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geblieben. Als die Atombomben fielen, hatte sich das Tier wie wild aufgeführt. Cassie hatte gekläfft und gejault, dass es Klimpton einen Schauder nach dem anderen über den Rücken jagte. Ein paar Tage lang war das so gegangen. Dann war es draußen still geworden.
Klimpton vermutete, dass das Tier irgendwo im oberen Teil des Hauses Zuflucht gefunden hatte. Falls das Haus noch stand. Vielleicht lag Cassie aber auch kalt und steif auf der anderen Seite der Kellertür. Vielleicht war der Hund tot.
Oder aber Cassie war auf die Straße gelaufen und versuchte sich jetzt durch die Kellerluke Eintritt zum Schutzraum zu verschaffen.
Klimpton veränderte die Lage seiner Beine. Die Gelenke schmerzten. Kein Wunder, er hatte im Stehen, an die Wand gelehnt, schlafen müssen; hier unten war es so eng, dass er sich nicht einmal hinlegen konnte.
In der Broschüre hieß es, dass man mindestens achtundvierzig Stunden im Keller bleiben musste. Danach musste man sich zwei Wochen im Haus aufhalten. Auf die Straße durfte man erst gehen, wenn die Sirenen Entwarnung gegeben hatten.
Klimpton schätzte, dass sie schon eine Woche in ihrem Versteck zugebracht hatten, er hatte nicht Buch geführt.
Jedenfalls war es ungefährlich, wenn er kurz nach oben ging.
Es gab einen unaufschiebbaren Grund. Der Gestank aus dem Eimer, den sie als Toilette benutzten, war unerträglich geworden.
Natürlich musste er leise sein, damit seine Frau und das Kind nicht aufwachten. Er brauchte die Kellertür nur einen Spalt weit zu öffnen, gerade so weit, dass er mit dem Eimer in der Hand hindurchschlüpfen konnte. Wenn er draußen war, würde er nachsehen, was aus dem Hund geworden war.
Klimpton befreite sich von der schweren Wolldecke, die er um sich gewickelt hatte, und tastete nach der Taschenlampe, die irgendwo zu seinen Füßen liegen musste. Er bekam den hageren Knöchel seiner Mutter zu fassen und erschrak. Aber der Atem der alten Frau ging ruhig, sie war von der Berührung wohl nicht aufgewacht.
Merkwürdig, dass sich ihre Haut so kalt und feucht anfühlte, obwohl der Schutzraum geheizt war. Vielleicht lag es daran, dass sie sich nicht mit dem Schlafsack anfreunden konnte. So ein Ding sei wie eine Zwangsjacke, hatte sie gesagt. Sie benutzte den Schlafsack, den er ihr gegeben hatte, als Matratze.
Er hatte die Taschenlampe gefunden und ergriff den Eimer.
Als der Geruch zu ihm hochstieg, rümpfte er die Nase. Eine halbe Kehrtwendung nach rechts. Klimpton lehnte sich mit der Schulter an die Kellertür und begann zu drücken. Die Tür ließ sich nur Zentimeter um Zentimeter öffnen, das lag an der alten Matratze, die er als Splitterschutz davorgestellt hatte.
Sian hatte sich bewegt, er hörte es am Rascheln des Schlafsacks.
»Ian?«
»Alles in Ordnung«, beruhigte er sie. »Du kannst weiterschlafen.«
»Was machst du?«
»Ich werde den verdammten Eimer ausleeren?« flüsterte er.
»Ist es nicht gefährlich rauszugehen?«
»Ich gehe ja nicht nach oben. Solange ich im Keller bleibe, kann nichts passieren.«
»Bitte, sei vorsichtig!«
»Schon gut. Schlaf jetzt.«
Er stellte den Eimer hinaus, dann quetschte er sich durch den Türspalt.
Erst als er draußen war, knipste er die Taschenlampe an. Er musste blinzeln, als das ungewohnte Licht in seine Augen fiel.
Die Matratze war zusammengeknickt. Es roch nach Schimmel.
Weiß Gott, wie viel Ungeziefer in dem schweren, muffigen Ding herumkrabbelte. Er ließ den Kegel der Lampe von der Wand zur Decke kriechen.
Erstaunlich, dass die Eisenträger dem Gewicht der stürzenden Mauern standgehalten hatten.
Mit langsamen Schritten ging er den Flur entlang. Die Luke des Kellerfensters kam in Sicht. Und dann war wieder das Geräusch da, das ihn im Schutzraum beunruhigt hatte. Er stellte den Eimer hin und hielt den Atem an. Er konnte sein Herz klopfen hören. Vorsichtig hob er den Arm und richtete den Lichtstrahl ins Dunkel der Ecke, aus der das Geräusch gekommen war. Nichts, nur das Dreirad seines kleinen Sohnes und das zerbrochene Lasergewehr, das zu Kevins
Raumfahrausrüstung gehörte. Ein ausrangierter Plattenspieler.
Ein ungerahmter Spiegel. Weiter, zur nächsten Wand. Nichts.
Nicht einmal ein Pappkarton. Nichts außer… dem Schatten, der dort nicht hingehörte.
Der Gegenstand, der den Schatten warf, fehlte.
Klimpton machte einen Schritt nach vorn und…
Das kratzende Geräusch schien von oben zu kommen.
Kleine, scharfe Klauen, die einen Balken bearbeiteten.
Und dann ein Wimmern. Das Jaulen
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