ich stelle fest, dass Sie Ihre Hausaufgaben nicht gemacht haben, Mr. Dealey. Wäre es anders, würden Sie uns nicht einen solchen Unsinn erzählen.«
    Farraday ergriff das Wort. »Wovon sprechen Sie überhaupt, Mr. Culver? Was sind das für Tiere?«
    Die Ärztin hatte ihre Brille abgenommen. Sie säuberte die Gläser mit einem Taschentuch. »Ich will es Ihnen erklären«, sagte sie, zu Farraday gewandt. »Dealey, Culver und Miss Garner wurden vor dem Noteingang des Bunkers von Ratten angegriffen, und zwar von einer ungewöhnlich großen und bösartigen Spezies. Bevor sie zum Noteingang vordrangen, haben sie beobachtet, wie Überlebende der Katastrophe von den Ratten zu Tode gebissen und aufgefressen wurden.«
    Farrady sah Culver an. »Wie groß waren diese Ratten?«
    »So groß wie Hunde«, kam Culvers Antwort.
    »Die Ratten stellen für uns keine Bedrohung dar«, beharrte Dealey. »Wenn wir den Tunnel verlassen, wird keines dieser Tiere mehr am Leben sein.«
    Culver wollte etwas sagen, aber Clare Reynolds kam ihm zuvor. »Es wundert mich, dass Sie das nicht wissen, Mr.
    Dealey.« Der Anflug eines Lächelns erschien auf ihrem Gesicht. »Vielleicht haben Sie die Information aber auch nur verdrängt. Sehen Sie, gewisse Lebensformen sind außerordentlich widerstandsfähig gegen radioaktive Strahlen.
    Insekten zum Beispiel. Und Ratten.«
    Sie setzte sich die Brille wieder auf.
    »Und«, fuhr sie fort, »wenn es sich um die Spezies der Schwarzen Ratte handelt, die London vor ein paar Jahren in Angst und Schrecken jagte, dann sind diese Bestien nicht nur unempfindlich gegen Radioaktivität, sondern werden durch die Strahlung zu weiterem Wachstum angeregt.«

7
    Ein Geräusch.
    Er lauschte in die Dunkelheit hinein.
    Ein Scharren.
    Er wartete darauf, dass das Geräusch sich wiederholte.
    Nichts. Stille.
    Klimpton versuchte die Arme auszustrecken, aber dazu war es zu eng. Er bewegte den Kopf, um die verspannten Muskeln in seinem Nacken zu lockern. Ein zuckender Schmerz. Beinahe hätte sich Klimpton mit einem Seufzer Luft gemacht, aber er beherrschte sich. Er wollte die anderen nicht aufwecken.
    Wieviel Uhr ist es?
    Er hielt sich die Armbanduhr vor die Augen. Die leuchtenden Ziffern ergaben 23.40 Uhr. Nacht.
    Wenn er in dem dunklen Keller herausfinden wollte, ob es Tag oder Nacht war, musste er auf die Uhr sehen.
    Wie lange bin ich schon lebendig begraben? Zwei Tage?
    Drei? Eine Woche? Nein, noch nicht solange. Und wenn schon, die Zeit spielte keine Rolle mehr, nicht in einer Welt, die aus unbeweglichen Schatten bestand.
    Wieso bin ich aufgewacht? Ein Geräusch. Hatte Kevin, sein kleiner Sohn, einen Alptraum gehabt? Wie konnte er dem Jungen erklären, was die Erwachsenen mit der Welt angerichtet hatten?
    Klimpton nahm den Füllfederhalter aus seiner Hemdtasche und knipste das Lämpchen an, das sich in der Kappe befand.
    Er widerstand der Versuchung, auch die Deckenlampe einzuschalten. Batterie sparen. Niemand wusste, wie lange sie noch in ihrem staubigen Schutzraum ausharren mussten. Sie hatten ein paar Kerzen, gewiss, aber auch damit mussten sie sparsam umgehen.
    Er lenkte den bleistiftdünnen Strahl des Lämpchens auf seinen schlafenden Sohn. Der Gesichtsausdruck des Kleinen war friedlich. Kevin. Wie er ihn liebte! Der Strahl wanderte weiter, strich über ein blasses, faltiges Gesicht. Kevins Großmutter.
    »Ian?« Das war die Stimme seiner Frau. Er leuchtete ihr ins Gesicht. Sie schloss die Augen.
    »Schlaf weiter«, flüsterte er. »Ich dachte nur, ich hätte draußen ein Geräusch gehört.«
    Sie kuschelte sich in ihren Schlafsack. »Das war wahrscheinlich Cassie«, murmelte sie. »Armes Tier.« Sie war wieder eingeschlafen, noch ehe er die Füllfederlampe ausknipste. Kein Wunder. Sian war genauso übermüdet wie er.
    Seit sie in den improvisierten Schutzraum im Keller ihres Hauses geflüchtet waren, hatten sie keine richtige Nachtruhe mehr bekommen.
    Ian Klimpton saß zusammengekauert unter der Kellertreppe und starrte ins Dunkel. In der endlos langen Zeit, die er in der Düsternis zugebracht hatte, waren die unterschiedlichsten Geräusche an sein Ohr gedrungen. Das Krachen des Gebälks, als das Haus über ihnen zusammenstürzte. Ferner Donner.
    Explosionen, die den ganzen Keller erzittern ließen. Manchmal schien es Klimpton, als verkehrte die U-Bahn noch in den Tunnels. Aber das war wohl nicht möglich. Er war sicher, dass die Tunnels durch die Erschütterungen eingestürzt waren.

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